Fotodrohne in Aktion (Symbolbild): Underwriter fordern Drohnenfotos für ihre Arbeit © picture alliance / Geisler-Fotopress | Michael Kremer
  • Von Andreas Harms
  • 06.05.2024 um 15:39
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Neue Trends und Risiken lassen die Welt der Versicherungen schwierig und schwer überschaubar werden. Weshalb die Unternehmensberatung Capgemini empfiehlt, neue Techniken besser zu nutzen. Doch das ist gar nicht so leicht.

62 Prozent der Führungskräfte in der Versicherungsbranche gehen davon aus, dass künstliche Intelligenz (KI) enorm helfen kann. Sie könne zusammen mit maschinellem Lernen die Qualität des Underwritings erhöhen und Betrug verhindern. Das geht aus dem „World Property & Casualty Insurance Report 2024“ der Unternehmensberatung Capgemeni hervor. Dort hinein flossen Erkenntnisse aus 18 globalen Versicherungsmärkten.

Demnach empfinden es 42 Prozent der Versicherungsnehmer als komplex und langwierig, wie Versicherer die Risiken bewerten und die Angebote erstellen. 27 Prozent der Versicherten haben in den vergangenen zwei Jahren den Anbieter gewechselt. Sie suchten nach niedrigeren Prämien oder besserem Versicherungsschutz. Oder nach beidem.

Auf der anderen Seite kämpfen Versicherer damit, die Prämien mit den gestiegenen Schadenkosten Schritt halten zu lassen. Die Schaden-Kosten-Quoten (Combined Ratio) überschritten die 100-Prozent-Marke wegen Naturkatastrophen, neuer Risiken durch technischen Fortschritt und generative KI sowie regulatorischer Komplexität. Zudem sehen Führungskräfte der Branche organisatorische Probleme im Kerngeschäft: unzureichender Zugang zu Daten (54 Prozent), veraltete Systeme (51 Prozent) und zu wenige qualifizierte Mitarbeiter (47 Prozent).

Hoffnung auf moderne Technik

Moderne Technik könnte das ändern, so nun die Hoffnung und eine Botschaft aus der Studie. Dabei geht es darum, bessere Daten zu beziehen und zu verarbeiten. Neue Systeme (Drohnen!) sollen klassische Datensysteme ergänzen. Und ausgefeilte Prognosemodelle sollen dort greifen, wo es schlicht noch zu wenig Erfahrungswerte gibt.

Joachim Rawolle, Leiter technische Lösungen für Versicherungen bei Capgemini empfiehlt: „Für viele Häuser ist es überfällig, die versicherungsfachlichen Kernsysteme und Underwriting-Werkzeuge zu modernisieren. Dies führt zu besseren Ergebnissen und mehr Transparenz. Der Einsatz von KI-basierten Erkenntnissen und Automatisierung ist für die Branche von entscheidender Bedeutung, um sich an die Risikodynamik sowie das Verhalten der Versicherungsnehmer anzupassen und so einen konkurrenzfähigen Weg zur Profitabilität im Underwriting zu finden.“

Doch es gibt einige Hemmschuhe. Denn obwohl sie die Vorteile sehen, vertrauen nur 43 Prozent der Underwriter auf automatische Empfehlungen von Prognose-Tools als Entscheidungsgrundlage. Sie zögern, weil sie die Modelle zu komplex finden (67 Prozent) und Bedenken gegenüber der Datenqualität (59 Prozent) haben. Laut Studie können Versicherer das ändern, indem sie die Underwriter frühzeitig einbinden und sicherstellen, dass die Modelle erklärbar und durchschaubar sind.

Nur wenige nutzen Prognosemodelle

Die Mehrheit der Führungskräfte (83 Prozent) in der Schaden- und Unfallversicherung meint, dass Vorhersagemodelle wichtig sind, doch nur 27 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen über die nötigen Fähigkeiten verfügt.

Weiter geht es mit sicheren Daten. Weltweit zeigen sich 53 Prozent der Versicherungsnehmer besorgt über die Menge der von ihnen abgefragten Daten. Fast zwei Drittel sagen jedoch, dass sie mehr Daten preisgeben würden, wenn sie Transparenz, Rabatt und die Bestätigung bekämen, dass ihre Daten sicher sind. Damit könnten Versicherer ihre Angebote erweitern und neue Risiken versicherbar machen, während sie gleichzeitig Vertrauen aufbauen.

Schaden- und Unfallversicherer haben Probleme, die Datenanforderungen ihrer Underwriter im Hinblick auf Qualität und Umfang zu erfüllen. Der Studie nach legen beispielsweise 49 Prozent der Underwriter Wert auf Drohnenbilddaten, doch nur sehr wenige Versicherer können sie bereitstellen und analysieren. Ebenso wünscht sich jeder zweite Underwriter Daten von vernetzten Geräten für Echtzeitinformationen über persönliche und gewerbliche Vermögenswerte. Aber nur 12 Prozent der Versicherer können solche Daten effektiv erfassen.

Laut Studie schadet der Mangel an Datenverfügbarkeit und -qualität dem Kerngeschäft der Versicherer, da 77 Prozent mit unvollständiger Risikobewertung kämpfen. Angesichts schwacher Datenressourcen haben 73 Prozent der Unternehmen Probleme genaue Preise zu ermitteln. Das wiederum verhindert, dass sie Schäden genau abdecken können. Und das könnte die Zukunft des Versicherers gefährden, heißt es von Capgemeni.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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