- Von Redaktion
- 24.11.2016 um 16:31
„Das Konzept der Pflegestützpunkte ist gescheitert. Sie gehen klar am Bedarf der Betroffenen vorbei“, sagt Barmer-GEK-Chef Christoph Straub. Die Krankenkasse hat gerade ihren diesjährigen Pflegereport veröffentlicht. Das Ergebnis: Aufgrund regionaler Qualitätsunterschiede in der Pflege in Deutschland bekommen nicht alle Pflegebedürftigen die Pflege, die sie brauchen.
Die regionalen Unterschiede in der Pflege seien massiv, zeigt der Pflegereport. So spielt die Pflege in Heimen die größte Rolle in Schleswig-Holstein. Hier werden 40,5 Prozent der Pflegebedürftigen stationär gepflegt. Dementsprechend ist die Kapazität an Plätzen in Pflegeheimen mit 49,2 pro 100 Pflegebedürftigen die höchste im Bundesgebiet. In Brandenburg sind lediglich 26,9 Plätze pro 100 Pflegebedürftige verfügbar. Dagegen werden in diesem Bundesland die meisten Menschen durch ambulante Pflegedienste oder allein durch die Familie versorgt. Hamburg (29,2 Prozent), Sachsen (29,0 Prozent) und Bremen (28,7 Prozent) folgen dicht darauf.
Je länger die Betroffenen pflegebedürftig sind, desto wahrscheinlicher ist die Inanspruchnahme professioneller Hilfe. Nach vier Jahren leben nur noch 38 Prozent aller Pflegebedürftigen. Von diesen wiederum befinden sich dann 29 Prozent in vollstationärer Pflege, zeigt die Barmer-Studie.
Vor allem die Einkommenshöhe der Pflegebedürftigen beeinflusst die Art der Pflege. Je geringer das Einkommen, desto unwahrscheinlicher ist die teure Pflege im Heim.
Zugleich gibt es Unterschiede in der Entwicklung der Zahl an Pflegebedürftigen: Während in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sowie in Berlin, Hamburg und Bremen zwischen den Jahren 2050 und 2060 die Zahl der Pflegebedürftigen steigen wird, sind in den ostdeutschen Bundesländern deutliche Rückgänge zu erwarten. Außerdem wird sich der Anteil Hochbetagter deutlich erhöhen. Bis zum Jahr 2060 werden drei von vier pflegebedürftigen Männern 80 Jahre und älter sein, bei pflegebedürftigen Frauen werden es knapp 85 Prozent sein.
Man muss sicherstellen, dass in Zukunft alle Bedürftigen genau die Pflege erhielten, die sie auch brauchen, so die Barmer GEK. So sollte „eine effiziente Pflegeunterstützung aber nicht nur von der Mitgliedschaft in einer bestimmten Krankenkasse abhängig sein“, sagt Straub.
7,2 Millionen Euro für das Pflegestärkungsgesetz – allein im ersten Jahr
Im Report ging es auch um das Pflegestärkungsgesetz, das 2017 in Kraft treten wird. 7,2 Millionen Euro wird es kosten – allein im nächsten Jahr. Das zeigen Berechnungen des Studienautoren Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Diese entstehen vor allem durch Mehrausgaben für Pflegegeld, Pflegesachleistungen und die vollstationäre Pflege. „Auch wenn die volkswirtschaftliche Entwicklung nur schwer abgeschätzt werden kann, so dürfte sich insgesamt in der Pflegeversicherung im Jahr 2017 ein Defizit ergeben, das den Mittelbestand um mehr als 3 Milliarden Euro reduziert“, so Rothgang.
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