Versicherungsmakler, Software-Spezialist und Zahlenfreund Mario Strehl © privat
  • Von Mario Strehl
  • 05.07.2023 um 16:15
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Die Deutsche Rentenversicherung hat mit der digitalen Rentenübersicht losgelegt. Ist das der große Wurf? Hilft das den Menschen? Unser Kolumnist, der Versicherungsmakler Mario Strehl, wühlt sich im Selbstversuch durch das System – und zieht dann ein bitteres Fazit. Er weiß aber auch, wie es besser geht.

Ob am Ende unsere Kunden selbstständig dann eine Excel-Tabelle anlegen werden (ja, CSV-Export der digitalen Renteninformation ist möglich, zukünftig kann theoretisch auch der Software-Anbieter des Beraters abrufen!), in der sie dann alles auf ein(!) Endalter und eine ähnliche Rendite-Entwicklung abstimmen? Denn manche Produkte sind in der Laufzeit zum Beispiel bis zum 62. Lebensjahr abgeschlossen, der Rentenwert zu diesem Zeitpunkt wird dargestellt, der Kunde muss aber bis 67 arbeiten und fragt sich: Was passiert eigentlich in diesen fünf Jahren mit meiner Rente? Ich bin recht sicher, dass ich heute schon weiß, wer das am Ende machen soll.

Wie in der Praxis stillgelegte Produkte, Guthaben-Überträge auf andere Anbieter, Produkte mit Schluss-Überschuss, Whole-Life-Policen oder Kombi-Produkte (zum Beispiel Altersvorsorge und BU-Rente) übersichtlich einen Ausblick auf die Rentenhöhe geben werden, da bin ich noch unsicher.

Ein paar entscheidende Dinge werden fehlen

Entscheidend aber auch: Fehlen werden in dieser Rentenübersicht auf jeden Fall Festgelder oder Investment-Depots, die für die Altersvorsorge genutzt werden, Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung oder andere Einnahmen, die nicht einer klassischen Renten- oder Versicherungslösung entsprechen. Auch fragt sich, ob britische, luxemburgische, liechtensteinische oder schweizerische Anbieter Daten liefern werden. Meine Vermutung: nein.

Was heißt das nun in Summe? Es wird eine Übersicht geben, ja. Hat jemand nicht vorgesorgt, dann ist diese Übersicht genauso gestaltet wie die analoge: Sie zeigt die (potenzielle) gesetzliche Rente. Ende.

Hat jemand vorgesorgt, dann stellt sich die Frage, wie vollständig und aktualisiert/richtig die Werte sind. Bürger müssen nachlesen, was in der Liste gegebenenfalls fehlt und was sie (in ihrer Excel-Tabelle) manuell heraussuchen und ergänzen sollten.

Mein empirisches, nicht repräsentatives, Studienergebnis anhand von hunderten eigenen Terminen zu dem Thema und mehr als eintausend ausgebildeten Finanzdienstleistern ist dieses: Schon heute lesen Bürger die Renteninfo nicht, noch weniger verstehen sie und was dort genau an Infos enthalten ist und vor allem, was sie für sie heute und in der Zukunft bedeutet. Mit der digitalen Rentenübersicht wird das nicht anders. Sobald die eigene Gesellschaft oder Einnahmequelle gegebenenfalls nicht in der Liste auftaucht und eben selbst erarbeitet werden muss, wird die Übersicht frustriert geschlossen und das Thema mit „so ein Quatsch“ abgehakt und zu den (digitalen) Akten gelegt.

Und jetzt kommt der Haken

Danke fürs Lesen bis hierher. Aber der eigentliche, schon immer bestehende, Haken an der ganzen Sache kommt erst noch. Ja, sorry!

Denn was bedeuten Steuern, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge der Rentner und Inflation für die Kunden?

Gehen wir davon aus, dass ein Bürger in der Übersicht seine gesetzliche Rente, seine betriebliche Altersvorsorge von zwei Arbeitgebern aus seinem Erwerbsleben, seine stillgelegte Riester-Rente und seine laufende fondsgebundene Lebensversicherung in der Übersicht findet.

Er hat die Werte grob angepasst auf sein persönliches Rentenalter (die private Rente ist nur bis 65 abgeschlossen, er hat sie selbst mit zwei weiteren Jahren hochgerechnet) abgestimmt. Weiter hat er auch Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung der Einlieger-Wohnung im eigenen Haus in diese Excel-Tabelle eingetragen.

Das kleine Depot, welches er parallel bespart und das auch fürs Alter gedacht ist, ist mit dem aktuellen Wert ebenso vermerkt.

Seite 4: Auch im Alter gibt es Brutto und Netto

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Mario

Mario Strehl

Mario Strehl begann 1995 als Quereinsteiger in den Finanzvertrieb. Parallel dazu ließ er sich zum Finanzwirt ausbilden. Heute ist er außerdem Ruhestandsplaner und stellt Software für Berater und Vermittler her und unterrichtet diese auch darin.

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