Ein Offshore-Windpark in den Niederlanden. © picture alliance / Zoonar | Fokke Baarssen
  • Von Karen Schmidt
  • 13.09.2021 um 13:09
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Den Deutschen ist es bei der Altersvorsorge zunehmend wichtig, dass diese nachhaltige Kriterien erfüllt. Aber es gibt auch Hindernisse, die die Produktentwicklung hemmen. Hier erfahren Sie, welche das sind.

Herausforderungen muss der Markt auch noch in einem anderen Bereich stemmen, nämlich vor allem bei der Transparenz. Dass das Thema Nachhaltigkeit bislang nicht noch eine größere Rolle spielt, liegt laut der Vantik-Umfrage auch an der noch fehlenden Überprüfbarkeit und Transparenz der Nachhaltigkeitskriterien. Das geben 44 beziehungsweise 41 Prozent der Befragten als größte Hindernisse an. „Woran es nach wie vor mangelt, ist das Vertrauen“, stellt auch Daniel Regensburger fest. „Zu oft wittern Kunden hinter nachhaltigen Produkten ‚Greenwashing‘ – nicht immer zu Unrecht. Unsere Aufgabe besteht darin, Kunden durch maximale Transparenz glaubhaft zu vermitteln, dass sie mit ihrer Altersvorsorge wirklich etwas zum Besseren bewegen können.“

Was dabei sicherlich helfen würde, wäre eine größere Klarheit bei den Nachhaltigkeitskriterien, glaubt Infinma-Geschäftsführer Schulz: „Das größte Hindernis bei der Entwicklung eines breiteren Angebots ist nach unserer Einschätzung das Fehlen von verbindlichen Vorgaben dazu, was überhaupt als nachhaltig einzustufen ist. Im Bereich Environment gibt es ja inzwischen eine Taxonomie-Verordnung mit sechs verschiedenen Zielen, aber auch hier besteht keinesfalls Einvernehmen“, betont Schulz. Als Beispiel nennt er die unterschiedliche Beurteilung von Atomenergie in den Ländern der EU.

Zurückhaltung ist nachvollziehbar

Schulz weiter: „Für die Bereiche Social und Governance, die ja ohnehin bei Nachhaltigkeitsbetrachtungen gerne etwas vernachlässigt werden, werden verbindliche Vorgaben durch die EU frühestens im nächsten Jahr erwartet. Insofern ist es verständlich, wenn Versicherer – vor allem im Hinblick auf die eigene Kapitalanlage – noch etwas zurückhaltend sind. Sich jetzt auf eine Linie festzulegen, die dann im nächsten Jahr von der EU als nicht hinreichend nachhaltig klassifiziert wird, ist eine Gefahr, die sicher nicht von der Hand zu weisen ist.“

Aber nicht nur Versicherer stellt die fehlende Klarheit vor Probleme, sondern auch viele Vermittler. Ja, es gibt seit Inkrafttreten der EU-Transparenzverordnung am 10. März 2021 die Ansage an alle Produktgeber, seien es Versicherer oder Fondsgesellschaften, Informationen zur Nachhaltigkeit zur Verfügung zu stellen. „In diesen vorvertraglichen Informationen ist genau aufgeführt, ob es sich um eine ‚grüne‘ Anlage handelt und auch wie ‚grün‘ diese Anlage ist“, berichtet Andreas Kick, Partner und Prokurist des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP).

Überblick zu behalten, fällt schwer

So werde hier aufgeführt, ob lediglich Nachhaltigkeitsrisiken bei den Anlage-Entscheidungen berücksichtigt würden, ob das Produkt explizit ökologische oder soziale Merkmale vertrete oder ob es gezielte nachhaltige Investments anstrebe. Die dazu verwendeten Methoden wie beispielsweise Positiv-Negativlisten, Best-in-Class oder Normbasiertes Screening würden hier ebenfalls vermerkt. Kick: „An Informationen mangelt es in diesem Bereich definitiv nicht. Es ist eher das Problem, den Wald vor lauter Bäumen zu erkennen.“

Diese Beobachtung macht auch Andrea Schölermann, Leiterin des Produktmanagements der Condor Lebensversicherung. „Bei Vermittlern ist unserer Erfahrung nach ein grundsätzliches Wissen über nachhaltige Investments vorhanden, welches auch notwendig ist, um Kunden qualifiziert beraten zu können. Allerdings gibt es auf dem Markt immer mehr Produkte, ein fundierter Überblick fällt damit immer schwerer. Deshalb müssen Vermittler darauf achten, dass sie auf dem aktuellen Stand bleiben.“ Hilfreich könnten an dieser Stelle Ratings unabhängiger Analysehäuser sein, sind sich Kick und Schölermann einig.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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