Ein Haus entsteht in einem Neubaugebiet: In den meisten Regionen Deutschlands sind Neubauten teurer als Altbauhäuser. © picture alliance / Goldmann | Goldmann
  • Von Juliana Demski
  • 24.06.2020 um 11:23
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Wer in bestimmten Teilen Nordrhein-Westfalens, Sachsens oder gar in München lieber in einem Neubau wohnen möchte, der muss tief in die Tasche greifen. Das belegt der Wohnatlas 2020 der Postbank. Im Norden Deutschlands sieht es anders aus: Hier gibt es Regionen, in denen Bestandsbauten teurer sind.

Ob die neue Wohnung oder das neue Haus ein Neu- oder Altbau wird, hängt nicht selten auch vom eigenen Einkommen ab. Die mit Abstand größten Preisunterschiede zeigen sich im Landkreis Miesbach, der nur knapp eine Dreiviertelstunde von München entfernt liegt. Dort kostet der Quadratmeter einer gebrauchten Wohnung im mittleren Preissegment 5.600 Euro, in einem Neubau knapp 9.400 Euro, wie der aktuelle Wohnatlas der Postbank zeigt.

Beim Kauf einer 70 Quadratmeter großen Wohnung ergibt sich in Miesbach laut der Postbank-Studie eine Preisdifferenz ohne Nebenkosten von mehr als 263.000 Euro. Im oberen Preissegment, in dem Wohnungen nicht nur mit Ausstattungsextras wie edlen Böden und großzügigen Bädern, sondern nicht selten auch mit einem tollen Blick in die Landschaft glänzen, liegt der Preisaufschlag für Neubauten sogar bei gut 452.000 Euro. Das ist bundesweit die größte Preisdifferenz im Hochpreisbereich.

Ebenfalls hohe Preisunterschiede gibt es im oberen Preissegment in Stuttgart und Düsseldorf. Mehr als 160.000 Euro müssen Neubaufans hier draufrechnen. Ähnlich (bis zu 150.000 Euro) sieht es auch in den Städten Essen und Gelsenkirchen sowie in den Kreisen Meißen, Nordsachsen und Straubing-Bogen aus.

Es geht aber auch andersherum:

In den Landkreisen Leer und Nordfriesland sind Bestandsbauten im Schnitt sogar teurer als Neubauten. Im Bereich der hochpreisigen Immobilien werden in acht Landkreisen für den komfortablen Altbau höhere Preise fällig als für das Neubauobjekt. Zu diesen Kreisen zählen Aurich, Wittmund, Leer, Landkreis Rostock, Vechta, Schweinfurt, Cloppenburg und Freising.

Nicht ganz so happig, aber mit knapp 200.000 Euro immer noch kräftig, fällt der Aufschlag für Neubauten im mittleren Preissegment in Garmisch-Partenkirchen aus. Im Hochpreissegment sind die Unterschiede etwas weniger stark ausgeprägt: Wer sich hier für einen Neubau entscheidet, muss beim Erwerb von 70 Quadratmetern Wohneigentum mit Preisaufschlägen von knapp 162.000 Euro rechnen.

Überraschend ist: In Hamburg, der größten Stadt des Nordens, sind die Preisunterschiede nicht so groß. Für die Hansestadt zeigt der Postbank Wohnatlas eine vergleichsweise geringe Preisdifferenz von gut 80.000 Euro. Im Hochpreissegment fällt der Unterschied sogar noch geringer aus und liegt bei knapp 44.000 Euro.

In ländlicheren Gebieten sieht es noch besser aus: So geht es im mittleren Preissegment im Landkreis Freising um einen Aufschlag von rund 11.500 Euro und in Aurich um gut 14.000 Euro für die neu errichtete Immobilie. „Kleinere Preisaufschläge für Neubauten sollten Käufer mindestens in Betracht ziehen“, weiß Eva Grunwald, Leiterin des Immobiliengeschäfts bei der Postbank. „Denn die Vorteile sparen unter Umständen bares Geld: moderne Haustechnik, höhere Energieeffizienz und Gewährleistungsansprüche bei Mängeln. Wer sich für einen Neubau entscheidet, bleibt in der Regel einige Jahre von Reparaturen verschont.“

Gleichzeitig sei ein Neubau aber auch das riskantere Vorhaben:

„Bei Gebrauchtimmobilien kann der Kaufinteressent mit eigenen Augen sehen, was er bekommen wird: Wie fällt das Licht ins Wohnzimmer? Wie hell oder geräumig ist der Flur? Dringt der Straßenlärm durch die Schallisolierung der Fenster? Solche Fragen lassen sich bei der Besichtigung eines Altbaus häufig einfacher beantworten als bei einem Neubauprojekt in Planung“, sagt Grunwald. „Allerdings verrät der Altbau seinem künftigen Besitzer häufig bei der Besichtigung nicht alles: Käufer sollten Sachverständige oder Gutachter hinzuziehen, um zu überprüfen, ob die Immobilie gravierende Mängel aufweist.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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