Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, zeigt sich besorgt über die hohe Inflation und ist steigenden Zinsen deshalb nicht abgeneigt. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Graeme Jennings
  • Von Andreas Harms
  • 17.01.2022 um 14:01
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Der Winter könnte heiß werden, denn an den Anleihemärkten steigen nach langer Zeit die Renditen. Was für Nicht-Anleihebesitzer eine gute Gelegenheit werden kann, dürfte die Stimmung bei Anleihebesitzern etwas drücken. Wir erklären, was das mit Versicherungen zu tun hat und welche besondere Rolle die Kennzahl Duration spielt.

Davon abgewandelt erfand man später die praktisch etwas nützlichere modifizierte Duration (modified Duration). Sie gibt an, um wie viel Prozent der Anleihekurs steigt (oder fällt), wenn das Renditeniveau um einen Prozentpunkt fällt (oder steigt). Und zwar über Nacht, so viel Theorie muss sein.

Dazu ein Beispiel:

Die Bundesanleihe mit der Kennnummer (ISIN) DE0001135044 stammt noch aus dem Jahr 1997. Deshalb hat sie noch einen Zinskupon von 6,5 Prozent. Der aktuelle Kurs liegt bei etwa 138,1 Prozent (Stand: 17. Januar 2022), und sie läuft noch bis zum 4. Juli 2027. Wer das Papier heute kauft, erleidet bis dahin eine Rendite von minus 0,41 Prozent im Jahr, sprich: einen garantierten Verlust.

Die modifizierte Duration beträgt 4,78 Prozent. Sollte also die Rendite (durch den Markt getrieben) auf 0,59 Prozent steigen, würde der Anleihekurs um 4,78 Prozent sinken. Also auf 131,5 Prozent. Und zwar über Nacht, denn die doch sehr theoretische modified Duration unterstellt nun mal genau das.

Für beide Durationsversionen gilt: Je niedriger der Wert, desto geringer schwanken die Kurse bei sich ändernden Renditen. Wobei sich die Gesamtduration eines Anleiheportfolios immer aus den gewichteten Durationen der einzelnen Positionen ergibt.

Wie Portfoliomanager die Duration senken können

Das bringt Portfoliomanagern einen Vorteil: Wenn sie die Duration ihres Portfolios senken wollen, brauchen sie nicht groß zu kaufen und zu verkaufen. Es ist überhaupt nicht nötig, langlaufende in kurzlaufende Papiere umzuschichten. Stattdessen gehen sie am Terminmarkt einfach eine zusätzliche Position mit sehr kurzer Duration ein, meistens sogar unter null. Das senkt die Duration des gesamten Portfolios. Die wohl bekanntesten derartigen Kontrakte sind der Bund Future auf langlaufende Bundesanleihen und der Bobl Future auf mittelfristige Bundesanleihen.

Wer auf diese Art die Duration bereits in Richtung null gedrückt hat, kann dem ganzen Treiben recht gelassen zusehen. Wer nicht, sollte noch etwas Bargeld vorgehalten haben. Denn es könnte demnächst tatsächlich wieder etwas Schönes zu kaufen geben: Anleihen mit Renditen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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