Schadenermittler Timo Heitmann ist seit 2013 bei dem erfolg­reichen RTL-TV-Format „Die Versicherungs­detektive“ dabei. © Gothaer
  • Von Karen Schmidt
  • 21.01.2021 um 10:26
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Die RTL-Sendung „Die Versicherungsdetektive“ lockt Millionen Menschen vor den Fernseher. Einer dieser Detektive ist Timo Heitmann von der Gothaer. Mit uns sprach er über verdächtiges Verhalten, skurrile Fälle und den Mehrwert einer solchen Sendung für die Branche.

Erzählen Sie!

Es ging um ein gestohlen gemeldetes Quad, das sind diese vierrädrigen Motorräder, die einige tausend Euro kosten. Als ich vor Ort war, kamen mir die finanziellen Verhältnisse merkwürdig vor. Der Kunde hatte schon mal eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, war also pleite. Es kam dann im Nachhinein raus, dass die Familie das Quad online bestellt, an einen Freund verkauft, und es dann als gestohlen gemeldet hatte. Der Freund wurde bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei angehalten und fiel aus allen Wolken, dass das Vehikel als geklaut galt. Er hatte es seinen Freunden ganz normal abgekauft – dachte er zumindest. Sie sitzen dann mit den Beteiligten im Wohnzimmer und tauchen in den familiären Background ein – der Vater hatte einen Motorschaden an seinem alten Ford, brauchte Geld und griff letztendlich zu diesem Mittel, um wieder liquide zu werden. Diese Storys machen den Job so besonders. Nicht die Regulierung des Schadens an sich.

„Die Versicherungsdetektive“ sind ein sehr erfolgreiches TV-Format, das Millionen von Menschen erreicht. Kann man das nutzen, um ein Stückweit über Versicherungen aufzuklären?

Das kann man sehr gut nutzen. Das war tatsächlich auch einer der großen Motivationen, als es um die Frage ging, ob ich da mitmachen möchte. Wir heben uns mit dem Format aus meiner persönlichen Sicht deutlich von den Dingen ab, die sonst bei RTL laufen – Stichwort Skripted-Reality-Formate, wo Laiendarsteller für 50 Euro Gage ihre Rolle spielen. Bei uns ist es alles echt: Ich bin der echte Gothaer-Schadenbearbeiter, die Termine sind echt, die Kunden, die Fälle, die Entscheidungen – da wird nichts nachgespielt. Ich finde das Format aber vor allem deshalb extrem wertvoll, weil die Zuschauer – 3 Millionen Menschen pro Sendung ungefähr –, sich auf unterhaltsame Weise mit dem Thema Versicherungen beschäftigen. Das würden sie im Alltag nie tun! Klar, was sie antriggert, sind andere Faktoren: Sie wollen unterhalten werden und ihre Chips knabbern. Trotzdem bekommen sie subtil vermittelt: Hey, Versicherungen sind gar nicht so böse. Es geht sogar soweit, dass die Zuschauer eher auf der Seite der Versicherung sind. Weil wir alle zahlen Geld für unsere Versicherungen, und wollen nicht, dass jemand zu Unrecht Geld aus dem Topf bekommt. Die Botschaft, die wir also rüberbringen, ist: Der Ehrliche kriegt sein Geld von der Versicherung, der Betrüger seine gerechte Strafe. Dahinter kann ich stehen. Und damit transportieren wir ja auch ein Image der gesamten Branche. Ich gehe extrem fair mit den Menschen um. Manchmal wird auch gesagt, ich sei zu weich. Aber ich habe keine Lust, jemanden vorzuverurteilen. Wenn ich keine Beweise habe, habe ich keine Beweise. Da muss man an der Stelle auch professionell sein. Viele der Menschen, die da mit machen, haben auch nicht unbedingt eine Vorstellung davon, welche Tragweite das Format hat.

Inwiefern?

Wie gesagt, schauen Millionen Menschen zu – der Chef, die Kollegen, die Familie. Ich hatte anfangs schon moralische Bedenken: „Inwiefern steht es mir, dem Timo von der Gothaer, zu, diese Menschen öffentlich so darzustellen?“ Aber wir zwingen keinen, mitzumachen. Die Menschen, die ihre Versicherung betrügen, machen das aus freien Stücken. Wir überrumpeln auch keinen. Die Menschen werden im Vorfeld angerufen und gefragt, ob sie mit uns drehen wollen. Vor Ort wird ihnen die Sendung nochmal erklärt.

Warum machen die Leute denn mit?

Ein Grund ist wahrscheinlich das Gefühl: Wenn ich jetzt nicht kooperiere, bin ich schon halb überführt. Es gibt aber auch Leute, die sich einfach für klüger halten. Ich hatte einen Fall, da hat ein Mann dem anderen angeblich mit einem Luftgewehr aus Versehen den teuren TV zerschossen. Ich kam dort an, und es duftete nach feinstem Cannabis. Die beiden grinsen mir ins Gesicht: „Sie kenne ich aus dem Fernsehen.“ Tja. Gedreht, verknackt, Strafprozess. Irgendwo endet dann auch meine Verantwortung.

>> Das Interview im voller länger können Sie sich übrigens auch hier anhören

Über Timo Heitmann

Der 38-Jährige machte seine Ausbildung als Versicherungskaufmann bei der Gothaer, studierte danach Versicherungswesen an der Fachhochschule Köln. Parallel zum Studium blieb der Kölner der Gothaer treu und bearbeitete Haftpflichtschäden im Schadeninnendienst. Seit 2009 ist er als Schadenermittler im Außendienst tätig und leitet das Team für Norddeutschland. Seit 2013 ist er beim RTL-Erfolgsformat „Die Versicherungsdetektive“ dabei, die Ende 2020 in ihre 11. Staffel ging.

Erreichbar ist Timo Heitmann über Facebook und Instagram

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Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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