- Von Sabine Groth
- 15.04.2024 um 14:55
Die Zahl der Pflegefälle ist in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen. Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen, stellt Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, im Interview mit der Funke Mediengruppe fest. Dies könne ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie sein. „Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kritischer darstellen“, so Kiefer und ruft zum Handeln auf.
Ohne die nötigen Reformen werden seiner Ansicht nach erstens die Kosten für die Pflege in einem Ausmaß steigen, das für sehr viele Pflegebedürftige nicht mehr zu stemmen ist. „Zweitens werden Beschäftigte und Arbeitgeber überlastet, sollte die Politik weiter eindimensional und einfallslos auf steigende Beiträge setzen. Drittens muss wirksam zusätzliches Personal in die Pflege geholt werden, und Pflegerinnen und Pfleger müssen im Beruf verbleiben“, mahnt Kiefer.
Staat soll Leistungen selbst übernehmen
Statt immer weiter an der Beitragsschraube zu drehen, sollte der Staat einige der Leistungen, die er der Pflegeversicherung zuordnet, verursachungsgerecht selbst übernehmen. So ließe sich der Druck auf die Beitragssätze in der Pflegeversicherung deutlich reduzieren. „Wenn der Bund das nicht übernimmt, werden die Beiträge in der Pflegeversicherung um mindestens 0,2 Prozentpunkte steigen müssen“, so Kiefer im Gespräch mit Funke Medien.
Auch DAK-Chef Andreas Storm warnte bei der Vorstellung des DAK Pflegereports 2024 in der vergangenen Woche vor steigenden Beiträgen und sieht das deutsche Pflegesystem auf dem Kipppunkt. Er fordert eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung, um die Pflege mit neuen Versorgungskonzepten zukunftsfähig zu machen.
280.000 Pflegekräfte werden fehlen
Laut Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland von rund 5,0 Millionen Ende 2021 auf 6,7 bis 7,5 Millionen bis 2050 steigen. Gleichzeitig öffnet sich die Schere zwischen Nachfrage und Angebot immer weiter. Nach Schätzung der Statistikbehörde dürften bis Ende der 2040er-Jahre 280.000 Pflegekräfte fehlen.
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