Versicherungsmakler, Software-Spezialist und Zahlenfreund Mario Strehl © privat
  • Von Mario Strehl
  • 05.07.2023 um 16:15
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Die Deutsche Rentenversicherung hat mit der digitalen Rentenübersicht losgelegt. Ist das der große Wurf? Hilft das den Menschen? Unser Kolumnist, der Versicherungsmakler Mario Strehl, wühlt sich im Selbstversuch durch das System – und zieht dann ein bitteres Fazit. Er weiß aber auch, wie es besser geht.

Am 30. Juni 2023 startete die öffentliche Pilotphase der digitalen Rentenübersicht der Deutschen Rentenversicherung für Bürger. Viel wurde im Vorfeld angekündigt und ebenso viel zum Start in den einschlägigen Medien berichtet.

Und gleich vorweg, um entscheiden zu können, ob Weiterlesen überhaupt Sinn ergibt: Ich halte sie für einen absoluten Rohrkrepierer. Rumms! Meine Meinung werde ich selbstverständlich gleich ausführlich begründen.

Welche technischen Hürden müssen Nutzer meistern, um auf die digitale Rentenübersicht zugreifen zu können?

Man braucht zum Beispiel einen elektronischen Personalausweis und ein NFC-Lesegerät, alternativ ein modernes Smartphone und die AusweisApp2. Alle Personalausweise ab 2017 sind mit dem NFC-Chip ausgestattet. Es muss eine Freischaltung der Online-Funktionen beantragt worden sein/werden.

Mein eigener Personalausweis ist von 2019, somit sollte das funktionieren. Da ich mich – obwohl Technik-Nerd – in der Vergangenheit mit dem elektronischen Ausweisdokument nicht auseinandergesetzt habe, ist der Transport-PIN-Brief nicht (mehr?) vorhanden. Kann man neu beantragen, habe ich gemacht. Zusendung einer neuen PIN kann bis zu sieben Werktage dauern. Kein Thema, geht meistens schneller. Was in meiner Rentenübersicht steht, weiß ich aber auch jetzt schon, von daher weiter im Text!

Technische Hürde ist nicht besonders hoch

Mangels NFC-Lesegerät ist die AusweisApp2 notwendig. Download funktioniert (im iOS AppStore erscheint bei Eingabe von „AusweisApp2“ an erster Stelle eine andere Scan-App), Scan des Ausweises ebenfalls, neue PIN aus der App beantragt. Das ging bereits auf den zweiten Versuch. Beim ersten Versuch hatte ich den Ausweis zu früh vom Handy, iPhone13, wegbewegt, Fehlermeldung. Habe es dann – ohne darauf hingewiesen worden zu sein, einfach nochmal versucht – geklappt. Die Voraussetzungen für die zukünftige Nutzung der digitalen Rentenübersicht scheinen geschaffen.

Zusammengefasst: Die technische Hürde ist nicht besonders hoch für jemanden, der selbstverständlich mit aktueller Technik umgeht. Dennoch: Ein Lesegerät oder ein tendenziell modernes Smartphone mit NFC-Lesefähigkeit ist erforderlich (eine Liste unterstützter Smartphones befindet sich auf der Webseite, wenn man den PIN-Brief beantragt, und diese wird aktualisiert). Mit ein wenig lesen und klicken, herunterladen und ausprobieren, war ich selbst innerhalb weniger Minuten in der Lage, App/Software in Verbindung mit Ausweis nutzen zu können.

Sollte der Personalausweis schon etwas älter sein, besteht allerdings die Notwendigkeit, diesen vorzeitig zu ersetzen. Sprich: Wer einen Perso von 2016 oder älter sein Eigen nennt, der erst 2027 ungültig würde, bräuchte schon jetzt einen neuen. Hektik braucht man nicht. Es reicht, wenn einfach der nächste Ausweis die Online-Funktion hat, dazu komme ich gleich bei der Liste der aktuell angebundenen Anbieter.

Hier werden viele schon scheitern

Fazit: An dieser Stelle werden leider dennoch schon viele Interessierte scheitern und so nicht in den Genuss ihrer digitalen Rentenübersicht kommen können. Vor allem, da diejenigen, die selbst schon ein wenig angespart haben und sich für ihre Rente zu interessieren beginnen, eher Ü50/55 sind und sich statistisch eher nicht bei den Digital Natives wiederfinden. Ich gehöre selbst zu der Gruppe und unterstütze unser Softwarehaus gelegentlich im Support von Lizenznehmern. Da tun sich manches Mal Abgründe auf. Die Masse der Bevölkerung ist da eher skeptisch, vorsichtig und nicht bereit, mehrere Male auszuprobieren, wenn es nicht auf Anhieb klappt.

Aber – ich bin positiv (darauf kann man jetzt nicht direkt kommen, ich weiß) – gehen wir davon aus, der Log-in ist geschafft, was könnte man derzeit sehen? (Wichtig ist: die Anzahl der Anbieter wird wachsen, keine Frage. Wir befinden uns in der Pilotphase für Berater in der Branche oder besonders interessierte Bürger).

Seite 2: Was das System alles noch nicht kann

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Mario

Mario Strehl

Mario Strehl begann 1995 als Quereinsteiger in den Finanzvertrieb. Parallel dazu ließ er sich zum Finanzwirt ausbilden. Heute ist er außerdem Ruhestandsplaner und stellt Software für Berater und Vermittler her und unterrichtet diese auch darin.

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