Ein Extremsportler während eines Bungee-Jumping-Sprungs. Mehr Mut bei der Riester-Rente zahlt sich am Ende für den Kunden aus, wie aktuelle Berechnungen des IVFP nahelegen. © Pixabay
  • Von Oliver Lepold
  • 20.09.2018 um 12:11
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Die Riester-Rente soll Sparern ermöglichen, dank staatlicher Hilfe sinnvoll fürs Alter vorzusorgen. Doch das Produkt benötigt dringend ein Update, wie eine Studie des Instituts für Vorsorge- und Finanzplanung (IVFP) zeigt.

Die Idee war gut. Vor 16 Jahren schuf die Bundesregierung das Altersvermögengesetz und damit eine neue Form der staatlich geförderten Zusatzversorgung. Benannt wurde sie nach dem damals zuständigen Bundesarbeitsminister, Walter Riester. Ziel war es, das damalig erwartete Sinken der gesetzlichen Rentenhöhe durch ein Kapitaldeckungsverfahren zu kompensieren und die Bevölkerung dazu zu animieren, freiwillig zu sparen.

Damals waren die Rahmenbedingungen für einen zügigen Kapitalaufbau noch gegeben. Im Jahr 2002 rentierten zehnjährige Bundesanleihen weit über 4 Prozent, der Höchstrechnungszins lag bei 3,25 Prozent. Heute hat die Niedrigzinsphase viele klassische Sparformen längst in ein Minusgeschäft für Sparer verwandelt. Garantien haben sich extrem verteuert.

Auch die Riester-Rente enthält eine verpflichtende Bruttobeitragsgarantie. Die aktuelle Studie des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) im Auftrag der Fondsgesellschaft DWS hat daher untersucht, wie die Renditechancen einer fondsgebundenen Riester-Rente aktuell aussehen und wie sie verbessert werden könnten. Die Analysten haben dabei nachgewiesen, dass Riester-Kunden bei der Auswahl geeigneter Produkte deutlich eingeschränkt sind. Mehr als 60 Prozent der angebotenen Riester-Tarife sind bei einer Laufzeit von 30 Jahren in die Chancen-Risiko-Klasse 2 (von 5) eingestuft. Produkte mit höheren Chancen sind dagegen selten.

„Im Vergleich dazu weisen Basisrenten eine sehr viel größere Vielfalt an Tarifen unterschiedlichster Risikoklassen und wesentlich bessere Chancen auf vernünftige Renditen auf. Dabei ist die Zielgruppe der Riester-Sparer wesentlich größer als die der Basisrenten-Sparer“, betont Michael Hauer den Widerspruch. Der Professor für Finanzmärkte und Financial Planning an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden war als IVFP-Geschäftsführer zuständig für die Durchführung der Studie.

Riester lohnt sich schon wegen der Zulagen

Die Riester-Rente hat ein Imageproblem: Sie gilt als teuer und ineffizient. Der Absatz ist ebenso wie die Zahl der Anbieter rückläufig, die Presse bezeichnet sie oft als Rohrkrepierer, an dem allein die Versicherer verdienten. Doch so einfach ist es nicht: „Eine Riester-Rente ist aufgrund der staatlichen Förderung auf jeden Fall sinnvoll – sie könnte jedoch noch effizienter werden“, sagt Hauer. So seien zwar die Kostenstrukturen einiger Anbieter reduziert worden, der Verwaltungsaufwand der Zulagenförderung für Riester-Produkte sei aber unverändert hoch.

Hier sieht Hauer die Politik mit dem Abbau übermäßiger Regularien und Verwaltungsvorschriften in der Verantwortung. Statt der Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen könnten etwa die Finanzämter die mit der Förderung verbundenen Aufgaben übernehmen. Darüber hinaus sollte Riester für alle möglich sein. Die äußerst komplizierten Regelungen bezüglich  mittelbarer und unmittelbarer Riester-Förderfähigkeit sollten aufgehoben werden, damit zum einen Kosten eingespart werden und zum anderen auch Selbstständige riestern können.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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