Ein Arzt schaut sich das Hologramm eines Herzens an: In der Medizin führt die Digitalisierung zu deutlichen Verbesserungen – und auch die BU-Beratung kann sie effizienter machen. © picture alliance / Zoonar / Aleksandr Khakimullin
  • Von Karen Schmidt
  • 17.12.2021 um 11:09
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:30 Min

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft einen Entwicklungsschub beschert. Inwieweit sind Beratung und Abwicklung in der Arbeitskraftabsicherung dadurch effizienter geworden? Hier erfahren Sie es.

Die Pflicht zu Kontaktbeschränkungen und das weitgehende Arbeiten im Homeoffice aufgrund der Corona-Pandemie haben bei vielen Vermittlern ebenso wie bei den Versicherern den Berufsalltag deutlich verändert. Die Beratung hat eher von der Ausnahmesituation profitiert, denn viele Kunden haben mehr Zeit, sich mit ihrer Absicherung zu beschäftigen. So eröffnen sich neue Chancen im Vertrieb – auch in der Arbeitskraftabsicherung.

Der Mehrwert der Digitalisierung im gesamten Beratungs- und Abwicklungsprozess hat dabei noch mal an Bedeutung gewonnen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Versicherungen und Vermittler bei Biometrie-Produkten mit reichlich Papier hantierten – gerade auch im Bereich der Risikoprüfung. Das hat sich deutlich gewandelt.

Und das ist auch gut so, denn es hat einige Vorteile, wenn Vermittler direkt im Beratungsgespräch schon mit dem Kunden zusammen eine Risikoprüfung durchführen können, weiß Norbert Piechowiak. „Da mögliche Probleme bei den Gesundheitsangaben auch laut Umfragen unter Beratern eine der größten Hürden für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung darstellen, ist eine Risikoprüfung im Beratungsgespräch die Chance, den gesamten Abwicklungsprozess zu verkürzen“, sagt der Geschäftsführer des Helvetia Leben Maklerservice. Und weiter: „So können Nachfragen zu unvollständigen oder ungenauen Angaben direkt gestellt und beantwortet werden. Zudem entfallen Probleme mit der Lesbarkeit. Bei Vorerkrankungen oder Risiken, die zu einer Ablehnung oder einem Zuschlag führen, kann der Berater ohne neuen Termin gegebenenfalls auch eine alternative Arbeitskraftabsicherung anbieten.“

Notwendig dazu sind natürlich Tools, die es schaffen, den komplexen Prozess Risikoprüfung in eine einfache Oberfläche zu übersetzen. „In den vergangenen Jahren hat das Thema automatisierte Risikoprüfung deutlich an Fahrt aufgenommen. Viele Lebensversicherer sind inzwischen in der Lage, den Antragsprozess vollständig digital und ohne Medienbruch abzubilden“, sagt Stefan Wittmann, Bereichsleiter Leben/Kranken – Kundenservices bei der Deutschen Rück. Benötigt werde dazu aber ein maschinelles Risikoprüfungstool, wie es der Rückversicherer etwa mit „Exakt“ anbiete. Die dort hinterlegten Datenbanken enthielten Regelwerke für die Risikoprüfung, die, verbunden mit der Angebotssoftware des Versicherers und einer entsprechenden grafischen Oberfläche, dann eine voll automatisierte Risikoprüfung ermöglichten.

Ergebnisse wie beim Versicherer selbst

Neben den Versicherern selbst bieten auch Rating-Agenturen wie Franke und Bornberg mit dem Tool Vers.diagnose entsprechende Lösungen an. Über Vers.diagnose zum Beispiel findet die Risikoprüfung in Echtzeit über bis zu 25 Versicherer zeitgleich statt. „Direkt nach der Beantwortung der Gesundheitsfragen stehen die Risikoprüfungsergebnisse innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung“, erklärt Geschäftsführerin Katrin Bornberg. Dabei gebe es ein Fragenset für alle Versicherer, und die Ergebnisse „entsprechen den Resultaten, die man auch direkt beim Versicherer erhalten würde“. Eine Individualität der Entscheidungen bleibe also erhalten, Risikozuschläge würden direkt in der Prämienberechnung berücksichtigt, und Klauseltexte lägen im Original vor.

Eine Schwierigkeit, die es im Risikoprüfungsprozess gibt, stellen aber noch die Krankheiten dar. „Krankheitsbilder und Diagnosen sind sehr verschieden, eine vorgefertigte Darstellung aller Krankheiten ist daher nicht immer möglich“, heißt es etwa von der Basler, die auch bei Vers.diagnose mitmacht. Sobald es sich um sehr komplexe Vorerkrankungssituationen handele, komme die Automatisierung an ihre Grenzen, bestätigt Katrin Bornberg. „Wir können derzeit rund 70 Prozent des Geschäftes automatisch abbilden. Für die nicht automatisierungsfähigen Fälle kann die Abwicklung dennoch über Vers.diagnose erfolgen“, sagt sie. So könnten die medizinischen Unterlagen über eine gesicherte Verbindung direkt zum zuständigen Risikoprüfer bei den betreffenden Versicherern hochgeladen werden. „Die Kommunikation inklusive Ergebnisübermittlung findet dann ebenfalls über die Plattform statt. Ein sehr komfortabler Weg also auch für komplexe Fälle“, so Bornberg.

autorAutorin
Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort