Ein Bewohner des Katholischen Alten- und Pflegeheims St. Nikolaus der Caritas Mecklenburg in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) bekommt von einer Pflegekraft etwas zu trinken. © dpa/picture alliance
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  • 10.05.2017 um 13:09
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Tschüs Pflegestufen, hallo Pflegegrade – zum 1. Januar 2017 hat die Regierung das zweite Pflegestärkungsgesetz mit vielen Neuerungen scharf geschaltet. Für Makler bietet die Reform einen lupenreinen Beratungsanlass.

Die Folge dieser zweiten Reform: Die Leistungen haben sich noch einmal erhöht – um 20 Prozent, wie das Bundesgesundheitsministerium meldet –, und gerade Demenzkranke bekommen nun leichter Leistungen aus der gesetzlichen Pflegekasse.

„Die Pflegereform ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt daher Jürgen Rurak, Geschäftsführer der Vigo Krankenversicherung. „Das Begutachtungsverfahren wurde von der alten Minuten-Zählerei hin zur Einstufung nach dem Grad der eingeschränkten Selbstständigkeit geändert.“ Hierdurch flössen kognitive Einschränkungen viel besser und höher in die Bewertung ein als in der Vergangenheit. „Somit ist das neue System realitätsnaher als vor der Reform“, so Rurak weiter.

Immer mehr Demenzkranke

Der Gesetzgeber trägt damit auch der Entwicklung Rechnung, dass es immer mehr Demenzkranke in Deutschland gibt. Pro Jahr kommen 300.000 Neuerkrankungen hinzu, berichtet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Bis 2050 rechnet man mit 3 Millionen Betroffenen, derzeit sind es 1,6 Millionen.

Quelle: Pfefferminzia

Steht das gesetzliche System nun auf stabilen Füßen? Und kann man sich die private Absicherung für den Pflegefall getrost sparen? „Die Frage muss man wohl mit Nein beantworten“, sagt Eric Bussert, Vertriebsvorstand der Hanse-Merkur. „Die Politik selbst weist darauf hin, dass mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz die Finanzierung der Pflege in Deutschland nur bis zum Jahr 2022 gesichert ist.“ Man könne gespannt sein, mit welchen Lösungen die Politik dann aufwarten werde, meint Bussert weiter, denn ab Mitte der 2020er Jahre würden die geburtenstarken Jahrgänge damit beginnen, in den Ruhestand zu wechseln. Das übt weiteren Druck auf das System aus.

Zusätzliche Vorsorge tut weiter Not

„Zusätzliche Vorsorge für die Pflege ist für viele Menschen unerlässlich, wenn man im Fall der Fälle nicht vom Sozialamt oder den Kindern abhängig sein will“, sagt auch Ralf Kantak, Vorstandsvorsitzender der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK). „Und dabei sind zukünftige Kostensteigerungen noch gar nicht berücksichtigt.“

Das Problem dabei: Pflege ist zwar aus Sicht der Versicherungen ein Thema mit riesigem Potenzial – beim Bundesbürger und im Vertrieb indes ist es oft noch nicht richtig angekommen. Rurak: „Noch meiden viele Makler das Thema Pflege in ihren Kundengesprächen. Da die Pflege und ihre finanziellen Folgen auch vom Gros der Kunden verdrängt wird, bleibt das Thema der Pflegeabsicherung meist außen vor.“

In eine ähnliche Richtung gehen auch die Ergebnisse der Pflege-Umfrage, die wir Ende März bei unseren Lesern durchgeführt haben. 259 Makler haben sich daran beteiligt. Und 49,3 Prozent geben an, weniger als einmal im Monat Pflegeversicherungen zu vermitteln. Nur bei gut einem Fünftel der Makler steht das Thema Pflege mindestens einmal pro Woche auf dem Programm.

Quelle: Pfefferminzia

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