Blick in eine Fabrikhalle: Franke und Bornberg hat zum ersten Mal Betriebsinhaltsversicherungen bewertet. © usertrmk/Freepik
  • Von Karen Schmidt
  • 14.10.2022 um 14:12
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Die Rating-Agentur Franke und Bornberg hat zum ersten Mal gewerbliche Inhaltsversicherungen auf den Prüfstand gestellt. 67 Tarife und 234 Tarifvarianten von 41 Gewerbeversicherern haben die Rater dafür analysiert. Ergebnis: Die Unterschiede sind enorm. Hier erfahren Sie mehr.

Nach Betriebshaftpflicht- und Cyberversicherung hat das Analysehaus Franke und Bornberg nur ein weiteres Rating für Gewerbeversicherungen vorgelegt, nämlich für Inhaltsversicherungen, auch Inventarversicherung genannt. Sie schützt Betriebe und Inhaber vor finanziellen Verlusten durch Schäden an Waren, Vorräten und Betriebseinrichtung.

Weil die Branchen und Unternehmen sehr unterschiedlich sind, hat Franke und Bornberg bei der Entwicklung des Ratings das Marktplatz-Prinzip angewendet. „Wir berücksichtigen, welchen Versicherungsschutz Betriebe brauchen, die rund um einen beliebigen Marktplatz in Deutschland zu finden sind“, erläutert Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg den Ansatz.

„Unser Rating konzentriert sich auf die wesentlichen grundlegenden Anforderungen beim Bedarf. Das Ergebnis ist ein einheitlicher Anforderungskatalog über alle Branchen hinweg. Auf diese Weise reduzieren wir Komplexität und erleichtern Vermittelnden den Überblick.“ Dabei geholfen habe, dass Leistungen der Inhaltsversicherung je nach Branche nicht so unterschiedlich ausfielen wie beispielweise in Betriebshaftpflicht.

Einheitliche Bewertungskriterien für alle

Aus den am Markt verfügbaren Bedingungswerken haben die Analystinnen und Analysten zunächst 209 Leistungsaspekte herausgefiltert, in denen sich die Produkte unterscheiden. In einem zweiten Schritt wurden diese auf die 62 wichtigsten Bewertungskriterien für das Rating verdichtet. Dabei werden vor allem jene Kriterien herangezogen, die für die meisten Betriebe wichtig sind. Das betrifft die Gefahren Feuer, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl und Sturm, aber auch Erweiterte Deckung (Extended Coverage) und Elementarschäden.

Für alle Betriebe relevante Leistungen werden höher gewichtet. Branchenspezifische Leistungen, wie die Versicherung von Gefrier- und Kühlgut für Supermärkte, bleiben hingegen außer Ansatz. Ausgangsbasis für Sublimits bildet eine Versicherungssumme von 100.000 Euro. Dieser Basiswert ermöglicht den Vergleich von Leistungen unterschiedlicher Bezugsgrößen. Sind in einem Tarif beispielsweise Überspannungsschäden bis 25 Prozent der Versicherungssumme versichert, entspricht dies einer Bewertung von 25.000 Euro.

Sieben Rating-Klassen gibt es

Nach Durchlauf des Bewertungsverfahrens ermittelt Franke und Bornberg für jeden Tarif eine Gesamtwertung und damit die Zuordnung in eine der sieben Rating-Klassen von FFF+ (hervorragend) bis F- (ungenügend). Die Klassen sind so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Schulnoten erlauben eine weitere Differenzierung innerhalb der Rating-Klassen. Zusätzlich greifen Mindeststandards. Für die Bestnote FFF+ muss ein Produkt Überspannungsschäden mit mindestens 25.000 Euro versichern und auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit bis zur Versicherungssumme beziehungsweise mindestens 100.000 Euro verzichten. Für die zweitbeste Note FFF genügt – neben der erforderlichen Gesamtpunktzahl – die Absicherung von Überspannungsschäden mit mindestens 25.000 Euro.

Die besten Inhaltsversicherungen für Unternehmen

Das Erst-Rating für gewerbliche Inhaltsversicherungen zeigt große Unterschiede in der Qualität. Von hervorragend bis ungenügend sind alle sieben Rating-Klassen besetzt. Michael Franke überrascht das nicht: „Die breite Streuung der Rating-Noten zeigt, dass bislang einheitliche Standards in der gewerblichen Inhaltsversicherung fehlen. Genau das wird sich jetzt ändern. Erfahrungsgemäß nehmen viele Versicherer unsere Ratings als Ansporn, die somit eine steigende Qualität bei neuen Tarifgenerationen bewirken. Damit verschiebt sich der Fokus weg vom Preis hin zu dem, was bei Versicherungen zählt: die Leistungen im Schadensfall.“

Angesichts der Tatsache, dass es bislang noch kein Rating gegeben habe, sei das Leistungsniveau aber schon jetzt erfreulich, so Franke. Ganz nach oben sei jedoch noch Luft. Bewertet wurden 67 Tarife und 234 Tarifvarianten von 41 marktrelevanten Gesellschaften. Von denen erreichen bislang nur sieben Tarife die beste Rating-Klasse FFF+.

Diese Versicherer haben für einen oder mehrere Tarife die Bestnote erhalten:
  • Allianz
  • Generali Deutschland
  • Inter
  • Münchener Verein
  • Württembergische

Mittelfristig erwartet Franke einen deutlichen Qualitätsschub: „Unser Rating wird Leistungen sowie begriffliche Präzision von gewerblichen Inhaltsversicherungen beflügeln. Damit wird sich der Wettbewerb weg vom Preis hin zu mehr Qualität verlagern.“ Nachhaltigkeit spiele in der Produktgestaltung noch eine untergeordnete Rolle. Doch hier zeigt sich Franke ebenfalls optimistisch: „Erste Versicherer beweisen, dass es im Gewerbegeschäft interessante Ansatzpunkte für nachhaltige Tarife gibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ESG-Aspekte künftig auch in unser Rating einfließen werden.“ Die weitere Entwicklung müsse zeigen, wie ernsthaft Versicherer das Thema Nachhaltigkeit behandelten.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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