Kind bei der Ärztin: Gut ein Viertel der Eltern mit Kindern bis zwölf Jahren berichtet von Schwierigkeiten dabei, eine Kinderarztpraxis zu finden. © Gpointstudio/Freepik
  • Von Karen Schmidt
  • 04.12.2023 um 16:35
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Die meisten Menschen sind mit der medizinischen Versorgung hierzulande zufrieden. Aber ein nicht unerheblicher Teil erlebt auch Defizite. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, die auch gleich zwei Verbesserungsvorschläge liefert.

Im Großen und Ganzen sehen die meisten Menschen die Gesundheitsversorgung hierzulande positiv: 77 Prozent bewerten zum Beispiel ihre letzten Erfahrungen mit einer Arztpraxis positiv. Jeder Vierte aber sieht die Notfallversorgung in der eigenen Region als nicht vollständig gesichert.

35 Prozent der Menschen, die schon einmal pflegebedürftig waren oder einen Menschen gepflegt haben, waren nicht zufrieden mit den Erfahrungen, die sie mit ambulanten oder stationären Pflegeeinrichtungen gemacht haben. Und 28 Prozent der Eltern mit Kindern bis zwölf Jahren hatten Schwierigkeiten, eine Kinderarztpraxis zu finden.

Das zeigt eine Umfrage unter 2.022 Menschen hierzulande durch das Marktforschungsinstitut Yougov im Auftrag der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse. Auch beim Zugang zur ärztlichen Versorgung schwankt danach die Zufriedenheit: 80 Prozent der Versicherten können eine haus- oder allgemeinärztliche Praxis in angemessener Entfernung zu ihrem Wohnort besuchen. Allerdings haben 30 Prozent trotz dringendem Bedarf keinen Facharzttermin in angemessener Zeit erhalten.

Was die Patienten auch plagt: Der Datenaustausch zwischen den Leistungserbringern. So berichten 26 Prozent der Befragten davon, dass bei ihnen in kurzen Abständen die gleichen Untersuchungen durchgeführt wurden. Von den Pflegebedürftigen haben sogar 54 Prozent Erfahrungen mit Doppeluntersuchungen innerhalb kurzer Zeit gemacht.

Zwei Stellschrauben für ein besseres System

Laut SBK könnte man die Situation verbessert, wenn man vor allem an zwei Stellschrauben arbeitet. Aktuell sei das Gesundheitswesen erstens auf Menge und nicht auf Qualität ausgerichtet. Geld, Fachkräfte und Materialien flössen also vor allem in die aufwendigen Therapien und Angebote, die einen hohen Ressourcenverbrauch haben. Das schaffe keine Anreize, nachhaltig zu handeln. Hier wäre ein Umbau einem qualitätsbasierten System also besser, findet die SBK.

„Wie die Patientinnen und Patienten die Qualität ihrer Gesundheitsversorgung empfinden – das ist aus unserer Sicht eine Schlüsselfrage. Finden Patientinnen und Patienten im Ernstfall angemessen schnell Hilfe? Fühlen sie sich gut versorgt? Um zu erkennen, an welchen Stellen gute Versorgung geleistet wird und wo wir gegensteuern müssen, sind die Erfahrungen der Versicherten unerlässlich. Deswegen erheben wir sie regelmäßig und bringen sie in die Debatte um notwendige Reformen der Gesundheitsversorgung ein“, sagt Gertrud Demmler, Vorständin der SBK.

Die zweite Säule sei ein stärker auf Prävention ausgerichtetes Gesundheitswesen. Heute ginge es in der Versorgung fast ausschließlich um die Behandlung von Krankheiten. Möglichst viele dieser Krankheiten zu verhindern, sei aber der nachhaltigere Weg, so die SBK. Er verringere Leid und schone die Ressourcen des Gesundheitswesens.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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