Die Bedeutung von L-Tryptophan geht weit über Themen wie Depressionen hinaus. © picture alliance/dpa/Rolf Kremming
  • Von Joachim Haid
  • 15.05.2020 um 15:29
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Im zweiten Teil unserer Reihe über essenzielle Aminosäuren beschäftigen wir uns mit L-Tryptophan. Auch hierbei handelt es sich um ein wahres Multitalent. Die Bedeutung geht dabei weit über Themen wie Depressionen hinaus.

Ein Mangel an Niacin äußert sich in Reizbarkeit bis hin zu Depressionen und geistigen Störungen (Dr. Spirtzbart, Das Blut der Sieger). Außerdem kann die Umwandlung von Vitamin B6 in seine aktive Form beeinträchtigt werden, weiterhin Schwäche, Appetitverlust, Schafprobleme und Gedächtnisschwierigkeiten auftreten (Dr. Christina Schmidbauer et. al., Mikronährstoff-Coach®). Tryptophan wirkt also nicht nur direkt auf die Psyche, sondern auch indirekt, da bei Mängeln an dieser Aminosäure andere Stoffwechselprozesse nicht ablaufen können, beziehungsweise andere Mängel, wie B3, nicht ausgeglichen werden können.

Blut-Hirn-Schranke

Wie oben bereits erwähnt, gelangt Serotonin nicht durch die Blut-Hirn-Schranke. Deshalb ergibt es keinen Sinn, dieses Hormon direkt zuzuführen. Häufig wird deshalb empfohlen, Tryptophan einzunehmen, da dieses durch die Schranke kommt. Hierfür ist die Aminosäure jedoch auf einen Transporter angewiesen und konkurriert um diesen mit anderen Aminosäuren wie Phenylalanin, Tyrosin und den als BCAA, beziehungsweise verzweigtkettigen Aminosäuren, bekannten Leucin, Isoleucin und Valin.

Um nun die Konkurrenz um den Transporter zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann das Verspeisen von Kohlenhydraten dabei helfen. Durch deren Verzehr steigt der Blutzuckerspiegel und damit der Insulinspiegel im Blut. Das Insulin lenkt nun die mit Tryptophan konkurrierenden Aminosäuren in die Muskeln um. So hat es freie Fahrt durch die Blut-Hirn-Schranke. Einen vergleichbaren Effekt ergibt sich, wenn vor der Einnahme von Tryptophan ein Muskeltraining absolviert wird.

Es gibt jedoch auch eine Alternative, bei der kein Timing bezüglich der Nahrungsaufnahme notwendig ist. Statt direkt Tryptophan zuzuführen, kann auch das Stoffwechselprodukt zugeführt werden, in das Tryptophan bei Stoffwechselvorgang zu Sertonin umgewandelt wird: 5 HTP, auch Griffonia genannt. Dieses wird aus der afrikanischen Schwarzbohne hergestellt. Griffonia gelangt unabhängig des oben genannten Transporters durch die Blut-Hirn-Schranke. Außerdem spart dies den Stoffwechselschritt, erst aus Tryptophan 5-HTP (Griffonia) herstellen zu müssen. Das kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn der Körper nicht ausreichend mit Folsäure versorgt ist. Denn die Umwandlung von Tryptophan in 5-HTP ist von diesem B-Vitamin abhängig. Dabei ist zu beachten, dass Lagerung, langes Erhitzen und Aufwärmen den Folsäuregehalt von Nahrungsmitteln stark reduzieren kann.

Damit die nächsten Stoffwechselschritte (5-HTP à Serotonin à Melatonin) erfolgreich ablaufen können, sind weiterhin Vitamin B1, B6, Zink und Magnesium notwendig. Es verwundert also nicht, wenn es zur Wirksamkeit von Tryptophan bei der Therapie psychischer Erkrankungen und deren Prävention zu unterschiedlichen Studienaussagen kommt. Zum einen muss bei der Einnahme von Tryptophan sichergestellt sein, dass der Aminosäure der Transporter zur Verfügung steht, um überhaupt ins ZNS zu gelangen.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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