Krisenzeiten erfordern eine gute Beratung. © Pexels
  • Von Sabine Groth
  • 16.11.2022 um 13:09
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So manchen Fondspolicen-Besitzer verlässt angesichts der aktuellen Entwicklungen der Mut, seine Altersvorsorge mithilfe der Aktienmärkte aufzubauen. Ein Blick auf vergangene Krisen kann seine Sorgen jedoch schnell vertreiben, wie Beispielrechnungen zeigen.

Die Stimmung ist angespannt. Hohe Inflationsraten, der Ukraine-Krieg, die daraus resultierende Energiekrise und eine kaum noch abwendbare Rezession lassen die Menschen mit hoher Unsicherheit in die Zukunft blicken.

Seit Jahresanfang bewegen sich zudem die Aktienmärkte in starken Wellenbewegungen nach unten. Wer sich nach langem Zögern für eine fondsgebundene Lebensversicherung zur Altersvorsorge entschieden hat, könnte seine Entscheidung nun wieder hinterfragen. In Zeiten wie diesen benötigen Kunden mehr Unterstützung denn je. Angst vor einer unsicheren Zukunft kann gerade bei der Altersvorsorge schnell Panik auslösen und zu falschen Entscheidungen führen.

Kunden jetzt proaktiv beraten

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Kunden proaktiv zu informieren, dass Wirtschaftsflauten, Krisen und Bedrohungen über einen langen Anlagehorizont immer wieder auftauchen und dass Aktienmärkte in unregelmäßigen Abständen immer wieder abtauchen. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass eine Abwärtsphase immer in einer Erholung mündet und langfristig die Aktienmärkte nach oben zeigen.

In Krisen gilt es also, die Nerven zu bewahren und Investitionen nicht zu Schleuderpreisen zu verkaufen. Idealerweise ist man sogar gelassen genug, die Krise als Chance zu sehen und zusätzlich zu investieren.

Dass sich dies auszahlen kann, zeigt eine Beispielrechnung von Helvetia Leben bezogen auf die große Finanzkrise. Die Experten haben drei Verhaltensszenarien und ihre Folgen bis heute durchgespielt. Erinnern wir uns: 2007 waren Aktienmärkte noch im Aufwärtsfieber, neue Rekordmarken wurden gesetzt. Auch der deutsche Aktienindex erreichte endlich wieder die 8.000-Punkte-Marke und überstieg sein bisheriges Hoch von vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Die ersten Krisenanzeichen im Herbst ignorierten die Aktienmärkte bis zum 21. Januar 2008. Damals setzte das Beben an den Märkten ein, das sich bis ins Jahr 2009 hinzog.

Was tun in der Krise? Drei Szenarien

Die Szenario-Rechnung unterstellt, dass ein Kunde im Januar 2008 100.000 Euro über eine fiktive Anlage in den globalen Industrieländer-Aktienindex MSCI World investierte. Produktkosten sind unberücksichtigt, Beträge gerundet. Schaute der Kunde ein Jahr später in sein Depot, stellte er voller Entsetzen fest, dass nur noch etwa 57.000 Euro übrig waren und fragte sich: Was mache ich nun?

Anlegertyp 1 verliert die Nerven, verkauft und legt das Geld bei der Bank an. Zinsen waren damals allerdings schon auf rasantem Weg nach unten und Tages- und Festgelder gaben in den vergangenen 14 Jahren nicht viel her. Geht man von einem Zinssatz von einem Prozent aus, würden 100.000 Euro bis Oktober 2022 nicht wieder erreicht werden, sondern nur rund 65.000 Euro.

Anlegertyp 2 folgt der Börsenweisheit von André Kostolany, hat gleich nach Kauf eine Schlaftablette genommen und schaut erst nach vielen Jahren wieder in sein Portfolio, ohne in der Zwischenzeit irgendetwas zu verändern. Wenn er jetzt wieder aufgewacht ist, kann er sich über ein Guthaben in Höhe von etwa 179.000 Euro freuen. Den starken Verlust im Jahr 2008 hat die Zeit mehr als wettgemacht.

Anlegertyp 3 bleibt ebenfalls investiert. Er nutzt zudem die Gunst der Stunde und stockt zu den damals günstigen Kaufpreisen seine MSCI-World-Investition um 100.000 Euro auf. Aus der Gesamtinvestition von 200.000 Euro sind nun etwa 492.000 Euro geworden. Der Mut zum Kauf in der Krise hat sich klar ausgezahlt.

Schlussfolgerungen für Fondspolicen

Zwar können diese Beispielrechnungen nicht eins zu eins auf die heutige Situation übertragen werden. Sie zeigen jedoch, dass Krisen und Einbrüche an den Aktienmärkten Anleger nicht in Panik versetzen sollten – zumindest nicht, solange sie langfristig investieren und diszipliniert bleiben. Inhaber von Fondspolicen sollten also trotz unsicherer Aussichten Ruhe bewahren und ihren Sparvorgang fortsetzen. Denn jetzt kaufen sie günstiger ein als Ende 2021 und profitieren so vom Durchschnittskosteneffekt. Diesen können sie durch Zuzahlungen sogar noch steigern. Dann kaufen sie mehr Fondsanteile zu günstigen Preisen.

Ebenso sind Policen mit Einmalzahlungen in schwierigen Aktienmärkten wie aktuell eine interessante Anlage. Die Aufschubzeit sollte allerdings nicht zu kurz sein. Schließlich kann sich die Krise hinziehen oder die Erholung schleppend verlaufen. Da nicht abzusehen ist, ob die Märkte noch weiter nach unten gehen, bietet sich ein schrittweiser Einstieg an. Einige Gesellschaften bieten hierfür ein Anlaufmanagement, um das Risiko des Einstiegszeitpunkts zu mindern.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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