Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): „Wir haben die Ökonomie zu weit getrieben.“ © picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
  • Von Andreas Harms
  • 07.12.2022 um 18:05
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:50 Min

Die Regierungskommission erklärt, wie sie das Krankenhaussystem umbauen würde. Geld soll weniger regieren als bisher, dafür wieder mehr der medizinische Nutzen. Die Krankenkassen zeigen sich angetan von dem Vorhaben.

Die Regierungskommission rät davon ab, das alles allzu schnell umzusetzen. Stattdessen empfiehlt sie eine Übergangsphase von fünf Jahren, damit sich Krankenhäuser, Personal, Krankenkassen und Länder umstellen können.

Aus den Reihen der Krankenkassen ertönt Beifall. So sagt beispielsweise die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann (kompletter Kommentar hier):

„Die Intention, dass nicht mehr jede Klinik alle Leistungen anbieten soll und dass die oft kritisierte „Gelegenheitsversorgung“ beendet wird, teilen wir voll und ganz. Die Kommission hat dazu gute Vorschläge vorgelegt. […] Die vorgeschlagenen Vorhaltepauschalen sind ein guter Weg, um das Problem der Mengenausweitung in den Griff zu bekommen. […] Auch im Bereich der sektorenübergreifenden Versorgung sehen wir die richtigen Signale: Die vorgeschlagenen Strukturvoraussetzungen für Krankenhäuser des „Level I i“, die eng mit den regionalen Vertragsärzten verzahnt sind und einen pflegerischen Schwerpunkt haben, können einen Beitrag zur wohnortnahen Versorgung leisten.“

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), meint:

„Positiv ist vor allem die stärkere Ausrichtung auf die Qualität der Krankenhausversorgung. Allerdings müssen qualitative Unterschiede in der Versorgung auch zu Konsequenzen führen. Nur bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Krankenhäuser sollten künftig für die Versorgung der Bevölkerung in Frage kommen. Daher unterstützen wir auch die Vorschläge, die Versorgung zukünftig über Versorgungsstufen und Leistungsgruppen zu organisieren.“

Bei der auf Handwerk spezialisierten Krankenkasse IKK Classic findet man, dass die Vorschläge in die richtige Richtung zeigen. Jetzt komme es darauf an, „dass der Bund stringente, bundesweit einheitliche und bedarfsorientierte Rahmenvorgaben für die Krankenhausplanung der Länder setzt und in der Folge gemeinsam mit allen Beteiligten ausgestaltet“.

Vorstandschef Frank Hippler sagt: „Wir setzen darauf, dass die Länder ihrer Planungsverantwortung nachkommen und den vorgezeichneten Weg mitgehen. Nicht jeder Landkreis braucht sein eigenes Krankenhaus. Was wir aber brauchen, ist eine schnell erreichbare Grundversorgung. Das muss aber nicht immer das Krankenhaus sein.“ Sondern auch das gut ausgestattete regionale, ambulante Gesundheitszentrum.

Und was sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach selbst? Unter anderem das: „Diese Empfehlung wird eine Grundlage für unsere große Krankenhausreform sein. […] Wir haben die Ökonomie zu weit getrieben. Eine gute Grundversorgung für jeden muss garantiert sein und Spezialeingriffe müssen auf besonders gut ausgestattete Kliniken konzentriert werden. Momentan werden zu oft Mittelmaß und Menge honoriert. Künftig sollen Qualität und Angemessenheit allein die Kriterien für gute Versorgung sein.“

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort