- Von Barbara Bocks
- 26.06.2025 um 15:18
Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa bewertet die aktuelle Stabilitätslage des Versicherungssektors insgesamt als positiv. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer aktuellen Mitteilung. Grundlage dafür ist der im Juni 2025 veröffentlichte Financial Stability Report der Eiopa, der halbjährlich erscheint.
Der Bericht stützt sich auf Branchendaten für das Jahr 2024. Dazu zählen beispielsweise Beitragseinnahmen, Kapitalanlagen, Solvabilität, Liquidität und Profitabilität europäischer Versicherer. Außerdem hat das Eiopa-Team nationale Aufsichtsbehörden nach ihrer Einschätzung befragt sowie aktuelle Finanzmarktdaten berücksichtigt.

Deutsche Versicherer zeigen sich stabil
EU will Berichtspflicht lockern, Versicherungsbranche jubelt
Versicherer aus Europa fürchten sich vor allem vor Zinsrisiken
Mit einer insgesamt soliden Kapital- und Liquiditätsposition sowie einer gestiegenen Profitabilität sieht Eiopa die europäische Versicherungswirtschaft gut gerüstet, um Marktturbulenzen wie etwa infolge der US-Zollpolitik im April 2025 zu begegnen. Diese Einschätzung basiert auf aktuellen Entwicklungen und möglichen wirtschaftlichen Schocks, die internationale Handelsbeziehungen betreffen.
US-Handelspolitik belastet Versicherungsnachfrage
Ein Schwerpunkt des aktuellen Eiopa-Berichts liegt auf den potenziellen Auswirkungen der US-Handelspolitik auf den europäischen Versicherungsmarkt. Die Analysten gehen von einer höheren Marktvolatilität, gestiegenen Liquiditätsrisiken, Inflationsdruck sowie einer sinkenden Versicherungsnachfrage infolge schwächeren Wirtschaftswachstums aus.
Kurzfristig besonders betroffen sind laut Eiopa die Sparten Schaden- und Unfallversicherung – vor allem dort, wo internationale Handelsverbindungen bestehen, etwa bei Transport- und Warenkreditversicherungen.
Versicherer als stabilisierender Faktor für den Bankensektor
Ein weiterer Fokus liegt auf der Kapitalanlagepolitik der Versicherer. Die Aufsichtsbehörde stellt fest, dass Versicherer aufgrund ihres langfristigen Investitionsverhaltens einen stabilisierenden Einfluss auf den Bankensektor und die Finanzmärkte insgesamt ausüben können. Besonders im Jahr 2024 zeigte sich aus Sicht der Aufsicht eine stärkere Verflechtung zwischen Versicherungs- und Bankensektor, ohne dabei systemische Risiken zu verschärfen.
Das Team der Eiopa analysierte auch die Auswirkungen geopolitischer Spannungen auf das Anlageportfolio der Versicherer: Während gestiegene Volatilität und Verluste bei zollbelasteten Assets negativ zu Buche schlagen, wirken sich Zinserhöhungen infolge gestiegener Verteidigungsausgaben – insbesondere durch die geplante Reform der deutschen Schuldenbremse – positiv auf europäische Versicherer aus. Auch Wechselkursentwicklungen spielen eine Rolle, deren Einfluss allerdings stark von der Asset-Struktur einzelner Versicherer abhängt.
Cyberrisiken bleiben systemisch relevant
Ein zentrales Risiko bleibt laut Eiopa der Bereich Cybersicherheit. Die Behörde stuft aktuelle Digitalisierungs- und Cyberrisiken derzeit als „mittel“ ein, rechnet jedoch mit einem Anstieg.
Gründe hierfür sind unter anderem zunehmende geopolitische Spannungen, staatlich geförderte Cyberangriffe, gezielte Desinformationskampagnen und sogenannte Supply-Chain-Angriffe auf Open-Source-Software.
Den gesamten Report auf Englisch gibt es hier.

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