Das tatsächliche Alter eines Menschen hängt von vielen Faktoren ab. © Pixabay
  • Von Joachim Haid
  • 05.07.2019 um 15:19
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Bei Versicherungsanträgen wird nach dem Geburtsdatum gefragt, um das Eintrittsalter zu berechnen. Aus gesundheitlicher Sicht kann eine Person sowohl jünger als auch älter als das kalendarische Alter sein. Ist das biologische Eintrittsalter die Berechnungsgrundlage der Zukunft?

Ermittlung des biologischen Alters

Um das biologische Alter zu ermitteln, könnte man also zum Beispiel die Länge der Telomere messen. Das ist jedoch noch recht aufwändig und damit teuer. Außerdem ist die Länge der Telomere nicht zwangsweise ein Hinweis auf den Zustand der Blutgefäße.

Diesen kann man ermitteln. Zum Beispiel mit einem Ultraschall der Halsschlagadern, dem sogenannten Carotis-Screening. Hierbei wird geprüft, ob Beschädigungen der Gefäßinnenwände, Ablagerungen oder Verdickungen der Gefäßwände vorhanden sind.

Eine weitere Möglichkeit ist die Messung des Verhältnisses zwischen Bauchumfang und Größe – der Waist-to-Height-Ratio (WHR). Die Axa nennt dies Body-Abdomen-Index und setzt diesen bei ihrem 2019 gestarteten Tarif ActiveMe ein. Die Annahme: Je größer der Bauchumfang ist, desto mehr Bauchfett ist vorhanden, das wiederum stille Entzündungen fördern kann.

Bei einem Blutbild können bestimmte Entzündungswerte gemessen werden, zum Beispiel CRP (C-reaktives Protein). Hierbei handelt es sich um ein in der Leber gebildetes Eiweiß, das bei Entzündungen im Körper vermehrt nachweisbar ist. Es zeigt damit ein grundsätzliches Entzündungsgeschehen an. Bei erhöhten Werten könnte nun eine weitere Diagnostik erfolgen, um die Entzündungsquellen zu finden.

Die Herzratenvariabilität (HRV) gewährt einen direkteren Blick auf den Gefäßzustand und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hierbei wird der Zeitabstand von einem Herzschlag zum nächsten gemessen, der sich belastungsabhängig verändert. Mit der HRV lässt sich auch der Stresszustand eines Menschen herausfinden und das Risiko für diabetische Nervenerkrankungen ermitteln. Selbst Rückschlüsse auf das Risiko einer psychisch bedingten Depression sollen möglich sein. Wer eine Smartwatch nutzt oder ein entsprechendes Wearable (tragbarer Computer) besitzt, hat davon vermutlich schon einmal etwas gehört.

Neben der WHR lassen sich indirekt auch Aussagen durch das Bewegungs- und Ernährungsverhalten treffen. Entsprechende Fitness-Tracker und Apps können hierfür eingesetzt werden.

Science Fiction oder bereits Realität?

Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht mehr um reine Science Fiction oder was in Zukunft in der Versicherungsbranche einmal kommen könnte. Während die Axa den Body-Abdomen-Index einsetzt, geht der Rückversicherer Score einen anderen Weg. Zusammen mit dem Fitnesstracker-Hersteller Garmin und der Fitness-App Fjuul hat Score das Biological Age Model entwickelt.

Unter Berücksichtigung der Daten von Wearables wird das biologische Alter einer Person berechnet. Der Rückversicherer hat Daten, die über 20 Jahre erhoben wurden, ausgewertet. Dabei konnte eine deutliche Reduktion des Sterblichkeitsrisikos in Abhängigkeit des täglichen Bewegungsumfangs und der damit verbundenen Herzrate festgestellt werden.

In der nahen Zukunft könnte also Ihr biologisches Alter ausschlaggebend für den Beitrag Ihrer Lebensversicherung sein. Der Autor würde dies begrüßen. Während sein kalendarisches Alter 44 Jahre beträgt, liegt sein biologisches Alter bei 29. Im Gegensatz dazu hat er bei Kunden, welche dem Geburtsjahr nach 29 Jahre alt sind, bereits ein biologisches Alter von über 45 Jahren gemessen. Wäre es nicht fairer, in solchen Fällen die jeweiligen Versicherungsbeiträge zu tauschen und dynamisch anzupassen? Gesundheitsbewusstes Verhalten würde damit belohnt. Auch hier weiß der Autor, wovon er spricht. Denn vor ein paar Jahren lag sein biologisches Alter noch deutlich über seinem kalendarischen.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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