Die Kosten für die pflegerische Versorgung steigen in Deutschland. © Sherry/Freepik
  • Von Jens Lehmann
  • 31.01.2023 um 12:50
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:50 Min

Professionelle Pflege geht kräftig ins Geld. Die Pflegezusatzversicherung hilft dabei, die Kosten zu tragen. Doch können auch Spätentschlossene jenseits der 60 noch einen Vertrag abschließen und sich vor hohen Pflegekosten im Alter schützen?

Die drohende Pflegelücke lässt sich im Wesentlichen mit einem der folgenden Produkte schließen: Bei der Pflegetagegeldversicherung können Versicherte die Höhe des Tagegeldes für jeden Pflegegrad meist frei wählen. Im Pflegefall wird das Tagegeld unabhängig davon ausgezahlt, ob es tatsächlich für die Pflege oder andere Dinge verwendet wird.

Die Pflegekostenversicherung kommt nur für tatsächlich entstandene und nachgewiesene Pflegekosten auf. Die Leistungen sind an den konkreten Pflegezweck gebunden. Für den Fall der Pflegebedürftigkeit zahlt der Versicherer bei der Pflegerentenversicherung schließlich eine festgelegte Pflegerente, die sich am Pflegegrad orientiert. Das Geld ist nicht zweckgebunden, also frei verfügbar.

Pflegetagegeld ist meist erste Wahl

In den meisten Fällen ist die Pflegetagegeldversicherung erste Wahl zur finanziellen Absicherung des Pflegerisikos. „Sie ist klar vorne, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht“, bestätigt Experte Bohrmann. Ein weiterer Vorteil der Pflegetagegeldversicherung bestehe darin, dass jeder Versicherte bei Vertragsabschluss selbst entscheiden könne, ob er seine monatliche Pflegelücke ganz oder nur teilweise schließen wolle.

Grundsätzlich empfehlen Experten, möglichst früh in eine private Pflegeversicherung zu investieren. Denn es sind nicht immer nur die Alten, die zum Pflegefall werden. Durch Unfall oder Krankheit kann es auch junge Menschen treffen. Es hat aber noch weitere Vorteile, schon in jungen Jahren privat für die Pflege vorzusorgen. „Man vermeidet mögliche Ausschlüsse oder Zuschläge aufgrund von Vorerkrankungen, die in fortgeschrittenem Alter oftmals auftreten, und profitiert gleichzeitig von günstigeren Beiträgen“, sagt Axa-Experte Hanowski.

Pflegezusatz auch für Ältere sinnvoll

Doch welche Vorsorgeoptionen bleiben Spätentschlossenen jenseits des 50. oder 60. Lebensjahres? Gerade dieser Altersgruppe raten Verbraucherschützer zur privaten Pflegeversicherung, sofern der Beitrag im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten liegt. Die Prämie richtet sich nach den vereinbarten Versicherungsleistungen und dem Lebensalter bei Vertragsabschluss. Im Vergleich zu einem 30-Jährigen zahlt ein 60-Jähriger für die gleiche Leistung ungefähr einen um den Faktor 3 höheren Beitrag.

„Dennoch ist der Abschluss einer Pflegezusatzversicherung auch für ältere Menschen sinnvoll“, sagt Mario Hanowski. Der wissenschaftliche Beirat beim Wirtschaftsministerium fordert gar eine verpflichtende private Pflegeversicherung für alle, um die drohende Pflegelücke zu schließen. Denn insbesondere die stationäre Versorgung im Heim ist sehr teuer. Nach Abzug der Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung mussten Bedürftige laut dem Verband der Ersatzkassen Anfang 2022 durchschnittlich einen Eigenanteil von monatlich 912 Euro tragen. In extremen Fällen können dem Pflegebedürftigen bei einer vollstationären Pflege sogar mehr als 2.400 Euro im Monat fehlen, haben Thorsten Bohrmann und seine Kollegen errechnet – das Pflegeheim als Armutsfalle.

Zumal zum pflegebedingten Eigenanteil weitere Kosten hinzukommen, darunter für Heimunterbringung und Verpflegung. Auch die Kosten für die Ausbildung von Fachkräften sowie Investitionskosten für das Gebäude und seine Ausstattung legen die Betreiber auf die Heimbewohner um.

