Wertpapierhändler an der Deutschen Börse: Eine Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Aktien nur was für Profis sind. © picture alliance/dpa | Arne Dedert
  • Von Andreas Harms
  • 10.02.2022 um 12:23
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Während die Ampel-Koalition überlegt, wie sie Aktien in das deutsche Rentensystem einbinden kann, hat ein Beratungsunternehmen bei den Deutschen nachgefragt. Dabei zeigten sich regionale und politische Unterschiede. Vor allem drei ganz bestimmte Parteien fallen auf.

Vielleicht wird es ja doch noch was mit dem deutschen Vorsorger und der Aktie. Immerhin zeigt sich eine zarte Mehrheit der Deutschen inzwischen aufgeschlossen, dass Aktien in Altersvorsorge eine größere Rolle spielen sollen. 41,9 Prozent sind es genau genommen, im Vergleich zu 37,5 Prozent, die das ablehnen.

Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens Blumberry unter rund 5.000 Teilnehmern aus allen Bundesländern hervor. Anlass waren die Gedankenspiele der Ampel-Koalition, Aktien stärker ins Rentensystem einzubinden.

Dabei tun sich jedoch große Unterschiede zwischen den alten und den nicht ganz so alten Bundesländern auf. So liegt die Zustimmung im ehemaligen Westdeutschland durchweg über 40 Prozent, in der ehemaligen DDR hingegen durchweg deutlich darunter. Extremfall ist Sachsen-Anhalt, wo sich 29,1 Prozent der Menschen für Aktien erwärmen können, 47,5 Prozent jedoch dagegen sind. Die größte Zuneigung erfahren Aktien hingegen mit 46,4 Prozent in Rheinland-Pfalz.

Auch bei den politischen Interessen gibt es Ausreißer. So sind FDP-Wähler der Aktie erwartungsgemäß besonders zugetan (68,8 Prozent). Im Gegenzug lehnen die meisten Linkswähler das ab, nämlich 60,1 Prozent. Eher überraschend dürfte sein, dass sich auch mehr als jeder zweite AFD-Wähler (52,8 Prozent) gegen Aktien in der Vorsorge ausspricht.

Getreu dem Motto: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“

So fortschrittlich das alles erscheint, mit der Risikobereitschaft hapert es nach wie vor. Denn 47,1 Prozent der Befragten finden es nicht in Ordnung, dass auch größere Risiken in die Vorsorge gelangen. Dem stehen lediglich 37,2 Prozent gegenüber, die das akzeptieren würden.

In diesem Punkt ragt die Mauer zumindest nicht mehr ganz so hoch zwischen Ost und West. Denn zwar lehnen in Mecklenburg-Vorpommern die meisten Menschen zusätzliche Risiken ab (58,1 Prozent). Gleich darauf folgt aber schon das Saarland mit 53,7 Prozent.

In Hinsicht auf Politik hingegen ergibt sich ein ähnliches Bild wie eingangs. 60,7 Prozent der FDP-Wähler können gut mit weiteren Risiken leben. Bei den Linken sind es nur 19,4 Prozent und bei der AFD 25,7 Prozent.

Dass Aktien wohl so schnell nicht zum flächendeckenden Phänomen werden, liegt an noch immer vorhandenen Vorurteilen. So meinen 49,4 Prozent der Befragten, dass Aktien nur für Experten geeignet sind. Als Anlageform für alle betrachten sie lediglich 31,4 Prozent. Die nach Bundesländern und Parteien aufgeschlüsselten Teilmengen decken sich dann auch exakt mit jenen aus der vorangegangenen Risikofrage.

Jeder zweite fühlt sich nicht gut informiert

Und wie um das zu bestätigen, schob Blumberry die Frage nach, wie gut sich denn die Menschen über Aktien informiert fühlen. Bei nur 35,3 Prozent lautete die Antwort „gut“ und bei 47,8 Prozent eben nicht. Und das alles wieder mit exakt demselben Länder- und Parteienbild.

Bleibt also nur noch die Frage, was denn Menschen zu mehr Aktien in der Vorsorge bewegen könnte. Mehrere Antworten waren möglich, doch bei 42,7 Prozent lautet sie ganz einfach: „Gar nichts.“ Immerhin 28,9 Prozent wünschen sich mehr Wissen über die Materie. 23,5 Prozent bevorzugen risikogedämpfte Aktienanlagen und 20,9 Prozent hätten gern mehr Vertrauen ins Finanzsystem. Wie auch immer das dann entstehen soll.

Wohl kaum überraschend, für Vorsorgeberater aber nicht ganz unwichtig ist ein weiteres Nebenbild: Vor allem Menschen zwischen 18 und 29 Jahren zeigen sich gegenüber Aktien aufgeschlossen (54,5 Prozent), akzeptieren zusätzliche Risiken (48,2 Prozent) und fühlen sich gut informiert (41,1 Prozent).

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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