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Architektin telefoniert im Büro: Aktuell arbeiten noch viele Personen aus der Generation Babyboomer. © picture alliance / Bildagentur-online | Blend Images/Roberto Westbrook
  • Von Barbara Bocks
  • 14.10.2024 um 13:44
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Die sogenannten Babyboomer erreichen in den kommenden Jahren das gesetzliche Renteneintrittsalter. Und das wird zum Problem für die gesamte Gesellschaft. Was die Politik derzeit dagegen unternimmt – und wie gut das klappt, haben Ökonomen vom Institut der Deutschen Wirtschaft untersucht.

Die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge erreichen in den kommenden Jahren das gesetzliche Renteneintrittsalter. Zu dieser Generation gehören etwa 19,5 Millionen Personen. Das hat der Zensus 2022 ermittelt. Mit diesen Zahlen hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln eine Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2040 erstellt. In Deutschland werden laut der Analyse bis 2040 etwa 85 Millionen Einwohner leben. Das Arbeitskräftepotenzial nimmt im selben Zeitraum allerdings um fast 3 Millionen Personen ab. Dieses Dilemma und mögliche Lösungen beschreiben Philipp Deschermeier und Holger Schäfer, beide Senior-Ökonomen beim IW Köln, im aktuellen IW-Kurzbericht.

In Zahlen ausgedrückt, sieht die Problematik um die verrenteten Babyboomer so aus:
  • In Summe haben Ende 2022 etwa 3,1 Millionen Babyboomer das Renteneintrittsalter erreicht.
  • 2036 werden alle verbliebenen etwa 16,5 Millionen Babyboomer das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben.

Den 19,5 Millionen Babyboomern aus dem Jahr 2022, die bis 2036 vollständig das Renteneintrittsalter erreicht haben oder gestorben sind, steht ein Zugang junger Personen von nur etwa 12,5 Millionen gegenüber. Da das Arbeitskräftepotenzial durch die Babyboomer in Rente stark sinkt, muss Deutschland entweder mehr ausländische Zuwanderer gewinnen oder das bestehende Potenzial an Arbeitskräften besser ausschöpfen.

Gelingt das nicht, drohen Wohlstandsverluste. Sie begrenzen nicht nur die Konsummöglichkeiten der Erwerbstätigen, sondern auch den Umfang der Leistungen, der zum Beispiel für soziale Zwecke zur Verfügung steht. Somit drohen verschärfte Verteilungskonflikte – nicht zuletzt, weil der Anteil der nicht arbeitenden Bevölkerung deutlich zunimmt. So lautet das Fazit der IW-Köln-Experten.

Der Gesetzgeber hat zwar dafür gesorgt, dass mehr Fachkräfte nach Deutschland zuwandern unter anderem durch Erleichterungen im Aufenthaltsrecht. Viele Abläufe klappen aber noch nicht reibungslos.

Bürokratische Probleme bestehen unter anderem
  • bei überlangen Wartezeiten für Visa,
  • wenn es darum geht, ausländische Berufsabschlüsse zügig anzuerkennen oder
  • durch die Ausländerbehörden, die derzeit überlastet sind.

Weitgehend ungeklärt ist die Frage, wer dafür verantwortlich ist, Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sind damit überfordert. Hinzu kommt, dass traditionelle osteuropäische Herkunftsländer, aus denen Fachkräfte nach Deutschland zuwandern, selbst niedrige Geburtenraten aufweisen und der Wohlstandsunterschied und damit der Migrationsanreiz zunehmend abnimmt.

Mehr Arbeitszeit und eine höhere Erwerbsbeteiligung als Lösung?

Maßnahmen, die darauf abzielen, das vorhandene Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen, können aus Sicht der Autoren darauf abzielen, für eine höhere Erwerbsbeteiligung oder eine höhere Arbeitszeit von Erwerbstätigen zu sorgen. In ein ähnliches Horn bläst Allianz-Chef Oliver Bäte in diesem Artikel.

Ein internationaler Vergleich zeigt, dass es in Deutschland möglich wäre, die Arbeitszeit zu verlängern. Der Knackpunkt dabei: Die Erwerbsbeteiligung ist laut Schäfer bereits überdurchschnittlich hoch. Es erscheint aus Sicht des Befragten daher fraglich, ob es gelingen kann, mehr Arbeitsstunden durch längere Arbeitszeiten von Erwerbstätigen zu erreichen.

Das liegt vor allem an diesen beiden Gründen:
  • Erstens haben Arbeitnehmer laut den IW-Experten überwiegend einen Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten und auch die Verhandlungsmacht, dieses Interesse durchzusetzen.
  • Zweitens müssten geeignete Maßnahmen langfristig eingeübte Verhaltensmuster verändern. Das dauert und kostet Zeit, die nicht mehr zur Verfügung steht. Das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen hat vom Parlamentsbeschluss bis zur vollständigen Umsetzung über 20 Jahre gedauert. Der Höhepunkt der Babyboomer-Verrentung droht aber schon in sieben Jahren.

Die anstehende Welle de geburtenstarken Jahrgänge, die in Rente gehen, wird zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Folgen davon werden Gesellschaft und Politik aus Sicht der IW-Experten möglicherweise nur schwer beherrschen können. Umso wichtiger ist es aus Sicht der Experten, dass die Politik klare Prioritäten setzt. Jedes geltende und jedes neue Gesetz sollten Politiker daher auf mögliche negative Auswirkungen auf das Arbeitskräfteangebot überprüfen.

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Barbara

Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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