Reiner Will (links), geschäftsführender Gesellschafter der Rating-Agentur Assekurata, und Markus Kruse, Geschäftsführer Assekurata Solutions. © Assekurata
  • Von Redaktion
  • 25.09.2018 um 20:09
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Ein möglicher Provisionsdeckel in der Lebensversicherung hängt wie ein Damoklesschwert über Maklern und Vermittlern. Pfefferminzia sprach mit Reiner Will, geschäftsführender Gesellschafter der Rating-Agentur Assekurata, und Markus Kruse, Geschäftsführer Assekurata Solutions, über mögliche Folgen für die Branche.

Inwiefern?

Kruse: Der Vermittler übernimmt wichtige Serviceleistungen in Richtung Kunde für die Versicherer. Käme es aufgrund eines Deckels zu einem Vermittlerschwund, müssten sie sich Gedanken machen, wie sie diese Service-Infrastruktur ohne Makler darstellen können.

Die Versicherer könnten aber durch die geringeren Vertriebskosten auch Geld sparen.

Will: Die Nachteile werden unserer Ansicht nach aber überwiegen gegenüber den Vorteilen, die man auf der Kostenseite heben könnte. Die Frage ist, ob der Kunde ein Mehr an Rendite im Produkt durch geringere Kosten zum Beispiel überhaupt wahrnähme. Aufgrund der niedrigen Zinsen wird der Renditeeffekt zudem überschätzt.  Ob das also ein Motivator wäre, um mehr Produkte abzuschließen. Das sehe ich nicht.

Gäbe es für die Versicherungen eine Möglichkeit, einen Deckel zu umgehen?

Kruse: Ich glaube nicht, dass ein Versicherer das machen würde. Die Branche hat vor einigen Jahren den GDV-Verhaltenskodex eingeführt und kürzlich die IDD umgesetzt. Akteure wie die Bafin, Wirtschaftsprüfer oder auch Verbraucherschützer werden sich sehr genau anschauen, wie die Gesellschaften die neuen Regeln umsetzen. Die Branche nimmt diese Themen aus Compliance-Gesichtspunkten sehr ernst. Das sieht man schon an vielen kleinen Diskussionen, die immer wieder geführt werden. Beispielsweise dazu, ob der Versicherer bei der Meldung von gut-beraten-Punkten, die Servicegebühr übernehmen darf. Da wird keiner in gravierenden Fragen große Experimente eingehen.

Will: Das hätte auch reputationsschädigende Wirkung, wenn so etwas an die Öffentlichkeit käme.

Könnte es durch einen Provisionsdeckel einen stärkeren Schwenk zur Honorarberatung geben?

Kruse: Nein, auch das haben wir vor einiger Zeit relativ umfangreich untersucht. Die Honorarberatung genießt kundenseitig keine hohe Akzeptanz. Daher wäre es vom Gesetzgeber auch nicht zielführend, Beratungsmodelle in eine Richtung zu ändern, die der Kunde nicht besonders attraktiv findet.

Will: Die Politik ginge hier ein gefährliches Experiment ein. Es gibt eine gemeinsame Untersuchung des Instituts für Aktuarwissenschaften und der Uni Hohenheim. Die Experten haben durchgerechnet, wie sich bei einer Deckelung der Provision die verschiedenen Stundensätze je nach Beitragshöhe und Laufzeit ändern und wie sich das im Vergleich zur Honorarberatung verhält. Das Ergebnis: Gerade bei kleinen Beiträgen sind die Stundensätze für die Provisionsberatung nicht auskömmlich. Provisionsberater bekommen zudem regelmäßig deutlich weniger als das, was Honorarberater nehmen. Das liegt daran, dass der Provisionsvermittler für einen kleinvolumigen Vertrag eben auch nur eine kleine Provision bekommt und entsprechend mehr für größere Volumen. Dadurch kommt es im Provisionsmodell zu einer gewissen Umverteilung. Das ist bei der Honorarberatung nicht so. Da müssen Kunden für einen kleinvolumigen Vertrag das gleiche Honorar zahlen, wie für Verträge mit hohen Beiträgen. Der Geringverdiener zahlt bei der Honorarberatung prozentual auf die Beitragssumme bezogen also mehr als bei der Provisionsberatung. Und bezahlbare Beratung gerade auch für Geringverdiener sollte doch auch im Interesse der Politik sein.

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