Eine Hausbesitzerin in Erftstadt-Blessem zeigt Flutschäden an den Häuserwänden: Das Tief Bernd verursachte Schäden in Höhe von 8,2 Milliarden Euro © picture alliance/dpa | Oliver Berg
  • Von Andreas Harms
  • 30.06.2022 um 09:46
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Ein Jahr ist es nun her, dass das Tief Bernd große Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verwüstete. Elementarschadenversicherungen sollen solche Ereignisse abmildern. Wie hat sich der Markt seitdem verändert?

Pascal Frank Clair geht auf Nummer doppelt-sicher. „Wenn Kunden keinen Elementarschadenschutz möchten, lasse ich mir das zweimal unterschreiben. Das sorgt dafür, dass sie noch einmal darüber nachdenken“, sagt der Versicherungsmakler aus Wittlich. Der Ort liegt in Rheinland-Pfalz an dem Flüsschen Lieser. Im vergangenen Jahr, als das Tief Bernd die Gegend heimsuchte, erreichte sie Wasserstände in Rekordhöhe. „Die Innenstadt war teilweise überflutet, aber am Ende waren wir zum Glück nicht allzu sehr betroffen“, berichtet Clair.

Aber er hatte Kunden, die wegen Bernd Schäden meldeten. Alle seien sauber abgewickelt worden, so der Makler. Probleme gibt es nur in einem einzigen Fall. Darin sind eine Hausbesitzerin und ihr Versicherer unterschiedlicher Meinung, wie man den Schaden an einer Heizungsanlage bezahlen sollte. Aber im Grunde alles im grünen Bereich.

Versicherungsmakler Pascal Frank Clair aus Wittlich
Versicherungsmakler Pascal Frank Clair aus Wittlich

Wohl dem, der im Sommer 2021 eine Elementarschadenversicherung hatte. Es gibt sie als Zusatzbaustein für die Wohngebäude- und die Hausratversicherung, denn diese beiden Vertragsarten decken üblicherweise nur Sturm- und Hagelschäden ab. Durch den Zusatz sind somit Haus oder Inventar auch gegen sogenannte Elementargefahren versichert. Dazu gehören Erdbeben, Lawinen, Vulkanausbrüche, Schnee auf Dächern, aber auch Starkregen und Überschwemmungen.

Bernd spült 8,2 Milliarden Euro einfach fort

Zumindest bei dem letzten Punkt sorgte Bernd für einen Hallo-wach-Effekt. Denn seine Wassermassen schwemmten Werte in Höhe von 8,2 Milliarden Euro einfach hinfort. Was auch in anderen Gegenden immer wieder passiert, wie beispielsweise die Elbe-Flut 2002 und das Alpenhochwasser 2005 eindrucksvoll zeigen. Und wer sich vor so etwas nicht schützen will, der soll das bitte unterschreiben. Notfalls auch zweimal. Direkt nach der Katastrophe meldeten sich viele Kunden bei Clair, meistens um herauszufinden, ob sie gegen Elementarschäden versichert sind. Später schlief die Sache wieder ein. „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen es wieder verdrängt haben“, vermutet der Makler. Inzwischen müsse er wieder „um jeden Vertrag kämpfen“.

Im April schlug ein Beitrag auf „Spiegel TV“ eine ziemliche (Flut-)Welle. Darin ging es um eine Familie, die vier Häuser verlor. Laut Beitrag unterschied der Versicherer Provinzial Rheinland zwischen „Überschwemmung infolge Starkregen“ und „Schäden durch Sturmflut oder Flut“. Wobei in diesem Fall eine Sturmflut vorgelegen habe und deshalb nicht versichert sei. Eine Sturmflut in Rheinland-Pfalz? Nun ja. Fairerweise muss man aber dazusagen, dass Bernd die Provinzial am heftigsten erwischt hatte, weil sie in der Region stark vertreten ist. Auf der Elementarrisiko-Konferenz der V.E.R.S. Leipzig Anfang April bezifferte Vorstandschef Wolfgang Breuer den Gesamtschaden für sein Unternehmen auf 1,45 Milliarden Euro.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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