Niklas Hellemann, Chef und Co-Gründer von Sosafe: „Cyberkriminelle nutzen KI-basierte Technologien, um das soziale Ökosystem der Zielpersonen zu durchleuchten und Social-Engineering-Angriffe noch weiter zu personalisieren.“ © Sosafe
  • Von Barbara Bocks
  • 24.09.2024 um 12:03
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Cyberkriminelle werden für Firmen immer mehr zum Problem. Die Schäden durch deren Angriffe steigen. Wie stark diese im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind, welche Rolle die KI spielt und was Cyberkriminelle neuerdings mit Briefen zu tun haben, erklärt Niklas Hellemann, Chef von Sosafe, im Interview.

Wer ist in Deutschland eher Opfer von Cyberbetrügern – Unternehmen oder Privatpersonen? 

Hellemann: Betrugs- und Erpressungsversuche gegenüber Unternehmen sind bei Gelingen besonders attraktiv. Das aktuelle Lagebild des Bundeskriminalamts, kurz BKA, gibt an, dass sich die Schäden durch Cyberkriminelle zuletzt verdoppelt haben. Lag die Schadenhöhe 2022 noch bei 588 Millionen Euro, belief sie sich 2023 laut BKA auf 1,7 Milliarden Euro. Eine Entwicklung, die ungebrochen ist. Hinzu kommt noch, dass es immer schwieriger wird, die Tatverdächtigen zu identifizieren.

Für Kriminelle ist die Waffe „Cyber“ äußerst attraktiv. Denn sie ist nicht nur effektiv, sondern auch kostengünstig. Privatpersonen sind quantitativ deutlich häufiger im Visier von Cybergangstern. Die Schadensummen sind jedoch in der Regel überschaubarer.

Für Unternehmen ist Cybercrime das höchste Geschäftsrisiko, dies geht aus dem Allianz Risk Barometer 2023 hervor.

Jedes zweite Unternehmen wurde in den vergangenen drei Jahren Opfer eines Cyberangriffs, jedes dritte sogar mehr als einmal.

Angreifer optimie­ren bewährte Taktiken und entwickeln gleichzeitig ständig neue Methoden: Sei es, indem sie generative KI einsetzen, um in Sekundenschnelle hun­derte personalisierte Phishing-Mails zu erstellen, oder indem sie die Bevölkerung über mehrere Kanäle hinweg durch Deepfake-Audio und -Video täuschen.

Ein beun­ruhigender Trend besteht darin, dass die Grenzen zwischen privatem und geschäftlichem Bereich verschwimmen. Daher beziehen Cyberkriminelle auch Familienmitglieder von Mitar­beitenden in ihre Angriffe mit ein­. Eine Entwicklung, die Unternehmen unbedingt ernst nehmen müssen.

Was raten Sie Versicherungsmaklern, die Unternehmen als Kunden haben, um Schäden durch Cyberkriminalität frühzeitig zu verhindern?

Hellemann: Neben der technischen Grundausstattung sollte es für Unternehmen oberste Priorität sein, bei den Mitarbeitern das notwendige Bewusstsein zu schaffen und eine umfassende Sicherheitskultur zu etablieren, die Mitarbeiter als stärksten Schutzschild im Kampf gegen Cyberkriminelle sieht.

Inwiefern kann man sich als Privatperson oder Unternehmen überhaupt gut vor Cyberkriminalität schützen?

Hellemann: Ganz generell ist es wichtig, dass Personen eine gesunde Vorsicht an den Tag legen und zum Beispiel bei starken Emotionen hellhörig werden. Es ist wichtig, eine Intuition für sicheres Verhalten zu entwickeln. Wer ein schlechtes Bauchgefühl hat oder unsicher ist, sollte versuchen, die Anfrage selbst über weitere Kanäle zu verifizieren. Es ist ratsam, im Zweifel lieber mit einer menschlichen Fachperson Rücksprache zu halten. Bei den gefälschten Briefen ihrer Hausbank mehrten sich die Filialbesuche besorgter Verbraucher.

Bei Webseiten, die unseriös erscheinen, lohnt sich oft ein Blick ins Impressum und den Datenschutzhinweis. Diese Seiten fehlen häufig bei Phishing-Seiten.

Aus Unternehmenssicht ist es ratsam, stets eine aktuelle Cybersicherheitssoftware zu verwenden und das Bewusstsein der Mitarbeiter fortlaufend zu schulen.

Lesen Sie auf Seite 3 dieses Interviews, welche Branchen besonders oft ins Visier von Cyberkriminellen geraten.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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