- Von Sabine Groth
- 24.09.2024 um 08:00
Der Gender Pay Gap hat sich zu einem festen Begriff etabliert. Er beschreibt den Abstand in der Entlohnung zwischen Männer und Frauen. Genaugenommen misst er, wie viel Frauen weniger verdienen als Männer. Beim weniger bekannten Eco Gender Gap, das auf das unterschiedliche Engagement in Sachen Nachhaltigkeit abzielt, liegt das weibliche Geschlecht hingegen vorn. Das britische Marktforschungsunternehmen Mintel hat den Begriff 2018 geprägt. Im Rahmen einer Studie hatte es Anzeichen gefunden, dass sich Frauen umweltfreundlicher verhalten als Männer. Zum Beispiel bemühen sich mehr Frauen um Recycling, drehen die Heizung runter, wenn sie das Haus verlassen, und gehen bewusster mit Wasser um.
Auch zahlreiche andere Studien belegen, dass Nachhaltigkeit eher Frauen- als Männersache ist. So haben etwa die Marktforscher vom IfD Allensbach in einer Umfrage 2023 herausgefunden, dass in Deutschland fast zwei Drittel der Lohas weiblich sind. Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability) sind Personen, die bei ihrem Konsum- und Lebensstil besonders auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achten. Ebenso bezeichnen sich mehr Frauen als Männer als „aktive Umweltschützer“.
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Das größere Interesse an einer nachhaltigen Lebensweise kann sich ebenfalls bei der Versicherungswahl und in der Geldanlage niederschlagen. Auch hierzu gibt es Studien. In einer wissenschaftlichen Untersuchung im Auftrag des Versicherer-Verbands GDV zu nachhaltigen Versicherungen zeigt sich, dass Frauen sich mehr als Männer für ökologisch-nachhaltige und ESG-konforme Versicherungsprodukte begeistern können. Auch sind sie eher bereit, hierfür einen Aufschlag zu zahlen. JP Morgan Asset Management hat zudem in einer Umfrage zu „Frauen und Geldanlage“ herausgefunden, dass mehr Frauen als Männer nachhaltige Anlagemöglichkeiten als wichtig erachten.
Geschlechternormen prägen das Umweltverhalten
Aber woher kommt es, dass insbesondere Frauen dazu tendieren, sich nachhaltig und umweltbewusst zu verhalten? Genetisch bedingt sei dies nicht, meint Gotelind Alber. Die Expertin für Klimapolitik und Geschlechtergerechtigkeit sieht die Gründe hierfür vielmehr in der sozialen Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Sie sei dazu erzogen, sich um andere zu kümmern, also auch um die Natur und die Umwelt. Dem gegenüber stehe das traditionelle Bild der Männlichkeit, das sich zwar langsam verändere, aber noch tief in der Gesellschaft verwurzelt sei.
Bei der Beratung von Frauen, beispielsweise für die Altersvorsorge, sollten Vermittler und Finanzberater diese spezielle Neigung von Frauen zur Nachhaltigkeit im Hinterkopf haben. Bei der Ansprache von Kundinnen können nachhaltige Aspekte eines Anlageprodukts wichtiger sein als eine gute Rendite. Letztlich sind dies aber nur Tendenzen und in jedem Einzelfall müssen individuell die Vorlieben und Prioritäten herausgearbeitet werden.
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