Für ein regelmäßiges Zusatzeinkommen während der Rente bietet sich nicht nur die lebenslange Verrentung von Kapital an. © Freepik / Gpointstudio
  • Von Sabine Groth
  • 17.07.2024 um 09:41
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Auszahlpläne können die Chancen der Aktienmärkte nutzen und somit eine spannende Alternative zur lebenslangen Rente sein. Aber sie bergen auch Risiken. Eine Studie blickt in die Vergangenheit und zeigt, wie sich die reale Börsenentwicklung auf den Guthabenverlauf von Auszahlplänen ausgewirkt hätte.

Ihr Kunde wünscht sich für den Ruhestand ein regelmäßiges Zusatzeinkommen? Dafür bietet sich nicht nur die garantierte lebenslange Verrentung von Kapital an. Auch ein Entnahmeplan ist möglich, bei dem beispielsweise aus dem Vertragsguthaben einer Fondspolice regelmäßig Geld aufs Konto des Ruheständlers fließt (siehe hierzu auch Teil 13 und Teil 14 dieser Serie). Der Vorteil: Das Kapital kann investmentorientiert angelegt bleiben und sich weiter vermehren, so dass sich der Auszahlplan lukrativer als die lebenslange Rente erweisen könnte. Der Nachteil: Wenn sich die ausgewählten Fonds schlecht entwickeln, ist das Geld eventuell schneller aufgezehrt als geplant. Eine garantierte Zahlung bis ans Lebensende gibt es hier nicht. 

Was schwerer wiegt, Chance oder Risiko, das muss jeder individuell für sich entscheiden. Eine Kombination könnte für Ruheständler interessant sein. Denn wie sich die Kapitalmärkte in Zukunft entwickeln, weiß höchstens die Glaskugel. Auch ein Blick in die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft, kann jedoch helfen, Risiken abzuwägen.  

Auszahlpläne schlagen sich wacker

Helvetia Leben Akademie hat daher untersucht, wie sich Auszahlpläne, bei denen das Kapital komplett an den Aktienmärkten investiert bleibt, in der Vergangenheit entwickelt hätten. Es wurde ausgewertet, ob die Auszahlpläne trotz der zum Teil drastischen zwischenzeitlichen Kurseinbrüche Bestand gehabt hätten oder das Guthaben frühzeitig aufgebraucht war.  

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Verrentung versus Auszahlplan

Dazu wurde nicht einfach eine durchschnittliche jährliche Rendite unterstellt, sondern die reale Entwicklung der Aktienmärkte berücksichtigt. Schließlich unterliegen sie Schwankungen, die den Guthabenverlauf von Auszahlplänen beeinflussen. Auf Basis echter Performance-Daten seit 1970 wurde simuliert, wie sich Auszahlpläne über rollierende Zeiträume entwickelt hätten. Es wurde angenommen, dass jeweils ein Drittel des Guthabens in den drei Aktienindizes DAX®, DowJones® und MSCI World® investiert ist – eine rein fiktive Anlage, eventuelle Produktkosten sind nicht berücksichtigt. Basis ist ein Guthaben von 400.000 Euro. Um einen Vergleich zur lebenslangen Rente ziehen zu können, wurde mit einem monatlichen Auszahlungsbetrag von 1.344 Euro (Entnahmebeginn 67 Jahre, Garantiezeit 5 Jahre) gerechnet. Dieser Betrag entspricht nach Angaben von Helvetia der höchsten garantierten lebenslangen Rente, die derzeit am Markt für 400.000 Euro Guthaben angeboten wird.  

Über ein Tool lassen sich unterschiedliche Auszahlungszeiträume berechnen. Nehmen wir zum Beispiel einen Entnahmeplan, der vom 67. bis zum 93. Lebensjahr läuft, also über 26 Jahre. Hier wären in allen untersuchten Perioden über die gesamte Dauer 1.344 Euro monatlich ausgezahlt worden. In 94,5 Prozent der Perioden wären zudem am Ende mehr als 400.000 Euro auf dem Konto gewesen. Im Maximalfall sogar fast 3 Millionen Euro. In der schlechtesten untersuchten Periode wäre das Kapital bis auf rund 146.000 Euro aufgezehrt worden.  

Ungünstiger Startzeitpunkt kann Auszahlpläne gefährden 

Auch ein Blick auf andere Laufzeiten zeigt: Im Vergleich zur derzeit angebotenen Rente kann ein Auszahlplan eine sehr attraktive Alternative sein. Die große Bandbreite der Ergebnisse in den einzelnen Perioden zeigt aber auch, dass die Schwankungen an den Aktienmärkten den Guthabenverlauf enorm beeinflussen. Und sie zeigt ebenfalls, dass Auszahlpläne, die direkt in einen länger anhaltenden Crash hinein starten, wie das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000, schnell ins Wanken geraten können.  

Rente oder Auszahlplan? Beides!

Guntram Overbeck, Leiter Produktmanagement bei Helvetia Leben, kann beiden Auszahlformen etwas abgewinnen. Seine Erkenntnisse aus der Studie: „Solange der Deckungsstock eines Versicherers weniger als 5 Prozent Rendite per annum erzielt, ist aus dem Gesichtspunkt „Rendite“ eher ein Auszahlplan sinnvoll. Wirft der Deckungsstock mehr Rendite ab, ist die Rente die bessere Alternative.“ Das sei allerdings nur die Renditesicht. Benötigt der Kunde auf jeden Fall bis zum Lebensende monatlich eine bestimmte Summe, sei eine Rente sinnvoller. In vielen Fällen sieht Overbeck die beste Lösung in einer Mischung. Daher sollte eine Police so konzipiert sein, dass sie eine Kombination aus Rente und Auszahlplan ermöglicht.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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