Über 4 Millionen Menschen sind in Deutschland auf Pflege angewiesen. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene
  • Von Achim Nixdorf
  • 27.01.2021 um 18:44
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Der Verband der Ersatzkassen appelliert eindringlich an die Politik, noch vor der Bundestagswahl eine Pflegefinanzreform auf den Weg zu bringen. Der Grund: Der durchschnittliche Eigenanteil für die Pflege steigt immer weiter und liegt jetzt erstmals über 2.000 Euro. Damit sei eine Belastungsgrenze erreicht, kritisiert der Verband.

Für Pflegebedürftige wird die Betreuung im Heim immer teurer. Erstmals hat jetzt der Betrag, den Angehörige oder Pflegebedürftige im Schnitt selbst tragen müssen, die Marke von 2.000 Euro im Monat überschritten. Das geht aus Berechnungen des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) hervor. Demnach liegt der Eigenanteil für pflegebedingte Aufwendungen, Investitionskosten sowie Unterkunft und Verpflegung im Bundesdurchschnitt aktuell bei 2.068 Euro – das sind 128 Euro mehr als zu Beginn des vergangenen Jahres.

Politik in der Pflicht

Der Verband fordert von der Politik, noch vor der Bundestagswahl eine Pflegefinanzreform anzuschieben. Die Belastungsgrenze sei erreicht. „Wenn bei den Eigenanteilen nichts geschieht, dann werden immer mehr Menschen auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sein“, warnt der Verbandsvorsitzende Uwe Klemens. „Bereits heute betrifft das rund 10 Prozent aller Pflegebedürftigen.“

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgesehene Deckelung der Eigenanteile bei den reinen Pflegekosten in Höhe von 700 Euro für längstens 36 Monate gehe in die richtige Richtung. Daneben müssten aber auch die Bundesländer die Bewohner von den Investitionskosten für die Einrichtungen entlasten. „Die dazu von Minister Spahn vorgeschlagenen 100 Euro reichen nicht – sie decken nicht einmal ein Viertel der durchschnittlichen Investitionskosten von 458 Euro“, so Klemens weiter.

Private Pflegeversicherer sollen Solidarität zeigen

Der Verbandschef sorgt sich auch um die finanzielle Stabilität der Sozialen Pflegeversicherung (SPV). Der demografische Wandel, Leistungsverbesserungen und die Corona-Pandemie hätten die Kosten in die Höhe getrieben. „2021 werden der SPV 1,5 Milliarden und 2022 bereits 2,7 Milliarden Euro fehlen“, prognostiziert Klemens. Notwendig sei daher neben einem dauerhaften Steuerzuschuss eine Beteiligung der privaten Pflegeversicherung am Solidarausgleich mit der SPV. Das könnte die SPV um rund 2 Milliarden Euro jährlich entlasten. Klemens: „Das wäre solidarisch, da die private im Vergleich zur Sozialen Pflegeversicherung vor allem einkommensstarke Personen mit geringerer Pflegewahrscheinlichkeit versichert.“

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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