Vielleicht ein Fall für die Hausratversicherung: Im Durchschnitt schrieben die Haftpflichtversicherer 2022 versicherungstechnisch schwarze Zahlen © Kris / Pixabay
  • Von Andreas Harms
  • 11.12.2023 um 11:34
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Der Branchendienstleister V.E.R.S. Leipzig hat in seinem Branchenmonitor die Komposit-Zahlen der größten Versicherer für 2022 ausgewertet und nach Kategorien sortiert. Die meisten blieben, gemessen an der Schaden-Kosten-Quote, profitabel. Nur zwei nicht.

Trotz aller Widrigkeiten kann man das Jahr 2022 offenbar als erfolgreich für die Versicherungsbranche bezeichnen. Das meinen zumindest die Analysten von V.E.R.S. Leipzig in ihren neuen Branchenmonitoren. Darin werteten sie die Jahresabschlüsse der 50 größten deutschen Schaden- und Unfallversicherer aus.

Und die verzeichneten 2022 einen Anstieg der Bruttoprämien um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf dann 1.393 Millionen Euro im Durchschnitt je Versicherer. Das ist beachtlich, verteilt sich aber nicht gerade gleichmäßig über die einzelnen Versicherungssparten. Hier einige Details, wobei die absoluten Zahlen zu Beiträgen und Schadenkosten als Durchschnittswerte je Versicherer zu verstehen sind.

Wohngebäude

Am stärksten zogen die Beiträge in der Wohngebäudeversicherung an. Dort ging es um 9,0 Prozent auf 193 Millionen Euro hinauf. Die durchschnittliche Prämie stieg um 8,8 Prozent auf 556,98 Euro. Und weil das Jahr, verglichen mit der Ahrtal-Katastrophe 2021, verhältnismäßig ruhig war, zahlten die Versicherer 23,5 Prozent weniger. Es waren lediglich 147 Millionen Euro im Schnitt je Versicherer. Trotzdem lag die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) über der Verlustmarke von 100 Prozent, nämlich bei 104,3 Prozent.

Haftpflicht

In der Haftpflichtversicherung verzeichneten die Versicherer einen durchschnittlichen Anstieg des Bruttobeitragsvolumens um 4,7 Prozent auf 164 Millionen Euro. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Durchschnittsprämie gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf 165,00 Euro und der Vertragsbestand leicht um 0,9 Prozent auf 875.581 Stück je Anbieter im Durchschnitt wuchs. Die durchschnittlichen Schadenkosten sanken auf 77 Millionen Euro, was Schadenquote und Combined Ratio verbesserte. Letztere landete bei 81,1 Prozent.

Hausrat

Bei den 50 untersuchten Hausratversicherern stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 3,3 Prozent auf 62 Millionen Euro (2022). Das kommt ebenfalls aus höheren Prämien und mehr Verträgen. Der starke Rückgang der Schadenaufwendungen (minus 31,2 Prozent auf 23,41 Millionen Euro) drückte die Combined Ratio auf beachtliche 74,8 Prozent.

Rechtsschutz

Für die 25 größten Rechtsschutzversicherer war das Geschäftsjahr 2022 insgesamt erfolgreich. Das Beitragsvolumen stieg um 3,5 Prozent auf 207 Millionen Euro und der Vertragsbestand um ein halbes Prozent auf 1.088.529. Auch hier verbesserten deutlich sinkende Schadenkosten (um 7,6 Prozent auf 120 Millionen Euro) die Schadenquote. Die Combined Ratio landete bei 89,0 Prozent nach 95,6 Prozent im Jahr zuvor.

KFZ

Hier wird es problematisch. Bei den größten Kraftfahrtversicherern stiegen die Prämien nur leicht um 1,1 Prozent, die Schadenkosten aber stärker, nämlich um 8,2 Prozent. Mit 430 Millionen Euro erreichten die für Versicherungsfälle gezahlten Beträge (je Versicherer) einen neuen Höchststand und überschritten erstmalig im gesamten Betrachtungszeitraum (2017 bis 2022) 400 Millionen Euro. Das alles führte zu einer über der kritischen Grenze liegenden Combined Ratio von 102,4 Prozent. Im Vorjahr waren es noch profitable 95,8 Prozent.

Unfall

Bei den Unfallversicherern sanken die gebuchten Bruttoprämien um 0,6 Prozent auf 126 Millionen Euro. Gleichzeitig stiegen die für Schäden gezahlten Beträge um 5,3 Prozent auf 75 Millionen Euro. Zugleich stiegen die Betriebsaufwendungen und damit am Ende die Combined Ratio. Allerdings liegt sie bei nach wie vor sehr profitablen 79,7 Prozent.

Nachträglicher Hinweis: In der ursprünglichen Fassung fehlte der Hinweis, dass die absoluten Zahlen als Durchschnittswert je Versicherer zu verstehen sind. Wir haben ihn nachträglich ergänzt.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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