EZB-Chefin Christine Lagarde im November 2019 mit 20 Euro: Dessen Kaufkraft lag Ende Juni 2022 unter 18 Euro © picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst
  • Von Andreas Harms
  • 08.08.2022 um 17:21
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Die Zinswende hat Renditen steigen und Anleihekurse fallen lassen. Und die Zentralbank hat sich nun doch aufgemacht, der Inflation entgegenzutreten. Wie gehen Versicherer damit um? Wir haben nachgefragt und einige Auskünfte erhalten.

Wer mal von den Kursverlusten einen Eindruck bekommen will, kann bei der Allianz nachsehen. Die muss nämlich als börsennotiertes Unternehmen auch Halbjahresberichte veröffentlichen und hat das zuletzt per 30. Juni getan. An dem Tag beliefen sich die Finanzanlagen des Gesamtkonzerns auf rund 716,2 Milliarden Euro. Davon lagen 12,9 Prozent in Aktien und der Großteil von 81,7 Prozent in Anleihen. Die wiederum unterteilten sich wie folgt (gemessen an den Gesamtanlagen):

  • 39,6 Prozent Unternehmensanleihen
  • 33,1 Prozent Staatsanleihen
  • 14,2 Prozent sonstige Anleihen
  • 7,9 Prozent Pfandbriefe
  • 5,2 Prozent Bankanleihen

Der Gesamtbestand der Anleihen sank von einem Wert von 672,3 Milliarden Euro Ende 2021 auf nunmehr 584,8 Milliarden Euro. Das sind 13 Prozent weniger, „hauptsächlich aufgrund von Marktbewegungen“, wie es dazu im Bericht erklärend heißt.

Täglich 200 Millionen Euro neu anlegen

Doch Versicherer haben ja den Vorteil, dass sie fortlaufend Geld neu reinbekommen – und folglich ständig Anleihen nachkaufen. So betont ein Sprecher der Lebensversicherung: „Grundsätzlich sind die aktuell steigenden Zinsen eine gute Nachricht für die Kunden der Allianz Lebensversicherung, da wir in der Neuanlage von täglich rund 200 Millionen Euro von den höheren Zinsen profitieren.“ Da ist absolut was dran: Wer heute Anleihen kauft, kauft sie zu viel besseren Konditionen als noch vor einem Dreivierteljahr.

Darüber hinaus weist er darauf hin, dass das Haus „seit Jahren verstärkt auf Substanzwerte wie Aktien, Immobilien oder Infrastrukturanlagen, und generell auf alternative Anlagen, die nicht an der Börse gehandelt werden“ setzt. Auf die Anlagen der Allianz LV bezogen, machen Aktien, Infrastruktur, erneuerbare Energien und direkte Beteiligungen (Private Equity) bisher 28 Prozent aus. Alternative Anlagen sollen mittelfristig 40 Prozent der Anlagen erreichen. Wobei das nicht so einfach zu trennen ist. So gehören nicht-börsengehandelte Kredite (Private Debt) zwar durchaus zu den Alternativen Anlagen, aber nicht zu den Substanzwerten.

Auf nach Witznitz

Auch bei der Signal Iduna mischt man dem großen Anleihebrocken einige Alternativen bei, etwa Hypotheken, Immobilien, Private Equity und Infrastrukturanlagen. Wobei man bei letzteren je nach Situation als Kreditgeber (Fremdkapital) oder Miteigentümer (Eigenkapital) auftritt. Als Beispiel erwähnt der Versicherer gern das neu geplante Solarkraftwerk in Witznitz, an dem er sich mit „einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ beteiligt. Der Solarpark soll später eine Gesamtleistung von 650 Megawatt abliefern, das entspricht fast einem halben mittleren Atomkraftwerk.

Seite 3: Die breite Aufstellung der Bayerischen

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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