Frank Rottenbacher, Vorstand im Bundesverband Finanzdienstleistung AfW © AfW
  • Von Lorenz Klein
  • 31.01.2023 um 14:48
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Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermitter konnten ihren durchschnittlichen Gewinn im vergangenen Jahr kräftig steigern – von 64.100 Euro im Jahr 2021 auf rund 75.000 Euro im Folgejahr. Aber trotz des Plus von 17 Prozent sieht der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, der die Zahlen erhoben hatte, „keinen Anlass zum Jubel“.

Es wirkt wie ein starkes Lebenszeichen, dass die unabhängigen Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler in Deutschland aussenden: Im krisengeplagten 2022 konnten sie ihren durchschnittlichen Gewinn auf rund 75.000 Euro steigern (siehe erste Grafik). Das entspricht einem Zuwachs von 17 Prozent gegenüber 2021. Damals standen 64.100 Euro nach Kostenabzug zu Buche. Ihren durchschnittlichen Umsatz für das Jahr 2022 gaben die Vermittlerinnen und Vermittler mit 196.000 Euro an (siehe zweite Grafik).

Diese Zahlen teilte der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW am Dienstag mit. Sie basieren auf den Ergebnissen des 15. AfW-Vermittlerbarometers. An der Umfrage im November und Dezember 2022 nahmen laut AfW insgesamt 1.305 Vermittlerinnen und Vermittler teil.

AfW trotzdem nicht in Feierlaune

Wertet man die Gewinne nach Erlaubnisbereichen aus, dann kommen Makler, die ausschließlich eine Erlaubnis nach Paragraf 34d GewO haben, auf 64.000 Euro. Diejenigen, die ausschließlich Finanzanlagen nach Paragraf 34f GewO vermitteln auf 80.000 Euro durchschnittlichen Gewinn. „Im Durchschnitt sind die unabhängigen Vermittlerinnen und Vermittler somit gut durch das Jahr 2022 mit seinen dramatischen Ereignissen und einer sehr hohen Preissteigerung gekommen“, freut man sich beim AfW.

In Feierlaune ist man im Verband aber trotzdem nicht. Denn die deutliche Zunahme des durchschnittlichen Gewinns ist einem Trend zu verdanken, der viele sorgenvoll stimmt. „Die Entwicklung, dass kleine Vermittlerbüros aufgeben oder übernommen werden, spiegelt sich in diesen Zahlen wider“, sagt AfW-Vorstand Frank Rottenbacher.  So konnte der Durchschnittsgewinn vor allem deshalb zulegen, weil es „einen Anstieg der Teilnehmergruppe gab, die Gewinne jenseits der 300.000-Euro-Marke angegeben haben“, wie der Verband berichtet.

Rottenbacher zieht aus der aktuellen Erhebung ein Fazit, das Wirtschaftswissenschaftler mit „economies of scale“, Skaleneffekte, begründen: „Durch die Schaffung größerer Einheiten und durch den Einsatz digitaler Technik kann die Effizienz gesteigert werden“, so der AfW-Vorstand. „Diese Digitalisierung verbessert Prozesse sowie die Kundenkommunikation, was zu Umsatzwachstum führt.“

Verband mahnt Politik: „Weit weg von einer Neiddiskussion“

Dazu passt, dass die Daten zum Teil große Spannen aufweisen. So liegt die Hälfte der Befragten mit ihrem Gewinn unterhalb von 55.000 Euro. Lediglich bei einem Viertel liegt der Gewinn bei über 100.000 Euro. Beim AfW nimmt man diese Kluft mit Sorge zur Kenntnis – aber auch mit einer gewissen Verärgerung. „So erfreulich der Anstieg des durchschnittlichen Gewinns auch ist, wenn bei 50 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler der Gewinn unter 55.000 Euro liegt, dann sind wir weit weg von einer Neiddiskussion“, schlägt Rottenbacher den Bogen zum politischen Gegenwind, dem die Vermittlerschaft mal wieder ausgesetzt ist.

Insofern sieht der AfW in der Umfrage „eine wichtige Information in Richtung Politik – gerade in Zeiten, in denen über ein Provisionsverbot diskutiert wird“. Berlin müsse nicht regulatorisch eingreifen, um ungerechtfertigte Gewinne zu verhindern, so die Forderung Rottenbachers.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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