Die EZB erhöht den Leitzins – aber das Hurra bleibt erstmal schwach. © Pixabay / Hans
  • Von Sabine Groth
  • 26.09.2023 um 13:24
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Mit Festgeld lassen sich wieder Zinsen erzielen. Das scheint auf den ersten Blick sicherer als ein Investment an den unvorhersehbaren Aktienmärkten. Wäre da nur nicht das Inflationsrisiko.

Hurra, es gibt wieder Zinsen. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen im Juli 2022 zum ersten Mal seit 2011 wieder angehoben, weitere Zinsschritte folgten. Der Hauptrefinanzierungssatz, der sechs Jahre bei 0 Prozent lag, ist inzwischen auf 4,25 Prozent gestiegen. Die 3-Monats-Anleiherendite in Deutschland hat im August die 3,6 Prozent-Marke geknackt. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen kann da nicht mithalten und lag Ende August einen guten Prozentpunkt darunter.

Was so manchem Häuslebauer, dessen Kredit demnächst ausläuft, Sorgen bereitet, erfreut die Sparer. Zumindest theoretisch. In der Praxis geben Banken den Anstieg noch nicht wirklich an ihre Sparkunden weiter. Zwar sind Strafzinsen passé, die Zinsen auf Tagesgeld sind aber – abgesehen von ein paar Lockangeboten für Neukunden – bei den meisten größeren Kreditinstituten noch sehr dürftig. Festgelder, die für eine Bindung von ein bis zwei Jahren um die 3 Prozent abwerfen, scheinen da schon attraktiver. Und für Kapital, das nicht unbedingt jederzeit verfügbar sein muss, kann es eine gute Alternative zum Tagesgeldkonto sein. Für Geld, das eigentlich langfristig angelegt werden soll, etwa für die Altersvorsorge, sind aber trotz gestiegener Zinsen weder Fest- noch Tagesgelder attraktiv.

Inflation frisst Zins

Denn langfristig ist nicht nur der Zins oder die Rendite einer Anlage entscheidend, sondern was real, also nach Abzug der Inflation, herauskommt. Ist die Teuerungsrate höher als der Zins, der Realzins also negativ, verliert das Kapital an Kaufkraft und damit an Wert, auch wenn es in absoluten Zahlen über die Jahre steigt.

Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht regelmäßig die realen Zinssätze von Bankeinlagen. Tagesgeld, Einlagen mit 3-monatiger Kündigungsfrist sowie Festgeld mit ein und zwei Jahren Laufzeit werden mit der Inflation verrechnet. Seit 2011 verharren trotz gestiegener Zinsen die realen Zinssätze weitgehend in einer Spanne von 0 bis minus 2 Prozent. Im Jahr 2021 kam dann Bewegung in die Sache, die im Laufe des vergangenen Jahres richtig an Fahrt aufnahm. Anders als bei den Leitzinsen ging es aber bei den realen Bankeinlagenzinsen nicht nach oben, sondern steil abwärts. Beim Tagesgeld in der Spitze sogar bis auf minus 8 Prozent. Seit einigen Monaten steigen die Werte wieder – dank der leicht sinkenden Inflation und der verbesserten Zinsangebote der Banken. Aber egal, ob Tagesgeld, Sparbuch, Ein- oder Zwei-Jahres-Festgeld, die realen Zinssätze sind weiterhin im Minus. Das „Hurra“ hält sich also in Grenzen. Sparer erleiden wie schon in den vergangenen Jahren automatische Wertverluste.

Ob das in Zukunft noch so sein wird, kann keiner wirklich voraussagen. Schon gar nicht, wenn es nicht nur um die nächsten zwei bis drei Jahre, sondern die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte geht. Eine an sich recht sichere, ungefährliche Anlage wie eine langfristige festverzinste Bankeinlage, kann sich daher als risikoreich erweisen. Risiko ist hier als Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Wertverlusts zu verstehen. Der Risikofaktor ist die Inflation, die die fixe Verzinsung der Bankeinlage komplett auffressen und darüber hinaus den Wert des Nominalkapitals angreifen kann. Dieses Risiko ist umso höher, je geringer der fixe Zins ist.

Kurzfristig gefährlich, langfristig vielversprechend

Renditestärkere Anlagen wie Aktienfonds können daher für die langfristige Geldanlage die bessere Alternative sein. Aktien sind per se eine „gefährliche“ Anlage. Kursschwankungen, die zu zwischenzeitlichen Verlusten führen, gehören zu einer normalen Entwicklung an den Aktienmärkten. Diese können auch heftig ausfallen und länger andauern. Bei regelmäßigen Sparverträgen in Aktienfonds, wie z. B. über fondsgebundene Rentenversicherungen, können sich diese Kursschwankungen jedoch positiv auf die Gesamtrendite des Sparvertrages auswirken. Denn die Schwankungen führen dazu, dass die Anteile durchschnittlich günstiger erworben werden. Dadurch kann die Rendite sogar über der einer Einmalanlage liegen.

Auswertungen vergangener Performance-Entwicklungen zeigen immer wieder, dass die Wahrscheinlichkeit, langfristig mit Aktien positive reale Renditen zu erzielen, relativ hoch ist. Das liegt auch daran, dass Aktien und damit Aktienfonds ein gewisser Inflationsschutz zugestanden wird. Anders als festverzinste Bankeinlagen können Aktiengesellschaften zum Teil auf die Teuerung reagieren beziehungsweise können selbst sogar Treiber der Inflation sein. Sie können ihre Preise erhöhen und somit Umsätze und eventuell die Gewinne steigern, was sich positiv auf den Kurs auswirken kann. Das Risiko eines langfristigen Kaufkraftverlusts durch Inflation ist hier also tendenziell geringer als bei Bankeinlagen.

Für den langfristigen Vermögensaufbau ist die Investition in Aktienfonds, z. B. über eine fondsgebundene Rentenversicherung, somit eine attraktive Möglichkeit. Dabei sollte eingeplant werden, dass das Guthaben gegen Ende der geplanten Laufzeit gegen Kursverluste abgesichert wird.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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