Komikerlegende Otto Waalkes (links) und Johannes Heesters in „Otto – Der Film“ von 1985: Heesters könnte als Beispiel für die Bedeutung ­lebenslanger Renten gelten. Er wurde 108 Jahre alt © picture alliance/United Archives | Impress
  • Von Andreas Harms
  • 25.11.2024 um 08:50
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Wer fleißig gespart hat, kann zum Renteneintritt wählen: die lebenslange Rente eines Versicherers nehmen oder sich das Vermögen schrittweise auszahlen lassen. Doch warum sollte man einen Auszahlplan wählen, und wie stellt man das am besten an?

Dass die beiden Branchenverbände derart zusammenrasseln, kommt nicht alle Tage vor. Doch diesmal ist genau das geschehen. Den Anstoß liefert der Investmentverband BVI mittels einer Studie. Darin hat er ausrechnen lassen, wie lange ein Vermögen reicht, wenn man es sich in regelmäßigen Beträgen auszahlen lässt.

Dafür geht er von einigen Annahmen aus: Das Geld liegt die ganze Zeit in einem Mischdepot aus 70 Prozent Bundesanleihen und 30 Prozent Aktien aus dem deutschen Leitindex Dax. Die Wertentwicklung soll 4,4 Prozent nach Kosten betragen, und die monatliche Rente soll der Garantierente aus einem Riester-Vertrag mit selbem Volumen entsprechen. Die Rentner sind 1958 geboren und leben so lange, wie es die Sterbetafeln des Statistischen Bundesamts (Destatis) für 2022 nahelegen. Ergebnis: Bei 95,7 Prozent der Menschen reicht das Geld ein Leben lang.

Nun gehört es ja zu den Paradedisziplinen der Versicherungsbranche, lebenslange Renten zu zahlen. Weshalb sie sich direkt herausgefordert fühlte, etwas zu entgegnen. Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) bezeichnete die Studie als Mogelpackung. Verbandspräsident Norbert Rollinger sagte: „Grundsätzlich sind die BVI-Berechnungen äußerst problematisch, weil sie auf sehr optimistischen, zum Teil auch falschen Annahmen bezüglich der Sterblichkeit sowie des Kapitalmarktes beruhen.“

Die Kurzfassung der Vorwürfe: Die angesetzten Renditen sind zu hoch, die ausgezahlte Rente ist zu niedrig (die Überschüsse fehlen), die Menschen leben länger als angenommen, weil der künftige medizinische Fortschritt nicht beachtet wird. Und überhaupt führe schon der Begriff „Fondsrente“ in die Irre, denn es sei nur ein Auszahlplan. Unter einer Altersrente versteht man beim GDV einen monatlich ausgezahlten Betrag bis ans Lebensende (beim Duden übrigens nicht).

Frage nach Rente oder Auszahlplan als Spannungsfeld

Ohne die Details an dieser Stelle zu breit auszuwalzen: Der Knatsch um die Studie markiert das Spannungsfeld bei der Frage, was man im Alter mit angespartem Geld anfängt. Lässt man es lebenslang von einem Versicherer verrenten? Oder beaufsichtigt man es selbst und lässt sich regelmäßig was auszahlen? Gleich zu Beginn der Rente ein schöner Schluck aus der Pulle, sozusagen. Leben ist doch kurz, oder?

Beide Modelle haben Vor- und Nachteile: Die Renten der Versicherer laufen zwar lebenslang und sicher. Sie liegen aber auch niedrig, was dem Langlebigkeitsrisiko Rechnung trägt. Doch zu Beginn der Rente kann das ärgerlich sein, wenn die Knochen noch gut mitspielen und man was erleben will.

Im Gegensatz dazu kann man bei einem Auszahlplan das Geld selbst anlegen und damit deutlich höhere Renditen erreichen. Und man kann selbst bestimmen, wie viel Geld man jeden Monat möchte und damit die Einnahmenseite hochziehen. Dabei läuft man allerdings Gefahr, zu viel zu entnehmen. Während bei lebenslangen Renten in einer Art Solidarprinzip die früher Sterbenden die Renten der länger Lebenden bezahlen, gibt es dieses Prinzip bei Auszahlplänen nicht. Dort bekommt jeder das, was er eingezahlt hat, plus Wertentwicklung. Wenn das Geld alle ist, dann ist es alle, und die Rente endet. Am Ende hängt alles am Todesdatum, und das ist leider erst bekannt, wenn es gekommen ist. Deshalb lässt sich die Frage, welche Variante die bessere ist, im Vorfeld nicht klären.

Vorsorgereform sollte Auszahlplan weiter verbreiten

Sie dürfte sich jedoch irgendwann wieder zuspitzen. Denn die vorerst in der Warteschleife gelandete Reform der deutschen Altersvorsorge sah vor, dass Altersvorsorgedepots ihre Guthaben nicht mehr zwangsläufig verrenten müssen, sondern auch Auszahlpläne möglich sind. Wahrscheinlich mit einem zentralen Zielalter von 85 Jahren.

Es ist völlig klar, dass das Geld dann nicht für alle Rentner gleichermaßen reicht. Zuletzt meldete Destatis eine Lebenserwartung für heute geborene Mädchen von 83,3 Jahren und für Jungen von 78,6 Jahren. Viele Menschen werden nicht so alt, aber andere werden deutlich älter. Weshalb man das Ganze ja auch Durchschnitt nennt.

Seite 2: „Kein Zweifel, dass Fondsentnahmepläne sinnvolle Produkte sind“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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Welche Zukunft hat der Auszahlplan in der Altersvorsorge? – Das Tagesbriefing für Versicherung & Finanzen
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