- Von Redaktion
- 02.07.2025 um 10:28
Was macht für dich ein gutes Geschäftsmodell aus?
Jennifer Weidenbach: Für mich macht ein gutes Geschäftsmodell aus, dass es allen was bringt – Kundin happy, Kooperationspartnerinnen happy, ich happy, Welt ein kleines Stück besser. Und es legt die Basis für langfristiges Wachstum: mit dem Ziel, nicht nur eine Einkommensquelle zu haben, sondern ein ganzes Netzwerk davon.
>> Das Interview können Sie in voller Länge hier lesen.
Wenn du dir den Vermittlermarkt anschaust, was sollten Vermittlerinnen und Vermittler verändern, um in Zukunft bestehen zu können?
Weidenbach: Mehr echte Menschen und Realität und bitte weniger blabla und große Luftblasen wie „ich bin der/die Krasseste, guck mal, was ich alles kann!“ – das nervt nicht nur, sondern bestätigt leider auch genau die Klischees, mit denen die Branche eh schon zu kämpfen hat. Wir sind alle Menschen, denen es mal gut und mal schlecht geht. Jeder hat mal einen Hänger. Jeder findet seinen Job mal scheiße. Und unsicher sind wir sowieso auch alle mal. Lasst uns mal wieder mehr menschlich sein und nicht so tun, als wären wir Übermenschen. Das erledigt die KI schon von selbst.

„Honorarberatung ist unbequem“
„Im Idealfall wird KI zum Verbündeten und nicht zur Konkurrenz“
„Es liegt an uns, den Ruf unseres Berufs zu verändern“
Was wünschst du dir von Versicherern an konkreter Unterstützung?
Weidenbach: Ganz ehrlich? Imagearbeit. Es nervt, dass vor allem wir Maklerinnen und Makler an vorderster Front kämpfen müssen, um das Branchenbild aufzupolieren. Und dann kommt wieder die nächste Story à la: „Die Versicherung hat nicht gezahlt‘“– da könnte ich kurz mal an die Decke gehen.
Ja, manchmal ist es die Sache mit dem Kleingedruckten – und vielleicht hatte die Gesellschaft sogar formal recht. Aber das bringt uns im Außenbild kein Stück weiter.
Was es bräuchte, wäre positives Marketing durch echte Taten:
- schnellere und unkompliziertere Schadenregulierung
- mehr Transparenz
- benutzerfreundlichere Prozesse
Wir sind auf einem guten Weg, keine Frage – aber die Luft nach oben? Puh, gigantisch! Und ganz ehrlich: Ein bisschen weniger „Danke Frau Weidenbach, die Brieftaube ist schon auf dem Weg zu Ihnen!“ wäre auch nicht schlecht …
Warum arbeiten nahezu alle Gewerbe und Dienstleistungen auf Rechnung – nur die Versicherungsbranche nicht?
Weidenbach: Das ist meiner Meinung nach ganz einfach zu beantworten: Wir haben uns unser eigenes Business kaputt gemacht. Durch jahrzehntelanges „Kostenlose Beratung für alle!“ haben wir selbst das Bild erzeugt, dass unsere Leistung nichts kosten darf – und uns auf mehreren Ebenen damit keinen Gefallen getan. Zum einen scheinen viele tatsächlich zu glauben, sie dürften kein Honorar nehmen, weil „das macht man in diesem Job halt nicht so.“ Und zum anderen haben wir damit gleichzeitig jede Menge Vertrauen verspielt.
Denn für viele Menschen fühlt sich Provisionsberatung leider vor allem so an: „Die will mir doch nur was verkaufen, weil sie daran verdient.“ Selbst wenn wir neutral beraten – dieser Beigeschmack bleibt.
Ich glaube, um einen echten Wandel anzustoßen, brauchen wir vor allem eins: Selbstwert. Die innere Klarheit, dass unsere Zeit, unser Wissen und unsere Begleitung genauso wertvoll sind wie die von Steuerberatern. Deren Stundensätze stellt ja auch keiner infrage! Also: Wertschätzung beginnt bei uns selbst. Expertise darf was kosten. Punkt.
Über die Interviewpartnerin
Jennifer Weidenbach ist Gründerin der FIAcademy und Finanzbildungsreferentin für selbstständige Frauen. Ihr Fokus liegt auf finanzieller Bildung durch Workshops, Online-Produkte und 1:1-Beratungen rund um Altersvorsorge und Einkommensströme. Ihre Zauberkraft ist, dass sie komplizierte Finanz- und Versicherungsthemen so aufbereiten kann, dass sie plötzlich jeder versteht.
Über die Autoren
Tim Schreitmüller ist digitaler Stratege mit Versicherungs-Know-how von der LV 1871. Stephan Busch ist Versicherungsmakler und Inhaber von Progress Finanzplaner. Tim und Stephan sind die Köpfe von CoachMeNetto.

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