Standardbestandteil einer Videoberatung: Die Webcam © M Ameen / Pixabay
  • Von Andreas Harms
  • 01.06.2022 um 15:22
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Kritiker bemängeln gern, dass das Streamen von Videos viel Kohlendioxid verursacht. Sollten Versicherungsmakler deshalb wieder häufiger das Auto benutzen, anstatt Kunden per Video zu beraten? Eine Studie liefert alle Einzelteile, um das auszurechnen. Und wir haben das getan.

Sie ermittelten, wie viele Teilnehmer den Videokonferenzdienst „Jitsi“ nutzten und wie viel Energie das verbraucht, wenn die Videos in Full-HD übertragen werden (1.920 mal 1.080 Pixel). Das brachen sie auf einen einzelnen Nutzer herunter und ermittelten so einen CO2-Ausstoß von 1,93 Gramm pro Stunde. Rechnet man mit ein, dass so ein Rechenzentrum ja auch gebaut werden muss, sind es insgesamt 2,27 Gramm pro Stunde. Als Stromquelle setzten sie den aktuellen Strommix in Deutschland an. Zieht das Zentrum seine Kraft ausschließlich aus Sonne und Wind oder umgekehrt aus Braunkohle, sieht die Bilanz natürlich anders aus.

Um das Ergebnis einzuordnen, rechnen wir es in eine Autofahrt um (siehe Punkt 1, der Kundenbesuch). Ein deutscher Mittelklassewagen stößt im Schnitt 156 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Über einen Dreisatz erkennen wir also, dass eine Stunde Videokonferenz im Rechenzentrum so viel CO2 freisetzt wie eine Autofahrt von 12 Metern – ohne den Bau von Rechenzentrum und Auto zu berücksichtigen. Und natürlich muss man auch hier einschränken: Fährt das Auto mit Strom aus der Sonne, ist gar kein CO2 mehr anzusetzen.

Der Kabelsalat

Der Videostrom muss von den Nutzern zum Rechenzentrum und von dort wieder zurück. Dabei ist ein Knackpunkt, welches Datennetz die Nutzer verwenden. Die beste Klimabilanz bieten Glasfaserkabel mit 2 Gramm CO2 pro Stunde (g/h). Es folgen die weiteren Techniken:

  • Kupferkabel: 4 g/h
  • 5G-Netz: 5 g/h
  • 4G-Netz (LTE): 13 g/h
  • 3G-Netz (UMTS): 90 g/h

Womit sehr gut zu erkennen ist, wie stark technischer Fortschritt den CO2-Abdruck verringern kann. Zumindest auf eine bestimmte, unveränderte Datenmenge bezogen.

Das Heimspiel

Kaum klopfen die Daten an die Tür, will man sie auch sehen und hören. Dafür sind Router und Endgeräte vonnöten. Auch hier haben die Studienautoren Durchschnittswerte gebildet und mit dem deutschen Durchschnittsstrom betrieben. Schließlich ist völlig klar, dass ein großer Daddel-Monitor deutlich mehr Strom verbraucht als ein kleinerer mit bescheidener Diagonale. Und diese Werte kommen heraus:

  • Desktop-Computer: 21 g/h
  • Monitor: 9 g/h
  • Laptop (mit SSD-Laufwerk): 10 g/h
  • 55-Zoll-Monitor: 63 g/h
  • Router: 6 g/h

Es versteht sich von selbst, dass diese Werte nicht zu addieren sind, sondern entsprechend dem anzusetzen, was daheim auf dem Schreibtisch steht.

Seite 3: Wir errechnen Mini- und Maximum

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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