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Eine Pflegekraft reicht Tabletten an: Die Finanzierung der Sozialen Pflegeversicherung steht auf wackeligen Füßen. © Freepik
  • Von Sabine Groth
  • 14.05.2024 um 12:33
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:20 Min

Laut einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber künftig deutlich mehr in die Pflegeversicherung einzahlen. Daran ist nicht nur die Alterung der Bevölkerung Schuld.

Das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) hat sich in seiner Studie „Zur Zukunftsfähigkeit der Sozialen Pflegeversicherung“ mit der künftigen Entwicklung der Beitragssätze zur Sozialen Pflegeversicherung beschäftigt. Dazu untersuchten die Forscher unterschiedliche Szenarien.

Fazit: In allen ist mit einem Anstieg der Beiträge zu rechnen – selbst in den beiden Basisszenarien, die das WIP „bestenfalls als Untergrenze der Entwicklung“ bezeichnet. Und mit Blick auf die Ausgabenentwicklung in der Vergangenheit als unrealistisch bewertet. Neben dem erwartbaren Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen seien auch diverse Leistungsausweitungen ursächlich für diese Entwicklung.

Die stärksten Beitragsanstiege liefert das Retro20-Szenario. Dies betrachtet die Lage, wenn sich die Einnahmen und Ausgaben in der Sozialen Pflegeversicherung so entwickeln wie in den vergangenen 20 Jahren. In dem Zeitraum stiegen die Ausgaben um durchschnittlich 5,70 Prozent, während sich die Einnahmen um 2,00 Prozent erhöhten. Nach Berechnungen des WIP würde eine Fortsetzung dieses Trends den durchschnittlichen Beitragssatz bis 2030 auf 4,93 Prozent steigen lassen. 2040 müsste er bei 7,70 Prozent liegen. Das wäre mehr als eine Verdopplung des in der Studie unterstellten durchschnittlichen Ausgangsbeitragssatzes von 3,33 Prozent für 2022.

Für die Pflegeversicherung gibt es keinen einheitlichen Beitragssatz. Kinderlose zahlen seit der letzten Erhöhung zum 1. Juli  2023 um 0,35 Prozentpunkte nun 4,00 Prozent Beitrag. Eltern zahlen 0,60 Prozentpunkte weniger. Darüber hinaus reduziert sich der Beitrag für Eltern mit mehreren Kindern unter 25 Jahren ab dem zweiten bis zum fünften Kind um 0,25 Prozentpunkte je Kind.

„Setzt sich der Trend der letzten 20 Jahre fort, müsste der Beitragssatz für Versicherte ohne Kinder schon 2030 bei 5,90 Prozent liegen. Bis ins Jahr 2040 würde sich der Beitragssatz sogar mehr als verdoppeln“, heißt es vom WIP. Ein „Weiter so“ sei daher nicht vertretbar. „Die Soziale Pflegeversicherung lebt seit Jahren über ihre Verhältnisse. Die hohe Steuer- und Abgabenquote schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, meint WIP-Leiter Frank Wild.

PKV-Verbandsdirektor, Florian Reuther, sieht insbesondere die Leistungsausweitung als Wurzel des Übels und plädiert für mehr kapitalgedeckte Vorsorge statt immer höherer Beiträge oder zusätzlicher Steuerzuschüsse. „Die alternden Babyboomer-Jahrgänge werden das umlagefinanzierte System der Pflegekassen sonst überfordern“, warnt Reuther.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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