- Von Andreas Harms
- 24.06.2025 um 15:31
Der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) kann sich überhaupt nicht für die in Europa geplante Datenrichtlinie Fida erwärmen. „Ich habe deshalb großes Bauchweh“, sagt er in einer Folge des Podcasts „Nachdenken“ des Investmentverbands BVI.
Hintergrund: Fida heißt ausgesprochen Financial Data Access. Die Verordnung soll bewirken, dass Drittanbieter, zum Beispiel Vermittler, auf Finanzdaten zugreifen können, die Banken, Versicherer und andere Institute gespeichert haben. Damit können Teilnehmer der Finanzbranche Daten besser austauschen, sofern die Kunden zugestimmt haben. Vor allem kleineren Teilnehmern bietet der Zugriff auf die großen Datenschätze große Möglichkeiten.

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Im Februar dieses Jahres war Fida kurz vom EU-Zettel verschwunden. Dann war sie wieder da.
Der Podcast-Moderator, BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter, ordnet weiter ein: Fida könnte es kleineren Anbietern und Dienstleistern erleichtern, Kunden anderer Häuser Gegenangebote zu beispielsweise bestehenden Wertpapierdepots zu unterbreiten. Das soll den Wettbewerb fördern. Richter sieht aber auch die Gefahr, dass Big-Tech-Firmen an Depots und Kontostände europäischer Kunden herankommen. „Will die EU das wirklich riskieren?“, fragt er und zeigt sich überzeugt, dass die Amerikaner im umkehrten Fall so etwas nie verabschieden würden.
Auch Markus Ferber stellt das ganze Projekt in Frage, aber eher wegen des technischen Aufwands: „Wenn ich eine Spar- und Investitionsunion haben will – bringen uns Datenaustausch und hohe Kosten mit Schnittstellendefinitionen wirklich weiter? Ich habe da meine Zweifel. […] Es schafft mehr neue Probleme, als dass wir bestehenden Probleme lösen.“
Und wie ist die Lage zurzeit? Laut Ferber hat die EU-Kommission ein Vereinfachungspapier vorgelegt, und es gab eine Verhandlungsrunde. Darin wurde festgelegt, dass die Big-Techs keinen Zugriff bekommen sollen. Damit ist diese Sorge schon mal vom Tisch. Doch die Kosten für Schnittstellen bleiben bestehen. Ferber: „Deshalb wundere ich mich, dass die Fida nicht zurückgezogen wurde.“
„Massiver Druck aus Deutschland“
Es gebe aber derzeit große Diskussionen, ob man Fida braucht. Ferber denkt das nicht. Jedenfalls nicht so, wie sie derzeit vorgeschlagen auf dem Tisch liegt. Deshalb sei es besser, wenn die Kommission sie zurückzieht, anstatt sie entschlacken und vereinfachen zu wollen.
Fida ist nur eines von mehreren Themen in der hörenswerten Podcast-Folge. Weiterhin geht es um die Pläne, ob und wie Europa Bürokratie abbauen will. Wobei Ferber immerhin die gute Nachricht verkündet: „Aus Deutschland kommt jetzt massiver Druck, was bei der Ampel-Koalition noch nicht der Fall war.“ Sogar das komplexen europäischen Regeln zugeneigte Frankreich habe sich gewandelt und wolle nun Bürokratie „deutlich reduzieren“. Tatsächlich zeigt sich Ferber optimistisch, dass jetzt was vorangeht.
Und am Ende geht es noch um die Frage, ob das Provisionsverbot nicht doch noch wieder von irgendwoher auf den Tisch kommt (Ferber: „Keine generelle Entwarnung“), und welchen Sinn das neu geplante EU-Siegel für Finanzprodukte haben soll.
Hören Sie hier einfach mal rein:

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