Aufräumarbeiten am Kurhaus direkt am Fluss Ahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, im Ahrtal nach Sturmtief Bernd. © picture alliance / imageBROKER | Stefan Ziese
  • Von Manila Klafack
  • 07.04.2022 um 16:46
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Welche Argumente für und gegen eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden sprechen, haben Experten am Mittwoch auf einer Konferenz in Leipzig diskutiert. Angesichts der Katastrophe, die Sturmtief Bernd im Juli 2021 verursachte, stellen sich Versicherer bereits jetzt bei Elementarschäden anders auf.

Die Debatte über eine Pflichtversicherung oder ein staatliches Eingreifen bei der Absicherung gegen Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen stand im Mittelpunkt der virtuellen Elementarrisiko-Konferenz der V.E.R.S Leipzig in Kooperation mit Hogan Lovells International am gestrigen Mittwoch.

 

Denn die Folgen dieser Unwetter sind nicht nur für die unmittelbar Betroffenen gravierend, sondern stellen Versicherer vor neue Herausforderungen in der Absicherung und Schadenbearbeitung. Je mehr diese Auswirkungen des Klimawandels zunehmen und daraus große Schäden entstehen, desto höher sind auch die Kosten für die Versicherer. Und der Trend hin zu weiteren Katastrophen wird laut Klimaforschern eher zunehmen.

Verschiedene Lösungsansätze für Elementarabsicherung sind denkbar

Daher verhalten sich Versicherer bereits jetzt vorsichtiger, wenn es um die Absicherung in Risikogebieten geht: Sie erhöhen Prämien und Selbstbehalte. Versicherer und Politik müssen auf diese veränderte Risikosituation reagieren. Fred Wagner von der Universität Leipzig zeigte bereits zu Beginn der Veranstaltung verschiedene Lösungsansätze auf. Darunter unter anderem die Aufklärung über Elementarschäden, wie etwa durch die Sensibilisierung für mögliche Ausmaße von Extremwetterereignissen, Präventionsmaßnahmen der Hauseigentümer, die Einführung einer Pflichtversicherung oder Absicherungskonzepte durch Pool- und Kapitalmarktlösungen.

Welche Schritte hingegen die Politik gehen könnte, legte Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, dar. Bereits Anfang Juli 2021, und damit vor der Flutkatastrophe, verabschiedete die nordrhein-westfälische Landesregierung das bundesweit erste eigenständige Gesetz zur Klimaanpassung. Ziel sei unter anderem, die Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen.

Provinzial von Sturmtief Bernd 2021 besonders betroffen

Das Sturmtief Bernd vom Juli 2021 stand immer wieder im Zentrum der Diskussionen, da es sich um eins der größten Schadenereignisse in Deutschland überhaupt handelte. Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender der Provinzial, berichtete, dass sein Konzern mit 1,45 Milliarden Euro Schadenaufwand besonders betroffen war. Zwar würden sich solche Naturkatastrophen nicht verhindern lassen, aber Präventionsmaßnahmen können den potenziellen Schaden reduzieren. Zudem müsse der Anteil an Gebäuden, die gegen Elementarschäden versichert sind, weiter steigen, fordert der Manager. Auf eine Pflichtversicherung setzt er dabei jedoch nicht und fordert stattdessen eine vollintegrierte Wohngebäudeversicherung, die Elementargefahren inkludiert und ein Opt-out-System beinhaltet.

Bei einem Blick über die deutschen Grenzen hinweg zeigte sich, dass beispielsweise in Frankreich nach massiven Überschwemmungen im Jahr 1981 eine Pflichtversicherung gegen Elementarereignisse einführte. Das Gesetz verpflichtet die privaten Versicherer, flächendeckend einen umfassenden Versicherungsschutz gegen Naturgefahren anzubieten.

Den Abschluss der Konferenz bildete der Vortrag von Ivo Menzinger, Swiss Re, der alternative Ansätze der Risikotragung erörterte und der Frage nachging, ob beziehungsweise wie die Versicherungswirtschaft die Resilienz gegenüber Elementarrisiken erhöhen könnte. Auch brachte er parametrische Absicherungskonzepte in die Diskussion ein, mit denen vor allem eine sehr schnelle und transparente Auszahlung ohne Schadenregulierung ermöglicht wird.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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