Gerd Billen ist Staatssekretär für Verbraucherschutz © Bundesministerium der Justiz und fuer Verbraucherschutz
  • Von Redaktion
  • 18.05.2016 um 18:15
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Gerd Billen, Staatssekretär für Verbraucherschutz, über den aktuellen Status quo bei der Honorarberatung, ihre Vorteile gegenüber der Beratung gegen Provisionen und ein mögliches Provisionsverbot in Deutschland.


Welche alternativen Vergütungsmodelle werden von Maklern und Vermittlern angenommen? Fehlt es hierzu nicht auch noch an einer breiten Palette an geeigneten Produkten?

Bei der Honorarberatung geht es nicht um alternative Vergütungsmodelle für Makler und Vermittler. Wirklich unabhängige Beratung sollte frei von Provisionen sein. Nettoprodukte sind bereits weit verbreitet.

Wäre der Weg der Briten und Skandinavier eines Provisionsverbotes in bestimmten Bereichen nicht der bessere Weg, um Honorarberatung nachhaltig zu fördern? Muss denn zwangsläufig eine Beratungslücke, die sogenannte „Advice Gap“, untere Einkommensschichten betreffend entstehen?

Ein Provisionsverbot ist nicht der politische Wille der Bundesregierung. Diese will einen fairen Wettbewerb zwischen den beiden Vergütungsmodellen.

Welche weiteren Argumente sprechen Ihrer Ansicht nach für eine flächendeckende Honorarberatung?

Bei der Honorarberatung kann sich der Verbraucher sicher sein, dass Provisionsinteressen keine Rolle spielen. Unabhängige Honorarberatung ist ein besonders kundenfreundliches Modell der Beratung über Finanzprodukte. Im Zuge der Finanzmarktkrise haben Verbraucher viel Geld mit für sie ungeeigneten Produkten verloren, die leider häufig deshalb empfohlen wurden, weil eine hohe Provision lockte. Gerade wenn die Geldanlage auch zu Vorsorgezwecken erfolgen soll, sind Information und unabhängige Beratung zu Chancen und Risiken der Anlagemöglichkeiten wichtig.

Natürlich kann auch die Honorarberatung nichts an der Niedrigzinssituation ändern. Honorarberater stehen vor den gleichen Problemen wie alle anderen auch. Aber gerade dann, wenn die Zinsmarge klein ist, spielen die Kosten eine besonders große Rolle. Kostenarme Nettoprodukte sind daher für Verbraucher in der aktuellen Situation höchst attraktiv. Diese Zusammenhänge sind leider vielen Anlegern nicht hinreichend bewusst. Hier ist entsprechende Aufklärung erforderlich. Wer dies erkennt, sieht schnell, dass ein Beratungshonorar mittel- bis langfristig ein Segen für die Rendite seiner Anlage darstellen kann – gerade im Vergleich mit hohen Abschluss- und laufenden Bestandsprovisionen.

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