Autos auf dem Weg nach oben – ebenso wie die Prämien für KFZ-Versicherungen. © picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand
  • Von Andreas Harms
  • 26.10.2022 um 10:29
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Im November geht es wieder los – KFZ-Versicherer kämpfen um wechselwillige Kunden. Doch die können große Rabatte diesmal wohl in den Auspuffrauch schreiben. Das gibt der Markt einfach nicht her.

Wenn aus 2 Milliarden Euro Gewinn 2 Milliarden Euro Verlust werden

„Klar dürfte sein, dass ein Anstieg oberhalb von 4 Prozent direkt die versicherungstechnischen Ergebnisse mindert, da kein Marktteilnehmer diese Entwicklung zu Beginn des Jahres vorhersehen und in die Preise einarbeiten konnte“, stellt Marco Morawetz fest, der beim Rückversicherer General Reinsurance Kraftfahrtversicherungen bewertet. In seiner Analyse „KFZ-Versicherung im post-pandemischen Zeitalter“ stellt er eine beachtliche Rechnung auf: Würden in diesem Jahr Schäden wieder so häufig auftreten wie 2019 und die Schadeninflation bei 6 Prozent liegen, würden Autoversicherer statt der mehr als 2 Milliarden Euro Gewinn von 2021 einen Verlust in gleicher Höhe einfahren bei einer Schaden-Kosten-Quote von dann 107,5 Prozent. Eine Differenz von 4 Milliarden Euro.

Die zukünftige Ertragssituation in der KFZ-Versicherung könne man allein durch aktuarielle Expertise nur sehr unscharf ermitteln, schreibt Morawetz weiter. „Vielmehr bedarf es der zusätzlichen Einbeziehung virologischer und volksökonomischer bis hin zu politikwissenschaftlicher Expertise“, heißt es in seinem Bericht. Oder wie es Alexander Held ausdrückt: „Wir müssen ja jetzt die Preise für das kommende Jahr festlegen, das ist fast wie ein Termingeschäft. Ich mache diese Arbeit seit 20 Jahren, aber so hohe Inflation habe ich dabei noch nie gesehen.“

Als würden sich Sterbetafeln um Jahre verschieben

Das ist in etwa so, als würden sich bei den Lebensversicherern ganz plötzlich die Sterbetafeln um mehrere Jahre verschieben. Kaum vorstellbar, bei Autoversicherern nun aber Realität. Am Ende zeigt sich Held überzeugt, dass die meisten Anbieter die Preise erhöhen werden – manche mehr, manche weniger. Laut einer Analyse von General Reinsurance aus dem vergangenen Frühjahr liegt die Preisspanne von KFZ-Versicherungen bei rund 40 Prozent. Vielleicht nutzen manche ja doch noch vorhandene Puffer, um Kunden zu jagen.

Die neuen Preise treffen zu guter Letzt auf ohnehin schon ausgabengeplagte Kunden. Wie werden die reagieren? Onnen Siems hofft auf eine Art Abhärtungseffekt. Dann könnten sie 10 Prozent Aufschlag akzeptieren, weil anderswo die Preise noch stärker gestiegen sind. Held erwartet zumindest, dass das große Suchen beginnt. „Ob die Kunden wechseln, ist noch nicht klar, aber umschauen werden sie sich“, so der Verti-Mann. Davon würden dann insbesondere Vergleichsportale im Internet profitieren. Laut einer Umfrage von Sirius Campus hatten es in der bislang letzten heißen Phase nur 18 Prozent der KFZ-Versicherten überhaupt in Betracht gezogen zu wechseln. Damit war der Wert dreimal in Folge gesunken. Dieser Abwärtstrend dürfte nun definitiv zu Ende sein. Zumindest das ist sicher.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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