Die Einparkhilfe eines Autos arbeitet: Mit verbesserter Sensor-Technik lässt sich auch das eigene Fahrverhalten immer weiter verbessern. © picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose
  • Von Karen Schmidt
  • 08.11.2021 um 16:02
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Günstigere Prämien und ein verbessertes Fahrverhalten – das sind die beiden Hauptvorteile, die deutsche Versicherungsmathematiker in Telematik-Tarifen in der Kfz-Versicherung sehen. Allerdings gebe es in diesem Feld auch noch ein paar Herausforderungen – der Datenschutz sei aber keiner davon, heißt es.

​„Die Integration telematischer Merkmale kann dafür sorgen, dass Kfz-Prämien noch risikoadäquater und individueller kalkuliert werden können“, erklärt Detlef Frank, Vorstandsmitglied der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Die modernere Technik bei Sensoren und Mobilfunk sowie dem Cloud- und Big-Data-Einsatz eröffneten neue Möglichkeiten, entsprechende Tarife zu konzipieren.

Bei Telematik-Tarifen werden pro Fahrt Zeit und Fahrzeugposition, Geschwindigkeit- und Beschleunigungs-, Kurven- und Bremsverhalten erfasst. Versicherte erhalten so einen unmittelbaren Eindruck ihres Fahrstils und können Einfluss auf ihr individuelles Risiko und damit auf die Versicherungsprämie nehmen. „Durch das eigene Verhalten können die Kundinnen und Kunden also zu einem günstigeren Preis gelangen, der vielfach auch besser ihre subjektive Risikoeinschätzung als das bisherige Tarifgerüst widerspiegelt“, so Frank.

Gesamtkollektiv könnte profitieren

Von diesem verbesserten Fahrverhalten könnte dann auch das gesamte Versichertenkollektiv profitieren, glaubt Frank. Günstigere Prämien seien möglich, wenn die „Schadenlast“ insgesamt sinke und dieser Effekt nachhaltig sei. Ersten Untersuchungen zufolge wiesen Fahrende mit einem schlechten Score eine drei- bis zehnmal höhere Unfallwahrscheinlichkeit auf als Fahrende mit gutem Score.

„Mit der Kfz-Telematik eröffnen sich nicht nur für die Versicherungsnehmenden, sondern auch für die Aktuarwissenschaften völlig neue Perspektiven für die Beschreibung des relevanten Risikoverhaltens“, so Frank. An die Stelle von statischen Tarifmerkmalen träten Zeitreihen von Sensordaten, zudem sei jede Fahrt von individueller Länge und semantischer Struktur. Noch seien diese Daten aber mitunter lückenhaft, unvollständig und fehlerhaft, beschreibt Frank eine Herausforderung hierbei. Auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Kfz-Telematik sei noch nicht „umfassend“, da diese teilweise als Blackbox angesehen werde.

Datenschutz kann sichergestellt werden

Mit Blick auf den vielfach diskutierten Datenschutz bei der Kfz-Telematik verweist Frank darauf, dass dieser etablierten Standards wie dem Code of Conduct des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) oder der europäischen Datenschutz-Grundordnung (DSGVO) folgt. „Die Versicherungswirtschaft ist seit jeher damit vertraut, mit personenbezogenen Daten umzugehen“, so Frank.

Insgesamt sieht DAV-Vorstand in der Kfz-Telematik eine große Chance für einen Digitalisierungsschub in der Versicherungstechnik. Zudem könnten durch eine risikogerechte Differenzierung und Kundenbindung über Sparten hinweg weitere Risiken versicherbar gemacht werden. „Die Kfz-Telematik ist zweifellos ein Ansatz für künftige Versicherungsprodukte, wobei die aufgezeigten Herausforderungen lösbar sein dürften“, prognostiziert Frank abschließend.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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