Moritz Schüßler (links) von der Fondsgesellschaft Vanguard und Heiko Reddmann, Geschäftsführer von Honorarkonzept © Vanguard / Honorarkonzept
  • Von Redaktion
  • 16.10.2023 um 08:33
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Der Markt für fondsgebundene Policen wächst rasant. Passive Indexfonds gewinnen dabei an Bedeutung. Zu Recht? Das erklären Moritz Schüßler von der Fondsgesellschaft Vanguard und Heiko Reddmann, Geschäftsführer von Honorarkonzept, in ihrem Gastbeitrag. Sie meinen, dass passive Indexfonds und ETFs Vorteile für alle Beteiligten bieten: für Versicherer, Makler und Kunden.

Während traditionelle Lebens- und Rentenversicherungen mit Garantiezins im Neugeschäft zunehmend an Bedeutung verlieren, stoßen fondsgebundene Produkte bei Versicherungsnehmern auf ein stark wachsendes Interesse. So wurden – wie der Gesamtverband der Versicherer (GDV) berichtet – im vergangenen Jahr 14 Prozent mehr fondsgebundene Rentenversicherungen und 2 Prozent mehr fondsgebundene Kapitalversicherung abgeschlossen als im Vorjahr. Bemerkenswert sind diese Zuwächse deshalb, weil die Zahl der Neuverträge bei klassischen Rentenversicherungen (minus 19 Prozent) und Kapitalversicherungen (minus 15 Prozent) signifikant rückläufig war.

Neues Rollenbild für Versicherungsmakler

Die Zahlen des GDV zeigen: Die kapitalmarktorientierte private Altersvorsorge per Fondspolice gewinnt an Beliebtheit. Ein Grund dafür liegt unter anderem in der Flexibilität. Denn in der Regel kann sich der Anleger sein Fondsportfolio aus einem breiten Angebot von aktiv verwalteten Fonds, passiven Indexfonds und börsengehandelten ETFs selbst zusammenstellen und bei Bedarf anpassen.

Das Spektrum reicht von defensiven Rentenfonds über ausgewogene Mischportfolios bis hin zu chancenorientierten Aktienfonds. Den Kunden bei diesem fortlaufenden Prozess entsprechend seiner Anlageziele und seiner Risikobereitschaft zu unterstützen und zu beraten, das ist Aufgabe des Versicherungsmaklers.

Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, bedarf es mitunter eines neuen Rollenbilds. Der Grund dafür ist, dass die Höhe der Kapitalauszahlung oder der monatlichen Rente maßgeblich von der Wertentwicklung der in die Police eingeschlossenen Fonds abhängt. Um Kunden optimal zu beraten, ist es daher notwendig, nicht nur ihre Bedürfnisse im Blick zu haben, sondern auch ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie die Kapitalmärkte und Fonds funktionieren und welche Produkte daher für die Police in Betracht kommen.

Vorzüge von passiven Anlageprodukten

Eine wichtige Frage, die sich im Zusammenhang bei der Fondsauswahl stellt, lautet: aktiv oder passiv? Mit Letzterem sind Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) gemeint. Sie weisen gegenüber aktiv gemanagten Fonds eine Reihe von Vorzügen auf, die sowohl aus Kundensicht als auch aus Sicht der Versicherung und des Maklers von entscheidender Bedeutung sein können. Denn passive Produkte punkten durch hohe Transparenz, leichte Verständlichkeit und geringe Kosten. Sie bilden einen Referenzindex ab, das heißt, der Kunde weiß genau, was er bekommt: die Marktrendite, also die Rendite des zugrunde liegenden Referenzindex, abzüglich der Gebühren.

Bei aktiv verwalteten Fonds besteht hingegen das Risiko von Fehlleistungen. So kommt eine Auswertung der zu Dow S&P Indizes gehörenden Research-Plattform SPIVA zu dem Ergebnis, dass es nur 7 Prozent der aktiv gemanagten europäischen Aktienfonds gelingt, ihren Vergleichsmarkt (Benchmark) über einem Zeitraum von zehn Jahren zu übertreffen. Im Umkehrschluss: 93 Prozent bleiben hinter dem Markt zurück.

Hohe Sterberate bei aktiven Fonds

Zu ähnlich ernüchternden Resultaten kommt das „European Active/Passive Barometer“ von Morningstar. Die Fonds-Rating-Agentur weist darauf hin, dass selbst in einem von starken Turbulenzen und hohen Kursverlusten gekennzeichneten Börsenjahr wie 2022, in dem eigentlich aktives Management einem passiven Ansatz überlegen sein sollte, die Underperformance-Quote der in Europa zugelassenen aktiven Aktienfonds bei über 70 Prozent lag. Aus dem Morningstar-Report geht außerdem hervor, dass fast die Hälfte der aktiven Aktienfonds in Europa ihren 10. Geburtstag nicht erleben, entweder weil sie zuvor geschlossen oder in einen anderen Fonds übertragen wurden.

Seite 2: Wie sich die Kosten auswirken

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