Aktienhändler in Frankfurt am Tag, als Russland den Krieg mit der Ukraine begann: Im Hintergrund die Anzeigetafel mit dem einbrechenden Dax. © picture alliance/dpa | Arne Dedert
  • Von Andreas Harms
  • 24.02.2022 um 15:11
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Wladimir Putin hat es wahr gemacht und einen Krieg begonnen. Die Börsen brechen ein, wie so oft bei Krieg. Nur unterscheidet sich die aktuelle Situation von früheren in einigen wichtigen Punkten. Wir erklären, welche das sind.

Entsprechend haben überteuerte Aktien gerade damit begonnen, Luft abzulassen. So hat der Technik-Aktienindex Nasdaq 100 von seinem Höchststand knapp 20 Prozent abgegeben. Beim Dax ging es von der Spitze hingegen „nur“ um 15 Prozent abwärts, und da ist der heutige Crash schon eingerechnet. 2003 hingegen hatte der Dax schon zwei Drittel seines Werts verloren, und die Nasdaq hatte einen kompletten Systemabsturz hinter sich. Und die Leitzinsen sanken weiter.

Das Problem mit der Inflation

Gemeinsam ist allerdings, dass auch damals ein Ölförderland mit verstrickt war und sich der Ölpreis im Vorfeld des Kriegs bereits vervielfacht hatte. Was wiederum die Inflation anziehen ließ.

Und die dürfte heute das Hauptproblem sein. Denn verzeichneten Eurozone und USA zuletzt ohnehin schon Inflationsraten jenseits der Marke von 5 Prozent, verschärft der Krieg das jetzt noch. Der Ölpreis wirkt sich über Kettenreaktionen auf viele andere Preise aus. Und steigt er weiter, treibt er damit auch andere Preise. Das setzt die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed noch stärker unter Druck, die Leitzinsen zu erhöhen.

Was sie hingegen nicht können, ist, die Märkte zu stützen. Konnten sie in früheren Crashs – auch im Corona-Frühling 2020 – mit gesenkten Zinsen und gekauften Anleihen reagieren, geht das jetzt nicht. Die hohe Inflation bindet ihnen die Hände. Eine Zentralbank, die jetzt die Zinsen senkt, setzt ihren letzten Rest an Glaubwürdigkeit aufs Spiel.

Ölpreis wirkt in beide Richtungen

Andersherum: Sollte Putin ganz plötzlich seine Vernunft wiederentdecken, dürfte das den Ölpreis einbrechen lassen und die Inflationssorgen eindämmen. Und die Zinsen könnten zumindest tief bleiben dürfen.

Rechnet man das alles zusammen, spricht einiges dafür, dass es mit Aktien noch ein Stück weiter abwärts gehen wird. Daran, dass Aktien langfristig aber eine starke Anlageklasse sind, besteht nach wie vor kein Zweifel.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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