Braunkohletagebau Garzweiler von RWE vor Windrädern: Nachhaltigkeit ist oft nicht einfach zu greifen © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
  • Von Andreas Harms
  • 06.12.2022 um 12:29
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Die Anbieter von Investmentfonds tun sich mit dem Trend zur Nachhaltigkeit schwer. Sie stufen Fonds hoch und wieder herab – und klare Regeln vom Regulator gibt es nach wie vor nicht. Vermittler und Makler müssen deshalb die Augen und Ohren offenhalten und die Fonds beobachten.

Gleichwohl ist die Unsicherheit derzeit offenbar groß. Wurden noch im zweiten Quartal 713 Fonds in der SFDR-Skala nach oben gestuft, ging es im dritten eher in die andere Richtung. Hortense Bioy, Nachhaltigkeitsspezialistin bei der Rating-Agentur Morningstar erwartet eine regelrechte Welle an Fonds, für die es von Artikel 9 auf 8 abwärts geht.

Anbieter stufen Fonds herab

Im dritten Quartal betraf es laut Morningstar erst einmal nur 41 Fonds. Doch es folgen noch mehr. Axa Investment Managers, die Investmenttochter der Axa, hat zum Beispiel schon angekündigt, 24 weitere Fonds herabzustufen. Bei 21 hat sie es schon getan.

Der französische Vermögensverwalter Amundi – immerhin eine der größten Fondsgesellschaften Europas – hat laut Morningstar fast alle Artikel-9-Fonds in Artikel 8 umsortiert. Dabei geht es um rund 100 Fonds mit 45 Milliarden Euro Vermögen.

Beim „Handelsblatt“ vermutet man zwei Gründe: Einerseits müssen Fondsanbieter im neuen Jahr anders und mit standardisierten Daten über ihre Nachhaltigkeit berichten. Das könnte dazu führen, dass Prüfer plötzlich Dinge entdecken, die nicht in einen dunkelgrünen Fonds gehören.

Neue Regulierungsstandard erwischen die Branche kalt

Andererseits war lange offen, wie groß der Anteil der nachhaltigen Anlagen in einem Artikel-8- oder -9-Fonds überhaupt sein muss. In der SFDR steht es jedenfalls nicht. Laut neuer technischer Regulierungsstandards könnte das Limit allerdings bei 100 Prozent liegen. Das traf wohl insbesondere einige Anbieter von Indexfonds (ETFs) – darunter Blackrock mit iShares, die Deka und die DWS mit ihrer ETF-Marke Xtrackers. Auch bei den heruntergestuften Amundi-Fonds handelt es sich bei ungefähr der Hälfte um ETFs.

Vor diesem wackeligen Hintergrund ist es alles andere als günstig, dass Anlageberater und Versicherungsvermittler ihre Kunden zur Nachhaltigkeit befragen und entsprechende Produkte anbieten müssen. Da heißt es definitiv: den Markt im Blick behalten und flexibel bleiben. Denn ein heute noch sehr sauberer Fonds kann es morgen schon nicht mehr sein.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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