Wie das DFSI in seiner aktuelle Studie „Die Zukunftssicherheit der deutschen Lebensversicherer 2021“ herausfand, beträgt die durchschnittliche Höhe der Überschussbeteiligung 2 Prozent. © picture alliance / imageBROKER | Bernhard Claßen
  • Von Manila Klafack
  • 26.02.2021 um 15:47
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:10 Min

Können die Lebensversicherer in Deutschland die dauerhaft niedrigen Zinsen überleben? Diese Frage vermag auch das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) nicht zu beantworten – eine aktuelle DFSI-Studie erhofft sich aber zumindest neue Erkenntnisse. Wie die 60 größten aktiven Versicherer in der Untersuchung abgeschnitten haben, lesen Sie hier.

Der Lebensversicherer WWK Leben ist am besten für die Zukunft gerüstet, gefolgt von Ergo Vorsorge und Huk-Coburg auf den Plätzen zwei und drei. Zu diesem Urteil kommt zumindest das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) in seiner neuen Studie „Die Zukunftssicherheit der deutschen Lebensversicherer 2021“.

Demnach erzielen WWK und Ergo mit jeweils über 90 DFSI-Punkten die Note „Exzellent“. Auf den letzten drei Rängen der 52 untersuchten Serviceversicherer finden sich die Versicherer im Raum der Kirchen, die Debeka und die Öffentliche Oldenburg (siehe Grafik).

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Marktführer Allianz findet sich mit knapp 74 Punkten und der Note „gut“ im Mittelfeld. Bei den vier untersuchten Direktversicherern landen die Hannoversche und Euro mit rund 94 beziehungsweise knapp 93 Punkten auf den Plätzen eins und zwei.

Um ein Lagebericht der Branche zu zeichnen, untersuchte das DFSI fünf Bereiche: die Substanzkraft jedes Lebensversicherers, seine Ertragsstärke, die Kundenzufriedenheit, die Bestandsicherheit sowie die Kundenperformance. Dabei zeigte sich, dass zwölf Lebensversicherer es nicht schaffen, die geforderten gesetzlichen Solvabilitätsquoten ohne Hilfe der derzeit noch zulässigen Übergangsmaßnahmen zu erreichen. 22 der 60 untersuchten Versicherer (darunter 52 Serviceversicherer, 4 Direkt- und Biometrieversicherer sowie 4 Run-Off-Versicherer) gelang es nicht, eine Rohüberschussmarge von mindestens 1,0 Prozent zu erwirtschaften.

Aktionäre erhalten oft größere Anteile als die Kunden

Das sei „ein fatales Ergebnis für diese Gesellschaften, denn aus der Rohüberschussmarge werden die nicht garantierten Kundenüberschüsse bedient – und bei Versicherungs-Aktiengesellschaften auch die Aktionäre“, erläutert Sebastian Ewy, Senior Analyst des DFSI. Verschärfend für Kunden von Versicherungs-AGs gebe es bei diesen AGs den Trend, den Aktionären immer größere Anteile des Rohüberschusses zukommen zu lassen.

„Diese teils eklatante Bevorzugung wird oft durch eine Absenkung der Gewinnbeteiligung der Kunden erzielt,“ sagt DFSI-Geschäftsführer Thomas Lemke. In diesen Fällen gab es daher in der Studie Punktabzug.

Überschussbeteiligung liegt durchschnittlich bei 2 Prozent

Im Durchschnitt schütten die untersuchten Versicherer 2021 auf die angelegten Kundengelder eine Überschussbeteiligung von 2,04 Prozent aus, so ein weiteres Ergebnis der DFSI-Untersuchung. Nur bei zehn Gesellschaften habe diese Quote bei 2,5 bis 3,0 Prozent höher gelegen. Am anderen Ende der Skala rangieren dagegen drei Versicherer mit Überschussbeteiligungen von lediglich 1,25 Prozent. Das sei für Neukunden fatal. Denn auch bei diesen Gesellschaften erhalten Kunden mit Altverträgen weiterhin die ihnen bei Abschluss garantierte Mindestverzinsung von bis zu 4,0 Prozent.

Warnungen von Allianz-Chef und Bafin

„Die bereits lange Zeit extrem niedrigen Zinsen gefährden das bisherige Geschäftsmodell der Lebensversicherer stark“, resümiert Lemke – und die Corona-Pandemie lasse eine nachhaltige Zinswende in noch weitere Ferne rücken. Das werde sich auch auf die Versicherer auswirken. So zitiert das DFSI den Chef der Allianz, Oliver Bäte, der kürzlich sagte: „Ich rechne angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden.“

Dazu passt, dass die Finanzaufsichtsbehörde Bafin kürzlich drohte, Lebensversicherern die Lizenz für das Neugeschäft zu entziehen, sollte sich abzeichnen, dass sie 2032 die Kapitalanforderungen der EU-Richtlinie Solvency II nicht mehr erfüllen können (wir berichteten).

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Quelle: DFSI, 2021

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Manila

Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

kommentare
Christian Kramer
Vor 3 Jahren

…wie ich Herrn Poweleit und den MAP-Report seiner Prägung doch vermisse.

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