Trikot-Tausch auf dem Fußballplatz: Auch bei Fondspolicen macht ein Fondstausch von Zeit zu Zeit Sinn. © picture-alliance / Sven Simon | FrankHoermann/SVEN SIMON
  • Von Sabine Groth
  • 03.04.2023 um 10:28
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Bei einer mittel- bis langfristigen Anlagedauer kann es sinnvoll oder notwendig sein, gelegentlich das Kapital in einen anderen Fonds umzuschichten. Der erste Teil unserer neuen Serie "Fondspolice vs. Fonds-Direktanlage – so entscheiden Sie richtig!" zeigt, wie unterschiedlich Fondswechsel bei der Direktanlage und in Fondspolicen behandelt werden – und was das für den Anlageerfolg bedeutet.

Fonds oder Fondspolice? Beide Anlagen haben ihre Vor- und Nachteile und beide haben ihre Fans und Kritiker. Für die Fonds-Direktanlage spricht vor allem die hohe Flexibilität, Freiheit und Unabhängigkeit der Anleger. Zwar sind Fondspolicen heute viel flexibler als früher, sowohl bei Ein- und Auszahlungen als auch bei der Wahl der Fonds. Kunden und Kundinnen binden sich jedoch langfristig an einen Versicherer und einen Tarif, der sich während der Laufzeit unter Umständen nur begrenzt weiterentwickeln kann.

Dieser langfristigen Bindung steht ein auf den ersten Blick sehr nüchterner Vorteil gegenüber, dessen Auswirkungen aber äußerst charmant sind: Steuervorteile. Wenn weniger Geld an den Fiskus fließt, kann der Gesamtertrag gerade über einen langen Zeitraum deutlich höher ausfallen – trotz potenzieller zusätzlicher Kosten für den Versicherungsmantel. Das Thema Steuern ist bei der Entscheidung Fonds oder Fondspolice zum langfristigen Vermögensbau ein wichtiges Argument. Daher stehen auch die vielfältigen steuerlichen Unterschiede und ihre Auswirkungen im Vordergrund unserer neuen Serie „Fondspolice vs. Fonds-Direktanlage – so entscheiden Sie richtig!“.

Volle Freiheit oder voller Zinseszinseffekt

Im ersten Teil geht es um das Thema Fondswechsel. Wer langfristig über Fonds – ob direkt oder innerhalb einer Police – Vermögen aufbauen will, sollte regelmäßig prüfen, ob der gewählte Fonds noch seine erwartete Leistung bringt. Ein schlechtes Jahr ist zwar noch kein Trennungsgrund, hält die unterdurchschnittliche Performance jedoch an, sollte nach den Gründen geforscht werden. Wurde beispielsweise der Fondsmanager ausgetauscht oder die Strategie verändert? Oder passt die Strategie einfach nicht mehr zur Marktentwicklung?

Bei anhaltender Unzufriedenheit ist ein Fondswechsel angesagt. Ebenso kann eine veränderte Risikoausrichtung des Kunden, etwa im fortgeschrittenen Alter, ein Wechsel in risikoärmere Produkte erfordern. Direktanleger sind hier völlig ungebunden. Sie können Geld aus Fonds abziehen und in neue Fonds investieren, wann und so oft sie wollen. Kunden mit Fondspolicen haben hier in der Regel keine endlose Freiheit bei der Fondsauswahl – dafür aber Steuer- und Kostenvorteile. Das Fondsangebot in diesen Policen, oft auch in den älteren, ist aber mit durchschnittlich 50 bis 100 Fonds deutlich größer geworden, sodass die Beschränkungen oft nicht mehr ins Gewicht fallen.

Wie die Depotkunden können auch Policeninhaber ihren Sparvorgang auf andere Fonds verlagern (“switchen”) oder das bislang angesparte Guthaben auf andere Fonds umschichten (“shiften”). Neben Fonds können Versicherungskunden zudem auch noch andere Anlagen wählen, die im Angebot des Tarifs sind, wie zum Beispiel das Sicherungsvermögen des Versicherers oder gemanagte Strategien. Wie oft Anlagewechsel möglich und ob damit Kosten verbunden sind, hängt vom Vertrag ab. Ein guter Tarif sollte aber für den Normalgebrauch ausreichend Möglichkeiten bieten – und zwar ohne Kosten. Beim Umschichten des Kapitals einer Direktanlage hingegen fallen in der Regel erneut ein Ausgabeaufschlag oder Börsenkosten (ETF) an. Schließlich handelt es sich dann um einen Verkauf und einen Neukauf von Fondsanteilen.

Der Fiskus kassiert teilweise mit

Bei der Direktanlage unterliegen die erzielten Gewinne beim Verkauf der Abgeltungsteuer. Wenn wir davon ausgehen, dass der Fonds mit einem Plus verkauft wird, fließt ein Teil des Verkaufserlöses an den Fiskus. So kann nicht die volle Summe wieder in den neuen Fonds investiert werden.

In Fondspolicen fallen, egal wie oft gewechselt wird, während der Laufzeit keine Steuern an. Erst bei einer Kapitalauszahlung aus der Police will der Fiskus seinen Anteil am Gewinn. So lange kann jedoch die volle Summe – ohne zwischenzeitliche Steuerzahlungen und Wiederanlagekosten – über die Fonds an den Kapitalmärkten arbeiten. Im Vergleich dazu profitieren Direktanleger nur von einem reduzierten Zinseszins-Effekt. Gerade über lange Laufzeiten macht sich das im Gesamtanlageerfolg bemerkbar.

Beispielrechnung: So viel kosten Fondswechsel in der Direktanlage

Ein Berechnungs-Tool der Helvetia schweizerische Lebensversicherungs-AG gibt einen Überblick, wie viel Kosten und (vorzeitige) Steuern für einen Beispielkunden anfallen können, der über mehrere Jahrzehnte über die Direktanlage in Aktienfonds Vermögen aufbauen will. Betrachten wir einen beispielhaften Sparvertrag mit monatlich 250 Euro über 35 Jahre mit einer erwarteten Rendite (berechnet nach BVI-Methode) von 6 Prozent pro Jahr, drei Fondswechseln (nach jeweils zehn Jahren Anlagedauer), einer Wiederanlagegebühr von 2,5 Prozent und einem jährlichen Sparerfreibetrag von 1.000 Euro.

Für diese drei Fondswechsel würden Wiederanlagekosten von insgesamt über 8.000 Euro anfallen und rund 30.000 Euro Abgeltungsteuer. Allein für die Summe, die beim ersten Wechsel nach zehn Jahren an Kosten und Steuern anfällt (etwa 2.400 Euro), entgeht dem Sparer über weitere 20 Jahre Anlagedauer ein Plus von über 5.000 Euro.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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