Gesund ernähren, Sport machen, zu Vorsorgeuntersuchungen gehen: Prävention kann sich für die eigene Gesundheit auszahlen. © Drazen Zigic/Freepik.com
  • Von Karen Schmidt
  • 04.07.2025 um 16:06
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Deutschlands Gesundheitssystem kommt an seine Grenzen: Immer höhere Ausgaben durch den demografischen Wandel belasten GKV und PKV. Die Lösung? Ein echter Präventionsaufbruch – jenseits der verstaubten Strukturen.

So richtig schlimm wird es erst noch. Aber auch schon jetzt ächzt und stöhnt das deutsche Gesundheitssystem unter der Last des Immerälterwerdens der Menschen hierzulande. Denn mit dem Alter kommen die Zipperlein – und so steigen in aller Regel auch die Kosten für Arztbesuche, für Medikamente, für Pflege.

2023 lagen die Ausgaben pro Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bei 3.880 Euro, berichtet die Unternehmensberatung McKinsey. Das meiste Geld ging für Krankenhausbehandlungen (1.262 Euro), Arzneimittel (674 Euro) und ärztliche Behandlungen (634 Euro) drauf.

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Und nicht nur die GKV ist betroffen, auch in der privaten Krankenversicherung (PKV) klettern die Kosten in nicht so schöne Höhen. „Ein zentraler Kostentreiber bleiben die steigenden Ausgaben für Pflege, Medikamente und ambulante Leistungen. So stiegen allein die Pflegekosten im Krankenhaus zwischen 2021 und 2023 um 37,5 Prozent“, heißt es in einer Analyse von Zielke Research.

Damit die Beiträge nicht irgendwann unbezahlbar werden, muss gegengesteuert werden. Dem PKV-Verband ist das Thema so wichtig, dass er sogar ein Memorandum aufgesetzt hat: „Deutschland braucht einen Aufbruch in Prävention und Gesundheitsförderung, um den demografisch bedingten Anstieg der medizinischen und pflegerischen Versorgungslasten zumindest zu bremsen und damit auch einen Beitrag zur Finanzierbarkeit des Versorgungssystems zu leisten“, heißt es dort.

Präventionsbegriff ist zu eng

Dabei kritisiert der Verband die politisch oft zu enge Auslegung des Begriffs Prävention, nämlich auf „Maßnahmen innerhalb des medizinischen Versorgungssystems“. Da geht noch mehr, finden die PKV-Experten: „Die Ursachen für Krankheit und frühen Tod liegen überwiegend in gesundheitsschädlichen Lebensstilen und Umwelt- und Lebensbedingungen, welche diese verstärken.“ Ein neues Präventionsgesetz soll also her, das die verschiedenen Ansätze miteinander vereint. Zum Beispiel, indem man die Bürgerinnen und Bürger über besseres Essen aufklärt. Oder die alten Menschen in Pflegeheimen nicht nur am Kaffeetisch parkt, sondern sie zur Bewegung animiert. Oder bei Jugendlichen in die Suchtprävention einsteigt.

In der GKV gibt es bereits haufenweise Schulungen, die dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, oder die darauf abzielen, gesunde Ernährung zu vermitteln. Die Privaten sind hier noch gehemmter unterwegs – wobei das nicht unbedingt an den Anbietern liegt, wie es im Bericht von Zielke Research heißt: „Während gesetzliche Krankenkassen Präventionsmaßnahmen längst fest verankert haben, blockiert die Finanzaufsicht Bafin entsprechende Programme in der PKV. Grund ist die enge Auslegung des Versicherungsrechts, das nur ‚medizinisch notwendige Heilbehandlungen‘ zulässt.“ Dabei belegten zahlreiche Studien, dass Prävention – etwa durch Bewegungsprogramme – das Krankheitsrisiko massiv senken und so langfristig Kosten sparen könne, heißt es weiter.

Stimmt das? Bremst die Bafin hier eine an sich gesunde Entwicklung hin zu mehr Prävention aus? Bei der Aufsichtsbehörde wehrt man sich gegen diese Darstellung. Bestimmte Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen oder eine medizinische Reha seien zulässig. Das gelte auch für entsprechende Beratungs- und Aufklärungsangebote dazu.

„Darüber hinaus können in geringem Umfang – nicht garantiert und freiwillig außerhalb der vertraglichen Leistungen – auch Primärpräventionsleistungen angeboten werden“, stellte ein Bafin-Sprecher gegenüber dem Fachmagazin und Nachrichtenportal „Das Investment“ jüngst klar. Das seien Leistungen, die ohne konkrete Behandlung einer Krankheit, also losgelöst von einem Versicherungsfall, eine gesundheitsbewusste Lebensweise fördern sollen.

Die privaten Krankenversicherer dürfen ihren Kunden aber beispielweise keine Prämienrabatte für gesünderes Verhalten versprechen. Das widerspreche der aktuellen Gesetzeslage. Damit es hier zu Änderungen kommen könnte, müsste der Gesetzgeber ran, so die Bafin.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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