- Von Redaktion
- 10.06.2016 um 14:15
Viele Fußballvereine haben Schulden bei den eigenen Fans. Schalke 04, der Hamburger SV oder Hertha BSC. Sie alle haben Anleihen ausgegeben. Für die Clubs haben die Schuldscheine den Vorteil, dass ihnen nicht ständig ein neugieriger Banker über die Schulter guckt. Sie werben mit hohen Zinsen und einer „emotionalen Rendite“ – der leidenschaftliche Fan weiß, dass er mit seinem Geld den nächsten Millionentransfer oder den Stadionausbau ermöglicht. Doch eignen sich die Papiere in Zeiten der Minizinsen als Sparform, fragt ihre-vorsorge.de.
Sicher die Zinsen sind verlockend. Die Papiere der Clubs und ihrer Fußballfirmen bieten rund 5 bis 6 Prozent – deutlich mehr als Sparbuch und Festgeld. Anlegerschützer warnen aber, dass es sich bei den Papieren kaum um eine sinnvolle Altersvorsorge handele. „Ein hoher Zinssatz bedeutet immer auch ein erhöhtes Risiko“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Solche Renditen auch zu erwirtschaften, ist ja nicht ganz einfach.“
Überhaupt haben die Papiere einen eher durchwachsenen Ruf. Als Alemannia Aachen vor mehr als drei Jahren in die Insolvenz musste, fiel die Rückzahlung des 2008 ausgegebenen Schuldscheins aus. 4,2 Millionen Euro hatten die Anhänger dem Verein für den Stadionbau geliehen. Aktuell komme das Geschäft mit dem Geld der Fans aber wieder in Mode. Zum einen stehen demnächst einige Anleihen zur Rückzahlung an – und die ist eben am komfortabelsten mit neuen Anleihen, weil bei den wenigsten Vereinen die Kasse überquillt. Zum anderen wird der Abstand deutscher Proficlubs zu den europäischen Top-Adressen unter anderem wegen niedrigerer Fernsehgelder immer größer. Die Verlockung, in ein hoffnungsvolles Talent für den sportlichen Erfolg zu investieren, ist demgegenüber weiter groß.
Krösus unter den Fußball-Schuldnern ist nach wie vor der FC Schalke. Ende Mai kündigten die Königsblauen an, die bestehende 50-Millionen-Euro-Anleihe vorzeitig zurückzahlen zu wollen und dafür wiederum zwei neue Anleihen in insgesamt gleicher Höhe zu planen. Der klamme Hamburger SV könnte im Sommer für die Rückzahlung diverser Schulden und für die in drei Jahren fällige 17,5-Millionen-Euro-Anleihe 40 Millionen Euro über Anleihen einsammeln.
Mittlerweile seien die deutschen Fußballvereine deutlich besser und professioneller geführt als früher, sagt Anlegerschützer Kurz. Den eigenen Verein mit dem Investment unterstützen zu wollen, sei zudem völlig legitim. Man solle sich nur nicht von einer hohen Rendite in die Anlagen locken lassen. Im Gegensatz zu den meisten Mittelständlern könne ein Anleger bei Fußballclubs nur bedingt aus der Vergangenheit auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung schließen. „Für die ist schließlich der sportliche Erfolg ausschlaggebend“, so Kurz. Und wie Fans von Alemannia Aachen wissen: Auch eine emotionale Rendite kann negativ sein.
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