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

kommentare
Michael Schmid
Vor 1 Jahr

Die Lobbyarbeit der Versicherer funktioniert wie immer hervorragend und wird in den entsprechenden Fachpublikationen ungeprüft übernommen. Ich kenne ausländische Investoren, die als Privatperson inzwischen mehrere Senioren-/Altenheime in Deutschland gekauft haben und von Eigenkapitalrenditen zwischen 25-30% schwärmen. Warum ist dieser “Markt” auch bei den Hedgefonds so beliebt? Finde den Fehler!!
Warum muß unsere Gesundheit und die unserer Angehörigen dazu herhalten, exorbitante Gewinn zu erzielen?
Diejenigen, die das täglich ermöglichen (Pflegepersonal) haben nichts davon, außer Streß, Verzweiflung, teilweise Wut über die Zustände und natürlich gesundheitliche Beschwerden. Unser Gesundheitssystem war mal eines der Besten. Inzwischen kann man nur noch verzweifeln an den Umständen und Gegebenheiten. Alle bedienen sich, sei es bei Maskendeals, exorbitante Preissteigerungen bei Impfstoffen und natürlich müssen die Hedgefonds ihre Investoren befriedigen.
Wirtschaft kann alles besser? Mitnichten, vor allem hat sie im Gesundheitswesen nichts verloren. Ich will meine Gesundheit eigentlich nicht vom Gewinnstreben einer anonymen Fondsgesellschaft abhängig machen.

Christian
Vor 1 Jahr

Leider ist der Bericht nur ausgelegt auf die hohen Kosten. Die exorbitanten Beitragserhöhungen der Tarife in der privaten Pflegeversicherung wird hier nicht erwähnt. Bin sehr jung in eine private Pflegeversicherung eingestiegen und zahle heute schon monatlich für meine Frau und mich 250Euro . Die Beitragsanpassungen werden aber weiter zunehmen. Ein Konzept die Beiträge finanzierbar zu halten haben die privaten Krankenversicherungen nicht.

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Michael Schmid
Vor 1 Jahr

Die Lobbyarbeit der Versicherer funktioniert wie immer hervorragend und wird in den entsprechenden Fachpublikationen ungeprüft übernommen. Ich kenne ausländische Investoren, die als Privatperson inzwischen mehrere Senioren-/Altenheime in Deutschland gekauft haben und von Eigenkapitalrenditen zwischen 25-30% schwärmen. Warum ist dieser “Markt” auch bei den Hedgefonds so beliebt? Finde den Fehler!!
Warum muß unsere Gesundheit und die unserer Angehörigen dazu herhalten, exorbitante Gewinn zu erzielen?
Diejenigen, die das täglich ermöglichen (Pflegepersonal) haben nichts davon, außer Streß, Verzweiflung, teilweise Wut über die Zustände und natürlich gesundheitliche Beschwerden. Unser Gesundheitssystem war mal eines der Besten. Inzwischen kann man nur noch verzweifeln an den Umständen und Gegebenheiten. Alle bedienen sich, sei es bei Maskendeals, exorbitante Preissteigerungen bei Impfstoffen und natürlich müssen die Hedgefonds ihre Investoren befriedigen.
Wirtschaft kann alles besser? Mitnichten, vor allem hat sie im Gesundheitswesen nichts verloren. Ich will meine Gesundheit eigentlich nicht vom Gewinnstreben einer anonymen Fondsgesellschaft abhängig machen.

Christian
Vor 1 Jahr

Leider ist der Bericht nur ausgelegt auf die hohen Kosten. Die exorbitanten Beitragserhöhungen der Tarife in der privaten Pflegeversicherung wird hier nicht erwähnt. Bin sehr jung in eine private Pflegeversicherung eingestiegen und zahle heute schon monatlich für meine Frau und mich 250Euro . Die Beitragsanpassungen werden aber weiter zunehmen. Ein Konzept die Beiträge finanzierbar zu halten haben die privaten Krankenversicherungen nicht.

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