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Schneidermeisterin aus Köln: Viele Klein- und Kleinstunternehmer stolpern derzeit von einer Misere in die nächste. © picture alliance / Ulrich Hufnagel
  • Von Lorenz Klein
  • 13.12.2022 um 07:29
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:00 Min

Ob Fotograf, Fitnesstrainer oder Schneiderin – wer ein Kleingewerbe gründet, muss oft mit ähnlichen Risiken rechnen wie ein Großunternehmen. Wie ein Versicherungsschutz passgenau gestaltet werden kann und was Maklerinnen und Makler dabei beachten sollten.

Pandemie, Fachkräftemangel, Inflation und nun auch Energieschock – Klein- und Kleinstunternehmer stolpern derzeit von einer Misere in die nächste. Von Erlösung für das Kleingewerbe keine Spur, weil sich die Krisen längst heillos ineinander verkeilt haben. In der Versicherungswirtschaft wächst nun die Sorge, dass das Geschäft mit Kleingewerbekunden schwieriger wird, weil sich immer weniger Menschen trauen, sich zum Beispiel als Fotograf, IT-Freiberufler oder Kammerjäger selbstständig zu machen. Zudem könnten Bestandskunden aus dem Kleingewerbe womöglich versucht sein, an ihrem Versicherungsbedarf zu kürzen, um ihre liquiden Mittel ein wenig aufzustocken.

Energiekrise als guter Beratungsanlass für Kleingewerbe

Diese Befürchtung würde er „so nicht teilen“, sagt Sven Schönfeld, Vertriebschef der Technologieplattform Thinksurance. Vielmehr sei die Energiekrise „ein guter Beratungsanlass des Vermittlers, eine Kostenersparnis zu prüfen“. Erfahrungsgemäß stecke hier in einigen Verträgen für Kleinunternehmer noch viel Sparpotenzial, sodass am Ende beide Seiten profitieren könnten, gibt sich Schönfeld optimistisch – zumal die IT-Spezialisten aus Frankfurt eher die Beobachtung machen, dass der Absicherungsbedarf im Kleingewerbe aktuell steige. Zudem sollten Versicherungssummen für Kleinunternehmer in vielen Bereichen angepasst werden, „um eine Unterversicherung zu vermeiden, welche durch die Preissteigerung entsteht“, wie der Vertriebsexperte hinzufügt.

Auch beim Münchner Maklerunternehmen Finanzchef24 bleibt man besonnen. „Aufgrund der möglichen Risiken ist es derzeit nicht ersichtlich, dass Kleingewerbekunden auf ihren Versicherungsschutz verzichten möchten“, sagt Geschäftsführer Payam Rezvanian. „Klein- und mittelständische Unternehmen möchten nach wie vor Schadenfälle versichern, die durch Kundenforderungen entstehen können, wie etwa finanzielle Forderungen, Betriebsunterbrechungen oder Schäden an Einrichtung und Ausstattung.“ Stichwort Kundenforderungen: Wer ein Kleingewerbe gründet, wie zum Beispiel eine Reinigungsfirma, haftet als Gewerbetreibender persönlich mit seinem gesamten Privatvermögen. Wird also der edle Anzug eines Kunden durch einen Fehler der Reinigung ruiniert, kostet das zwar nicht gleich die Existenz – andererseits: In einem wirtschaftlich prekären Umfeld dürften solche finanziellen Nackenschläge im Kleingewerbe besonders wehtun.

Deckung passgenau für die Tätigkeit

Aber welche Versicherungen sind denn für Kleingewerbetreibende und Kleinunternehmer unabdingbar, um ihre Geschäftstätigkeit abzusichern? Wo sollte man anfangen? Franz Kupfer, Produktexperte beim Spezialversicherer Hiscox Deutschland, empfiehlt, schrittweise vorzugehen. Zunächst sollten sich Betreiber eines Kleingewerbes „in erster Linie bewusst werden, welche Risiken man selbst ohne eine Versicherung abdecken möchte und kann – und welche nicht“. Hier lohne es sich, auf die eigene Tätigkeit zu schauen „und sich der Szenarien bewusst zu werden, von welchen ein Risiko für den eigenen Betrieb und das Gewerbe ausgeht“.

Beispiel Fotografin: Diese Berufsgruppe ist bei ihrer Arbeit häufig von teuren Gerätschaften abhängig. Objektive und Elektronik zur Datenverarbeitung könnten hier durchaus ein großes Investment für das Kleingewerbe darstellen, so Kupfer, welches sich zu schützen lohne. Und der Beruf entwickelt sich ja ständig weiter: So ist bei aufwendigen Shootings immer häufiger Ausrüstung im Einsatz, welche Dritte schädigen könnte – man denke nur an Drohnen für Luftaufnahmen. Die kleinen Flieger werden Hiscox zufolge immer beliebter, so auch bei anderen Dienstleistern, wie Immobilienmaklern.

„Viele Standard-Haftpflicht– Bedingungen schließen jedoch Luftfahrt pauschal aus“, gibt Kupfer zu bedenken. Der Versicherer achte daher bei seinen Zielgruppenkonzepten immer darauf, dass die Deckungen passgenau für die Tätigkeit des Kleinunternehmers seien. Die Schwierigkeit bestehe dann allerdings darin, zugleich möglichst offen zu sein für neue Bereiche. „Gerade bei Selbstständigen und Kleinunternehmen müssen wir von Vielseitigkeit und stetem Wandel ausgehen. Die hohe Anpassungsfähigkeit unserer Kunden muss sich auch in unseren Lösungen und Versicherungen spiegeln“, fasst der Hiscox-Manager die Herausforderung zusammen.

Nun ja, an dieser Stelle tut es vielleicht ganz gut, das Thema „Versicherungsschutz für Kleingewerbe“ einmal ganz bodenständig zu betrachten: Für Fotografen, Schlüsseldienste und Kammerjäger sei die Betriebshaftpflichtversicherung (BHV) „der Grundpfeiler ihrer Unternehmung“, zählt Payam Rezvanian von Finanzchef24 beispielhaft auf. Denn: Die Betriebshaftpflicht „übernimmt die Schadensersatzansprüche aus ihrer beruflichen Tätigkeit, die gegen sie oder ihre Mitarbeiter gestellt werden“.

Seite 2: „Grundsätzlich ist das Verständnis für das Geschäft des Kunden wichtig“

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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