Payam Rezvanian ist Co-Geschäftsführer des digitalen, auf Gewerbeversicherungen spezialisierten Maklers Finanzchef24. © Finanzchef24
  • Von Redaktion
  • 09.07.2025 um 14:52
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Die Pensionierungswelle rollt auf die Versicherungsbranche zu, und Nachwuchs fehlt. Weshalb es wichtig ist, dass Versicherer ihre Hausaufgaben erledigen und sich schick für den Nachwuchs machen. Wie das geht, und welche Themen dabei unabdingbar sind, erklärt Payam Rezvanian, Geschäftsführer des auf Gewerbe spezialisierten digitalen Maklers Finanzchef24, in seinem Gastbeitrag.

Die Versicherungslandschaft steht vor erheblichen personellen Umwälzungen. Eine bevorstehende Pensionierungswelle betrifft 10 bis 15 Prozent der Beschäftigten in den kommenden fünf bis sieben Jahren, da Angehörige geburtenstarker Jahrgänge und langjährige Stützen vieler Unternehmen in den Ruhestand treten.

Gleichzeitig gestaltet sich die Rekrutierung junger Fachkräfte schwierig, da diese oft andere Sektoren als attraktiver wahrnehmen. Diese Entwicklung erfordert eine grundlegende Neuausrichtung, um die entstehenden Vakanzen zu füllen und die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern.

Viele junge Talente empfinden die Versicherungsbranche als traditionell, rigide und wenig anpassungsfähig, da es ihr nicht gelungen ist, sich als zeitgemäßer Arbeitgeber zu etablieren. Diese doppelte Belastung durch demografischen Wandel und Rekrutierungsprobleme macht schnelles Handeln unumgänglich. Es handelt sich hierbei nicht um ein vorübergehendes, zyklisches Phänomen, sondern um eine sich abzeichnende strukturelle Herausforderung. Unternehmen, die sich jetzt nicht anpassen, könnten den Anschluss verlieren.

Herkömmliche Personalstrategien erweisen sich oft als unzureichend. Imagekampagnen beispielsweise entfalten nur dann Wirkung, wenn sie von tatsächlichen Veränderungen in der Unternehmenskultur begleitet werden. Beworbene agile Arbeitsweisen müssen authentisch gelebt werden. Regulatorische Vorgaben führen zudem häufig zu starren Abläufen, die interne Kapazitäten binden, Mitarbeitende demotivieren und fortschrittliche Entwicklungen behindern.

Moderne Technik ist Grundvoraussetzung

Insbesondere jüngere Arbeitnehmer suchen jedoch nach Entfaltungsmöglichkeiten statt nach übermäßiger Bürokratie. Auch in der Digitalisierung besteht Nachholbedarf. Die jüngere Generation setzt moderne technologische Ausstattung, benutzerfreundliche Software und flexible Arbeitsbedingungen voraus. Ohne signifikante Investitionen in die digitale Infrastruktur und eine durchgängig digitale Arbeitsumgebung bleibt die Branche für digital versierte Talente unattraktiv.

Die Entscheidung im Wettbewerb um Fachkräfte fällt im Arbeitsalltag, nicht primär im Bewerbungsgespräch. Zentral ist daher die Frage, wie Arbeitsplätze nicht nur sicher, sondern auch anregend gestaltet und Prozesse zur Entlastung der Mitarbeitenden optimiert werden können.

Zur Bewältigung des Fachkräftemangels bieten sich mehrere Strategien an, etwa Prozessdigitalisierung. Technologie sollte im Grunde Mitarbeitende entlasten und Kapazitäten für komplexere Tätigkeiten schaffen. Automatisierte Abläufe, etwa in der Risikoprüfung oder im Schadenmanagement, sowie KI-basierte Analytik können die Effizienz steigern und die Attraktivität der Aufgaben erhöhen. Moderne Werkzeuge signalisieren, dass an relevanten Themen mit aktueller Technologie gearbeitet wird.

Junge Leute suchen den Sinn

Des weiteren Nachwuchsgewinnung: Junge Menschen suchen nach sinnstiftenden Tätigkeiten. Statt reiner Produktinformationen bedarf es überzeugender Darstellungen des Beitrags der Branche, beispielsweise unter dem Leitgedanken, Sicherheit in einer sich verändernden Welt zu gestalten. Berufliche Entwicklungspfade sollten leistungsorientiert sein und zügig verantwortungsvolle Positionen ermöglichen, anstatt durch lange Wartezeiten abzuschrecken.

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